HOHL

Flugzeug bleibt verschwunden, Pistorius bleibt verdächtig. Sie wissen vielleicht, dass der Umstand des Verschwindens an sich für mich ein Faszinosum darstellt. Dass die Abwesenheit von etwas, bzw die Unbestimmbarkeit irritiert, erleben wir gerade eben so sehr, wie die Schöpfung eines zeitgenössischen Archetyps, eine Art männliche Disney-Hexe in Gestalt eines beinamputierten Sportlers, dem es in seiner beachtlichen Karriere gelungen ist, sich und uns vieles zu beweisen. Ob es ihm bei der Unschuld gelingen wird, ist hingegen fraglich. Pistorius, angesichts dieser Umstände, könnte nicht nur kotzen – er tut es auch. „Peng“,. möchte ich im Sinne von Fabian Hischmann hinzufügen. (Meines Erachtens sind seine verstörten Reaktionen nicht Ausdruck von Trauer, sondern Folge einer Panik darüber, dass der Golden Boy dieses Mal nicht die Kontrolle hat und von Gewinn-Chancen nicht die Rede sein kann.)

Gestern hatte ich die Wahl zwischen House of Cards, einem dänischen Thriller mit Tuva Novotny und zwei deutschen Horror-Familien. Ich tat alles ein bisschen. House of Cards, wie immer, sehr sehr gut, der Tuva-Thriller fesselnd wegen seiner entsetzlichen Perückenarbeit, hinzu kam eine Kamera, die bestraft gehört – wie man eine wunderschöne Frau so hässlich filmen kann, es ist mir nicht begreiflich. Bei den Horror-Familien fiel nur die Entscheidung schwer, welche schlimmer ist. Der Fantasy-Clan der Hohlbeins oder die Ossi-Asi-Familie, die von RTL2 gratis 6 Wochen durch die Staaten touren darf und dort ihren Unmut über die amerikanischen Umstände und das Prinzip Arbeit ventilieren darf. Der schönste Satz fiel bereits in der ersten Folge: „Seit der Wende arbeitssuchend.“ Jetzt, mit RTL2, hat die Suche zumindest mal 6 Wochen pausiert. Wäre es ein amerikanisches Format, dann würde man hinter den Eltern Crackheads vermuten, aber hier sehen wir, dass es keine Drogen braucht, um ein kaputtes Paar zu zeichnen. Von „kaputt“ kann bei den Hohlbeins nicht die Rede sein, denen scheint es sogar recht gut zu gehen, wirtschaftlich. Hier stellt sich entsprechend die Frage „Warum???“. Die Familiendynamik um den schweigsamen Papa herum ist aufgeputscht, es wirkt, als hocken zu viele Menschen zu lange auf zu engem Raum zusammen. Dabei ist das Reihenhaus mit Koi-Teich durchaus geräumig. Dass der Papa irgendwann als erster vom Abendbrot aufsteht, sich verzieht und Fantasy schreibt – nu joar, Fantasy taugt durchaus zur Alltagsflucht.

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