Drei Kühlschränke brummen freundlich vor sich hin, ein Staubsauger röhrt im Hintergrund, zwei Mobiltelefone klingeln gleichzeitig und auf dem Herd gart ein nicht unbedingt wohlriechendes griechisches Fleischgericht. Das eine Mobiltelefon klingelt eine ukrainische Weise, ziemlich lang, aber die Besitzerin lässt die Weise (staubsaugerbedingt) unerhört verklingen. Am anderen Telefon beidseitig angespannte Stimmen.
„Wir sind hier zusammen eingezogen und ich erwarte, dass wir hier hier auch gemeinsam ausziehen.“
Zumal der Keller noch den Bastelkram des Verlassers, der den Exodus hier zu verantworten hat, beherbergt.
Samstag geht es raus aus dem Friedrichshain, mitten in die Mitte, zumindest für einen der beiden. Was wohl aus Scylla und Charibdis, den griechischen Untermieterinnen wird? Scheißgal. Die Katze hat sich jedenfalls schon unsichtbar gemacht.
„Was ist Zwäck-WG, bittä?“ wollte Scylla gerade noch wissen.
„Na, was Ihr hier habt. Gehabt haben werdet. Zusammen wohnen, weil billiger. Keine gemeinsamen Aktivitäten zwecks Aufbau und Pflege von Freundschaft.“
Die Zukunft schaut auf den Fernsehturm, hell und zweckoptimal. Man könnte die Wohnung in ihrer Kompaktheit direkt in die Küche verpacken, in der wir gerade mit den Kühlschränken brummen. Abartig überteuert ist sie, aber überschaubar. Keine Griechinnen, die Zellstoff verschleißen und totes Fleisch zum Übel riechen bringen. Kein überflüssiges Zimmer, das wie ein schwarzes Loch halbjährlich neue Untermieter verschlingt. Und der ehemalige Mitbewohner, der lange Jahre auch der Lebensgefährte war, hat sich bereits einen neuen, kuscheligen Unterschlupf gesucht und gefunden.
Zusammengefasst verhält es sich wie mit dem Dänischen Bettenlager, an dem wir vor ein paar Stunden furchtsam vorbeihuschten, wo ein Schild handschriftlich annoncierte ALLES MUSS RAUS.
Ich fühle mich hilflos, frage mich ob das wirklich der richtige Tag war, das Johanniskraut abzusetzen.
„Weißt Du, dass ich in solchen Momenten überglücklich bin, dass ich Single bin?“ Die Erinnerung an den Verlustschmerz der letzten, lange zurück liegenden Beziehung springt mich an wie ein Horrorfilm-Effekt, um ebenso schnell das Weite zu suchen.
Aber mir gegenüber am Küchentisch, der für die neue Wohnung zu groß ist, feiert sie Wiederauferstehung; der Film wird wöchentlich verlängert, was nicht auf den nachhaltigen Erfolg zurückzuführen ist, sondern auf die Niedertracht des Schicksals.
„So,'“ reiße ich mich zusammen, „jetzt brauche ich ein Blatt Papier und dann machen wir eine Liste, da können wir dann immer schön die erledigten Punkte abhaken! Telefon, Strom, Umzusgwagen. Und Geschirr kannst Du gut mit Handtüchern verpacken. Frag doch mal Galina, ob sie zwei Kühlschränke braucht, vielleicht für die Familie in der Ukraine. Und frag Jungs vom Sport, ob sie bei den schweren Sachen schleppen helfen.“
„Die haben alle kaputte Rücken. Oder Knie.“
„Dann sag halt es ist Bauch-Beine-Po an schicker urbaner Location.“
Dreißig Minuten später sind bereits drei Listenpunkte abgehakt.
Time for moving on.
Anfragen für die Kühlschränke leite ich gern weiter.
