„FLICKER“ STATT „FLICKR“

„Der Schwarm“ ist längst ausgelesen und ein neuer Wälzer musste her und wie es der Zufall wollte, fand mich ein Buch, das schon allein durch das schlichte aber nachvollziehbare Design (Form -> Inhalt) mein Auge reizte.

FLICKER

Zelluloidstreifen, monochrom, das könnte gut sein. Zum Inhalt: ein junger Filmstudent entdeckt das Werk eines aus Deutschland exilierten B-Movie-Directors, das sich nicht nur als ziemlich genialisch sondern auch als äußerst (und sprichwörtlich) vielschichtig und bedrohlich erweist. Da fiel mir etwas ein, mein Lieblingsbuch von Paul Auster, in dem ein Wissenschaftler die verschollen geglaubten Filme eines verschollen geglaubten Stummfilmkomikers entdeckt, was zu einer abrupten Wendung in seinem Leben führt.
Etwas irritiert schaue ich nach dem Veröffentlichungsdatum von „Flicker“ und stelle fest, dass es in den Staaten bereits 1991 veröffentlicht worden ist, lange vor Auster.
350 Seiten später sind die Bezüge zu Auster nach wie vor offensichtlich. Nur dass es sich bei „Flicker“ nicht um ein x-beliebiges B-Book handelt, aus dem ein geachteter Autor ja gerne mal klauen darf, sondern um eine eigenständige Komposition von hoher literarischer und filmhistorischer Qualität, die für mich jetzt schon zu einem der besten fünf Romane gehört, die sich mit Hollywood Gothica auseinandersetzen. Sturmwaisen!, zwergwüchsige kettenrauchende Kamera-Genies!, Nylana, die Königin des Dschungels!, die bizarren sexuellen Riten der Olga Tell! – a big fun read. Go get it! (Am Besten zum Vergleich Austers „Boof of Illusions“ gleich mitnehmen.)

13 Gedanken zu „„FLICKER“ STATT „FLICKR“

  1. arboretum

    Das Cover der deutschen Ausgabe, die mir eine Freundin vor ein paar Monaten leihweise in die Finger drückte, macht allerdings nicht so viel her (heißt Schattenlichter, falls das jemanden interessiert).

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  2. glamourdick

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    ach nö…. ich hab grad hier upgegradet, so dass ich keine alten bilder mehr löschen muss. und das nervige flickr-logo macht ständig ärger beim seitenladen.

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  3. arboretum

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    Hübsch abgedrehter wilder Streifzug durch die Filmgeschichte – wir haben uns daraufhin nochmals Citizen Kane angesehen, der kam passenderweise gerade im Programmkino -, gepaart mit Religionsgeschichte und religiösen Verschwörungstheorien. Netter Anlass, sich damit ein bisschen näher zu beschäftigen, wie das so war mit den Albigensern und all den anderen.

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  4. glamourdick

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    „citizen kane“ hatte ich mir anlässlich „king of the mountain“ nochmal angeschaut.
    ui, und es gibt eine bizarre geschichte um den verbleib der original-kopie der „magnificent andersons“ – sollte herr roszak aufschreiben die geschichte. ein echtes adventure…

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  5. nilz

    „citizen kane“ ist leider schon überbewertet..übrigens, ebenfalls ein sehr schöner roman über hollywood ist „boy wonder“, hier in deutschland bei 2001 vor jahren mal rausgekommen. wärmstens zu empfehlen.

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  6. glamourdick

    REPLY:
    wenn man kane im zeit-kontext betrachtet kann man ihn gar nicht überbewerten. wobei das harte schwarz und weiß an einigen stellen fast anstößig ist. nevertheless, ich hab ihn genossen und mich durchaus sehr bewegen lassen von der geschichte und ihrer umsetzung. ist einfach verdammt gut erzählt. aber wie alle klassiker ist er eine überstrapazierte kopiervorlage, was manchmal schlechter ist als eine überstrapazierte wichsvorlage. merke: wichsvorlagen halten länger. (rufus wainwright steht auch auf 70er porn – ich bin erleichtert.)

    hui – batman´s robin speaks out. scheint kult zu sein, da ab 30,- euro als sammlerexemplar bei amazon marketplace zu beziehen. ich hol´s mir bei abebooks und bin dankbar für den tip. indes, it´s not a hollywood novel. ist ne autobiogrpahie.
    ich bin halt spitzfindig. wozu hab ich auch einen „dick“ in meinem namen…

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  7. brittbee

    Allein das Cover hätte mich kaufen lassen. Deinen Buchtipps ist zu trauen. Jenni Zylka rettet mich gerade- wenigstens für Minuten- aus meinem Winterblues.

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