SUMMER MAGIC

Da wo sonst der Schnautzerträger, Ende 50, Anker-Tattoo mit dem eigenen Federhalter aufm Unterarm, damals im Vollzug, also wo der Mann hinterm Tresen steht, dem ich regelmäßig Geld dafür gebe, dass ich mein Auto bei ihm betanke, da jedenfalls steht am Sonntag Porno pur, geradezu übertrieben. Sich wölbende Titten, Oberarme, die das T-Shirt zu sprengen drohen, ein Kreuz, das den Rücken herab das klassische V bildet. Ich pfropfe völlig verstört das Wechselgeld ins Portemonnaie. Oh oh. Larger than life, denke ich und auch der See ist erstmals richtig gut besucht, unzählige Boote, sehr viele davon mit Testosteron pur An Bord, und Sie glauben nicht, wie praktisch das ist, wenn man mit zwei attraktiven Brünetten unterwegs ist. Später kapern wir sogar ein schwules Paar, ganz reizende Menschen, die auf unseren Bötchen eine kleine Verschnaufspause machen. Das Wasser ist Perfektion. Seide. Man möchte gar nicht mehr raus. Und nach 20h, als wir mit einem Mal das einzige verbleibende Boot sind, da ist das Wasser einen Tick wärmer als die Außentemperatur und da war er, der perfekte Sommertag, an dem alles stimmte.

Im Auto auf der Rückfahrt dann die 15 Jahre alte Cassette (!), die ich damals in ekstatischer Verliebtheit aufgenommen hatte. Und alle Lieder gehen noch. Rares vom Michi, Ray of Light, My best Friend´s Wedding – wir singen mit und ich erzähle die Geschichte, wie ich einmal erfolgreich zauberte und was mir das mittelfristig eingebracht hatte. Dann setzen wir die C. in der Trendstraße ab, und die N. ein Stückli weiter und uns allen ist klar, warum man diese Stadt einfach lieben muss. Im Sommer, wohlgemerkt.

Als hätte es nicht schon genug Belohnung gegeben – „My best Friend´s Wedding“, der geht nämlich immer, und diese Julianne ist wie eine alte Bekannte, aber so JUNG!

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