DEFYING GRAVITY

Und dann kam er doch noch. Der Tag, wo man merkt, es ist Hauptsaison, und man erlebt wieder, warum das so schrecklich sein kann. Und man muss manchmal ausatmen, pchuh, als ob einem jemand einen Klapps in den Nacken gibt, und viel tief einatmen. Und dann nähert sich der Tag dem Ende und eine Kollegin geht mit einer Flasche Sekt herum. Von anderen Kollegen kommen Kommentare wie „Alter, ey – war das hart“ und man stellt fest und äußert „Normalerweise ist es heute wie sonst von Mitte Oktober bis Januar. Komplett durchgehend.“ Und ich hoffe, dass man es auf den Montag schieben kann – montags sind die Leute am Schlimmsten. Aber wenn es jetzt bis Januar so weiter gehen sollte – mit der Crew ist das auszuhalten.

Nicht auszuhalten war die gestrige ARD-Diskussion zum Thema Gleichstellung Homosexueller. An sich ja schon ein verfassungswidriger Ansatzpunkt. Wir sind doch vor dem Gesetz alle gleich, oder hab ich da was falsch interpretiert? Mir grauste, als zwei Vertreter der CDU ihre Thesen zum Thema Familie vortrugen. Ich mach mir nicht die Mühe, die Namen im teils sehr treffenden Spon-Artikel heraus zu suchen, ich möchte dieses Blog nicht beschmutzen. Ehe gehöre geschützt, weil Eheleute sich fortpflanzen und den Erhalt der Menschenrasse sichern. Also: kinderlose Eheleute enteignen, das wäre die Konsequenz. Singles – alle einsperren und zwangs-paaren. Das Schlimme jedoch – anders als Herr Frank vom Spon bin ich der Ansicht, dass die Geisteshaltung der beiden nicht veraltet, sondern noch weit verbreitet ist. Was die von sich gaben ist so finster reaktionär und konservativ, dass auch der schwule CDU-Politiker, die für das Ehegatten-Splitting bei Schwulen eintritt, nicht als Lichtblick genügte. Das tat dann allerdings die Mutter eines Schwulen, die von ihren Problemen angesichts des Coming-outs ihres Sohnes sprach. Und darüber, wie sie sich mit der Tatsache versöhnte. Eine starke Familie, wie ich sie auch selbst erleben darf. Menschen – die angesichts der Konfrontation mit einem für sie ungewohnten Lebens-Stil nicht einknicken, sondern sich infomieren, bilden, und Vorurteile abbauen, um sich ein neues Bild der Situation zu machen. Das geht. Das ist auch meinen Eltern gelungen, und in ihrer konservativsten Zeit saß auch meine Mum für die CDU im Gemeinderat.

Wir sollten uns nicht so auffällig geben. Mehr so mit dem Rest der Gesellschaft verschmelzen, regten die beiden CDU-Crazies an. Uns angleichen. Fuck you. Ich spiele kein falsches Spiel. Und werde auch in Zukunft mit schwarzem Augen-Make-up mein Date am U-bahnhof abholen und riskieren, angepöbelt zu werden. And you won´t bring me down. If thine eye offend thee – pluck it out. Das ist doch mal Bibel.

4 Gedanken zu „DEFYING GRAVITY

  1. kittykoma

    Ich treibe mich ja seit Monaten in einem Winkel vom Internet herum, der für heterosexuelle Akademiker eingerichtet ist.
    Da kannst du vom Glauben abfallen, wenn du das liest. Uneheliche Kinder sind Bastarde, Frauen mit mehr als 5 Sexpartnern gestörte Schlampen und Homosexuelle eine Bedrohung für die Volksgesundheit.
    Deutsche Provinz. Da hält sich so was und zieht in den Bundestag ein.

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  2. kaltmamsell (Gast)

    Könnte man vielleicht als Protest eine Art Patenschaft einführen? Heterosexuelle Ehepaare überweisen ihre Steuerersparnis an gleichgeschlechtliche Ehepaare?

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  3. glamourdick

    REPLY:
    ich würde einfach die lang ersehnte dummensteuer einführen und die dann den hochzeitshomos überweisen, damit sie damit schöne flower arrangements und küchenmaschinen kaufen können.

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