GLAMANIPULATION

Den 30° im DG am Samstag geflüchtet und einen schönen Spot am Kanal auf der Maybachseite entdeckt. Durch den Zaun geklettert, paar Meter durch die Büsche geschlagen, hingesetzt und dann einfach nur gewartet, bis der Schweiß trocknete. Währenddessen Madonna auf dem Ohr und so ganz selbstvergessen, den Paddlern und Touribooten zugeschaut und nachgewinkt. Bis plötzlich aus dem Augenwinkel – ich sitze direkt auf der Mauer – ein Schubser und ich bin im Dreckwasser – jemand hinter mir. Unmittelbar direkt. Shocks!
„Glammy! Ich hab zwei Mal ganz laut gerufen!“
Ich nehm die Stöpsel aus dem Ohr und vor mir steht die T., mit der ich mich eigentlich immer schon mal mit ner Flasche Wein an den Kanal setzen wollte. An diesem Tag ist es nur Coke lemon, aber so sitzen wir ein Stündchen und erzählen uns was. Gegen 15h scheint die Sonne nicht mehr direkt auf den Balkon und die Wohnung ist wieder erträglich. Ich sitz in der Schaukel und lese den herrn schernikau, bis das erste Gewitter losgeht.

Am Sonntag hat es sich soweit abgekühlt, dass es leider mit dem Boaten auf dem See wieder nichts wird. Aber da ist ja noch eine Einladung auf´s Tempelhofer Feld, ein bestandenes Examen zu feiern. Unter den Gästen Ex-Roomie und Ex-Roomies entzückender einjähriger Sohn, ein echter Charakter. Irgendwann kommt das Thema auf Roger Waters (obwohl das Durschnittsalter – das Kind nicht einbeziehend – bei ca 27 Jahren liegt) und ich kann Geschichten aus dem Krieg erzählen, damals, als wir Tanzsoldaten waren, als der Potsdamer Platz noch eine Brache war. Wie Joni Mitchell mich fotografierte und Cyndi Lauper uns juvenile delinquents aus dem Rückfenster ihrer Limousine zuwinkte. Wie Ute Lemper einmal mit den High Heels auf dem Schotterboden ins Straucheln kam und ein Tanzsoldat ihr „Bück dich, Ute“ zurief, was sie nicht sehr positiv aufnahm. Was vielleicht den Ausfall ihres Mikros zur Folge hatte, im TV vor mehreren Millionen weltweit übertragen, stapft sie stumm durch die Kulisse, bis ihr Lied vorbei ist. Lemper ab, Ton an.

Am Abend ein unmoralisches Angebot, das ich dankend ablehne – er ist verpartnert. Und eigentlich gar nicht mein Typ. Aber er hat nen guten Humor. Und schwarzlackierte Fußnägel. Und wir haben einen erschreckend ähnlichen Sprachgebrauch. Und bezeichnet Bowie als Gott. Und manipuliert mich sehr erfolgreich.

Vor Jahren mal in der Therapie:

„Aber Glam, Sie müssen vorsichtig sein mit so manipulativen Leuten.“
„Wieso denn? Wenn er mich dahin manipuliert, wo ich hin will?“

Und denke so – hm. Mit dem hätte man ganz sicher richtigen Spaß beim Sex. Also Fun-Sex statt pornopoppen. Und das erste negative, was er über mich erfährt, ist, dass ich manchmal inkonsequent bin und auf alberne Prinzipien wie „kein-Sex-mit-Verpartnerten“ pfeife.

Und wenn Sie sich fragen, was aus den drei Anfragen von kürzlich wurde: der Serbe kommt erst am Dienstag nach Berlin, der Ginger ist zwar Zucker, optisch, aber unsere Gespräche ließen den Esprit des Gesprächs von gestern Abend vermissen, und mit dem zu jungen treff ich mich morgen.

Zu später Stunde noch Precht im ZDF, ich schau dem so gern zu und finde es nicht fair, wie er beleuchtet wird. Ich liebe diese Mischung aus Intelligenz, Sexiness und leichter Verschrobenheit. Leider erwirken seine Gedanken Bedenken zur Nacht in mir Material für ausgeprägte Terrorträume, in denen mir eine Ärztin ein Auge ausstechen möchte, auf dessen Linse sich die Zahl 62 festgesetzt hat, ein Computervirus millimeterkleine, aber gerade noch erkennbare Comicfiguren auf Computerscreens installiert, die darin ein Eigenleben aufnehmen und ich in meinem Kinderzimmer über Unmengen abgestellter Schuhe meiner früheren Freundin, der G. stolpere. Aber der Traum endet im Privatjet Jessica Langes, die auch überall High Heels rumzustehen hat.

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