WEITER MIT SCHWÄNZEN

Jesse resigniert. Nach ein paar Jahren in San Francisco ist aus ihm immer noch kein bedeutsamer Künstler geworden, also beschließt er, es irgendwo zu versuchen, wo nicht zuviel Ablenkung ist. I want your love folgt ihm vom Vorabend seines letzen Tages in SF an. Die erste Einstellung zeigt, wie der Film operiert. Wir sehen Jesse im Gespräch mit Freunden. D.h. wir sehen Jesse in Großaufnahme, seine Freunde hören wir nur. Die Geschichte(n), die erzählt werden, sind Alltagsgeschichten eines schwulen Freundeskreises. Das geht von banalen Party-Stories bis zu existentiellen Problemen und darüber hinaus ins Intime. Sprichwörtlich. Ähnlich und doch ganz anders als in John Cameron Mitchells Shortbus, wird hier expliziter Sex gezeigt. Inklusive Ständer, inklusive Sperma. Das kommt in seiner Aufrichtigkeit überraschend, aber auch sehr – ähem – organisch. Der Sex ist explizit, authentisch und gänzlich unpornographisch. Das heißt nicht, dass es keinen Spaß macht zu zuschauen, sondern, dass die Schauspieler nicht für die Kamera spielen, sonder einfach nur echt sind. Der Film ist nicht spektakulär, aber in seiner unhysterischen und realistischen Darstellung, in seiner reduzierten Geschichte ein feines Meisterwerk und, was die Darstellung dessen angeht, was wir alle machen und nur mit besten Freunden drüber reden (außer, wenn wir es im Blog veröffentlichen), also Ficken, ein Meilenstein. Glam hearts Travis Mathews, writer and author.

Glücklicherweise hat sich in Deutschland die Edition Salzgeber des Films angenommen, so dass es keine schlecht synchronisierte deutsche Tonspur gibt.

2 Gedanken zu „WEITER MIT SCHWÄNZEN

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