TUT-Tickets abgeholt, Familie in Empfang genommen, zurück nach Hause, den neuen Roman von J.C.Oates angefangen und ich glaube, mein Leben ist mittlerweile zu kurz für Romane, in denen eine Unterhaltung zweier Universitätspräsidenten über gefühlte 60 Seiten ausgewälzt wird. Dann Familienlunch bei Rocco, danach mit Neffen und dessen französischen Cousin ins Kino – World War Z in 3D. Nach Tim Burtons Alice mein zweiter Film in 3D und die guten Schockmomente sind wirklich nur der Technik geschuldet, wenn ein Zombie knapp an einem vorbei hüpft oder auf einmal ein Hubschrauber überm Kinosaal schwebt. Diese Wow-Momente reißen einen dann aber auch gleich aus dem Film raus, was bei diesem Film jetzt nicht so wild ist, man kann sich ja denken, was kommt. Immerhin macht es große Freude, mal wieder Brad Pitt zu sehen. Fest beschlossen, den Gatsby auf alle Fälle noch im Kino anzuschauen, denn da geht es ja um das Boom und WOW und barocke Opulenz und jetzt bin ich ja 3D-gewöhnt und sehr neugierig, wie ein Genie wie Baz Luhrmann die Technik für sich nutzt und allen mal zeigt, wie das geht.
Danach ein Cocktail Bei Billy – wie üblich „Love in the afternoon“. Jetzt ist auch der Patenonkel des Cousins des französischen Neffen dabei und der kommt gerade aus einer anderen Welt als wir und berichtet über Statistiken, Relationen und Korrelationen und warum es am Potsdamer Platz manchmal so stinkt: der Wasserverbrauch ist niedriger als zum Zeitpunkt der Schätzung, die Rohre zu breit, und so muss mitunter sogar mit Trinkwasser nachgespült werden. Ich mag ihn eigentlich sehr, aber thematisch könnten wir gerade nicht weiter auseinander sein und ich ermatte zunehmend, bin allerdings auch seit 6 auf den Beinen. Nach einer S-Portion Leberkäs mit Bratkartoffeln und Spiegelei im Spätzle-Express (die eher als M-L daherkommt) ziehen wir durch 36 weiter, dann die Friedelstraße runter, wo ein Etablissement mit dem Namen „Weincafé“ meine Aufmerksamkeit gefunden hat. Da sich aber auch hier die Unsitte breitgemacht hat, dass Wein in 0,1 Gläsern ausgeschenkt wird (Haaaallllooooo, wir sind in Kreuzberg!), trinke ich einen Cidre, die anderen Bier und Schokolade und Cortado. Hier sind die Gesprächsthemen dann lebensnaher. Wie man mit 16 so drauf ist erfahren wir aus erster Hand. Ich kann mich noch sehr gut erinnern. Es ist noch nicht mal 23h aber ich bin platt. Die -Jungs eigentlich auch, aber der Patenonkel noch nicht. „Wär das okay, wenn ich noch mit zu Dir komme, Glam?“
„Sure.“ Innerlich so eher (Ach nööööö.)
Dann richte ich den Balkon für die Gäste her, distributiere Cola und Wasser und muss mich entschuldigen. Ich bin nicht mehr auf Sendung und auch der Empfang ist gestört. Ich denk, Mensch, die Jungs wollen doch sicher auch mal für sich sein und nicht ständig in anstrengende Gespräch verwickelt werden, aber das kann ich unschwer diskret in deren Anwesenheit rüberbringen und man will ja auch ein guter Gastgeber sein, aber um die Präsenz auf dem Balkon drück ich mich und entschuldige mich aufrichtig mit Fatigue.
Während ich schreibe, sitzen die Jungs in der Küche und Frühstücken und quatschen endlich mal, wie 16jährige das eben untereinander tun. Im Traum war ich in einem Zombie-artigen Zustand, weil ich die falschen Pillen genommen hatte, machte einen Spaziergang in Berlin, das am Meer lag und wo plötzlich die Flut zu weit zurückgegangen war, so dass es einem Traumfreund unmöglich gemacht wurde, mit seiner Boots-Spedition einen Kraken nach Wannsee zu transportieren.