REPLY:
@britt
du süße đ
ich mach einen Karton nur mit Gardinen drinnen – nur für dich!
ich würde mir über deine Hilfe den Wolf freuen, es sieht zwar noch nicht dramatisch aus, aber ich zähle mal die Gründe, die bisher gegen Umzugshilfen sprachen:
Kaputte Knie
kaputte Rücken/Bandscheiben
Karneval in Köln
Urlaub in Rom
eine neue Liebe in Amsterdam/ein Trip nach Malaysia
nochmal Karneval in Köln
Karneval in Köln
Bewerbungsgespräche im ganzen Land über die nächsten zwei Wochen
ein Komparsendrehtag
irgendwie Arbeit, ich weiß nicht, welche.
und das schönste zum schluß:
der Kindergeburtstag seiner Tochter, der meinen liiieeben Ex-Freund und Seelenverwandten leider, ach, leider dann doch davon abhält, mir beim von ihm ausgelösten Auszug aus der gemeinsamen Wohnung zu helfen.
AAAAAAAAAAAAAAAAAAARRRRRRRRRGGGGGGGHHHHH.
REPLY:
yes. tis him.
REPLY:
vielleicht sollte noch einmal lautstark vermeldet werden, dass es ein catering gibt, welches die knie- und rückenleidenden kredenzen werden. und dass ja umziehen wahnsinnigen spaß macht und man immer nette menschen trifft und wahrscheinlich neun monate später eltern wird und blonder jünger straffer wird man auch, also bloggerinnen und außen – aufgepasst! mitmachen und kartoffelsuppe gewinnen.
(ich würde ungern als einziger schränke schleppen, ich habe einen sehr zarten knochenbau.)
@frank: hast einen grund vergessen, warum jemand nicht helfen kann: ausgekugelten arm.
es tut mir wirklich leid, dahling! aber dafür ist dein supersitzmöbel bestellt!
@glam: bbp fortgeschrittenen kurs, wenn der aufzug am alex zu klein ist
also:
karneval in köln ist ja wirklich ein guter grund.
nämlich ein guter grund, aus stilistischen erwägungen die freundschaft zu überdenken.
(ich war da jobsuchtechnisch letzte woche: erwachsene menschen in verkleidung, schauerliche musik (musik?) und scheißbier in kleinen damengläsern, genannt „kölsch“. who needs that?)
dennoch: auch ich bin sonntag weg. ich bin tatsächlich untröstlich. dafür stehe ich aber bei bedarf fast jeden tag im märz zum auspacken zur verfügung.
Hat der eine integrierte Eiswürfelproduktionsmaschine?
REPLY:
nein, aber wenn man ihn in die badewanne stellt, dann britzelt das wasser.
REPLY:
ich fange auch an, mir sorgen zu machen, was für leute der mann kennt.
und ja – dieses kölsch entsteht, wenn man eine leere becksflasche mit leitungswasser ausspült.
es als BBP program zu verkaufen ist ein heisser tipp, werde ich mir merken….. đ
Johanniskraut nie absetzen. alles beibehalten, was beruhigt…
barrymore and lange will star in grey gardens,
habe ich gerade auf
http://www.comingsoon.net gelesen
Kann ich helfen? Schweres kann ick och nicht schleppen, aber Geschirr in Tüchern.
REPLY:
ich schug herrn b. schon vor, am samstag eine einpackparty tzu veranstalten. robben und wientjes sind für den sonntag gebucht.
(by the way – good to read from you!)
REPLY:
ich versuch das mal ohne. bis jetzt ist noch alles okay, gemütstechnisch
seigneur glam, sie sind fuer mich der ungekroente koenig der genialen headlines!
REPLY:
courtesy of miss kate bush.
Nur wenige besitzen soviel Stil, sich antike Mythbewohner zu halten. đ
REPLY:
meine gänsehaut geht gerade die wände hoch. und trifft sich oben mit den haaren, die bis zur decke stehen.
you SO made my day!!!
ich komme gar nicht drüber weg.
ich bin so glücklich, ich schmelze. who needs johanniskraut anyway…
und wenn ich erst anfange darüber nachzudenken, wie geil es ist, dass schwabbelfresse z-moviestar zellweger den part nicht bekommen hat. wahnsinn!!!
REPLY:
den kelch reiche ich weiter. ich vergaß in obigem texte zu verdeutlichen, dass es sich nicht um meine wg handelt, die da aufgelöst wird. glamourdick mansion wird nicht aufgegeben!
meine mythbewohner waren immer eher urbaner, weniger antiker qualität.
is it frankie b. who is moving on? ich trage im gedanken ein päckchen mit.