SCHWANENSEE

Es fällt mir nach mehr als zehn Jahren auf dem Berliner Wasser noch immer schwer, zu formulieren, was es ist, dass es so großartig ist. Als völlig unsportlicher Mensch genieße ich den Aufwand des Paddelns um an den Lieblingsplatz in der Mitte des Sees zu gelangen, den perfekten Platz mit größtmöglicher Entfernung zum Ufer, am Besten etwas Schilf im Rücken, damit die Schwimmer in ihrer Überkreuzung des Sees uns nicht zu nah kommen. Natürlich darf man auch nicht ganz so zentral ankern, denn man will sich ja manche Schwimmer auch etwas genauer anschauen. Es hat etwas sehr demokratisches, das Wasser, die Halb- bis Nacktheit. Und dann tun wir einfach mehrere Stunden nichts als, uns vom Wasser schaukeln zu lassen, von Zeit zu Zeit selbst hineinzugleiten, Wein zu trinken, zu essen und zu rauchen. Reden ist genau so gut wie Schweigen. Die, die das begreifen, sind gern gesehene Gäste. Dann schauen wir Menschen an und wundern uns manchmal, mit welchen Füllhörnern die Götter mitunter arbeiten. Es ist etwas ganz anderes, einen Menschen auf dem Wasser (oder darin) zu sehen, als beispielsweise an der Ampel oder unter der Markise von O. Sie sind auf sich selbst reduziert und durch die Abwesenheit der Aussagekraft von Bekleidung erlebt man den Menschen anders. Weniger, wie er sich definiert, mehr wie er ist.

Entspannung setzt bei mir schon während des Ruderns ein. Perfekt ist sie ab dem Moment, wo wir ankern. Der Buzz nach zwei Glas Wein, Dösen in der Sonne, aber selbst die paar Tage, die uns der Regen erwischt hat, haben etwas Feierliches. Regen muss man ja auch mal erleben, und das geht eben nicht mit einem Regenschirm, sonder er muss kalt auf die warme Haut prasseln. Wenn Regen einen zum Lachen bringt, dann ist das Regen erleben.

Auch bei den Begegnungen mit den Schlachten-Schwänen spürt man sich. Schaunse mal wie nah die rankommen (Foto von Lucky) und die sind in der Überzahl. Mutter, Vater und sieben Halbwüchsige. Auf dem Foto Mutter und der schwule Sohn:

swannie

Gestern wussten die allerdings, dass wir keine Pringles dabei haben, da kamen sie dann auch nicht.

Neu ist seit 1, 2 Jahren die Anwesenheit von Smartphones. Wir checken tatsächlich unsere Mails und cruisen auch mitunter nicht nur auf dem Wasser. Musik hat sich als Wasser-Entertainment-Form nicht durchgesetzt, außer wir singen selbst. Und jetzt schau ich aus dem Fenster und es ist Seewetter. Da mein Urlaub ab morgen vorbei ist vielleicht einer der letzten Tage dessen, was für mich den Berliner Sommer ausmacht. (Und ich rede mir ein – letztes Jahr waren wir auch noch bis Oktober auf dem See!) Und es wäre kein echter Berliner Sommer, wenn nicht gestern auch, und das erstmalig in dieser Saison, die Edelgard aufgetaucht wäre. Fehlt nur noch die Frost!

2 Gedanken zu „SCHWANENSEE

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