Da bin ich gerade mit den Korrekturfahnen durch – in denen können nur noch minimale Änderungen vorgenommen werden – Typos, Eintreibungen, Austreibungen – da kommt mir dieses Album über den Weg und damit ein Künstler, der seine Stimme als Instrument einsetzt und einen binnen Sekunden an Seelenorte mitnimmt, also ein Mann auf dem Niveau von Rufus, Devendra, John, David (bei den Damen Kate, Marianne, Ingrid und irgendwie auch Nina Simone) und das Buch ist fertig, ich kann ihn darin nicht mehr unterbringen, dabei geht es doch dort um die Magie der Musik und die Künstler, die sie herauf zu beschwören in der Lage sind. Also diese LaLa-Lieder-Opposition. (Wobei ich auch für LaLa-Lieder eine Vorliebe habe, es gibt ja auch Zeiten für Feelgood-Songs.)
Von der Stimme abgesehen (und das fällt schwer) ist „Different Pulses“ auch noch so ausgesprochen fantastisch orchestriert und produziert, dass ich mich noch nicht einmal mit den Texten richtig auseinandersetzen konnte, weil Musik und Gesang eigentlich schon alles sagen – sein Ton, sein differenzierter Stimmeinsatz reichen, um die Geschichten zu erzählen. Die Wortfetzen, die sich herauslösen sind jedenfalls schon von pointiertester Poesie. Ich bin fast erleichtert, dass der Mann nicht schwul ist – seine Sensitivität, seine Torture haben einen anderen Ursprung. Ich versuche, nicht zu bereuen, dass er mir erst jetzt begegnet ist und nicht vor ein paar Wochen, denn im Mai gastierte er in Berlin. Nein, ich ärgere mich nicht. Stattdessen freue ich mich über dieses einzigartige, atmosphärisch dichte Meilenstein-Album.
Und hier ein bisschen nackt-bis-auf-die-Haut:
Dies kennen Sie vielleicht in der Remix-Fassung:
Und das ist der Wankelmut-Remix. Auch schön: