GLAM MEETS THE GIPSY KING

Der Höhepunkt des Tages, morgens um 10 – eine Spontanerektion angesichts eines Passanten. Mitte, Ende 30, 185cm, langes braunes welliges Haar, schmales Gesicht, Vollbart. Trägt einen schwarzen Anzug (etwas zu groß) und ein weißes T-Shirt. Telefoniert. Erst kommt er mir entgegen, dann dreht er und überholt mich und da geschieht´s. Ständer. Ich würde ihm gern das Handy abnehmen und mich mit ihm schnellen Schrittes entfernen und Sachen tun, wie in meinen Romanen. Inklusive paranormale Aktivitäten vertuschen, aber auch ganz irdisch überirdischen Sex. Aber da ist er auch schon über die Straße und ich erreiche pünktlich (und abgeschwollen) meinen Arzttermin.
„Beim Nervenarzt gehen die Uhren anders“, werde ich begrüßt, „kommse in zwee Stunden wieder. Machense sich n schön Vormittach.“
Leicht gesagt in dieser Gegend… Also stiefele ich lustlos durch die Neukoelln Arkaden, kauf mir einen Roman, einen Kaffee und etwas Geschmacksneutrales, das sich als Tomaten-Mozarella-Stange bezeichnet und setz mich in den Wind vorm Rathaus, wo ich immer wieder (erfolglos) nach dem Gipsy King Ausschau halte. Gegen 12 bin ich zurück in der Praxis. Nach einer weiteren Stunde verlasse ich sie mit einem Rezept in der Hand. Weder das Wartezimmer, noch die Einkäufe haben mich aus der Fassung gebracht, und auch, wenn ich mich im Arztgespräch fühle wie jemand, der sich vorsichtig nach Morphium oder klinischem Kokain erkundigt, es ist ein weiterer recht stabiler Tag. (Was mich nicht davon abhält, das neue Medikament zu testen. Er ist noch sehr fragil, der Status.)

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