FAMILIENTREFFEN

oohhh
Also setzt er sich in die Ubahn und fährt nach Mitte, wo die Frost ihr Familientreffen abhält. Stop. Er setzt sich in die Ubahn. Das erste Mal seit – 8 Jahren? Dies nur am Rande. Geht, dieses Ubahnfahren. Es gibt wirklich schöneres, aber es ist auszuhalten. Die erlernten Tricks helfen. (Angstnoten geben: wie ist die Herzfrequenz? Zittern? Flauer Magen? usw.) Es gibt auch schönere Ballhäuser als das Ballhaus Mitte (ehemals Clärchens). In Ermangelung eines Frühlings haben nachbarliche Familien den Spielplatz flugs ins Ballhaus verlegt, wo nun ringelgekleidete Balgen sich mit Spielzeugautos bewerfen, anstatt, wie Kinder auf dem Land es tun, vor ihrer Playstation zu sitzen und Hirnzellen zu verschmirgeln. Bedient wird auch nicht, aber die charmante Begleitung ist pünktlich da und so überbrückt man die Wartezeit mit dem Schmieden von Plänen.
candlebritt
Von den acht ursprünglich zugesagten Glam-Begleitern, schaffen es noch zwei weitere Frostschauer in die Mitte,
luckydarko
vodkai
pünktlich zum Showbeginn, zu dem Frau Frost ein Liedchen nicht nur schmettert, sondern auch noch gurgelt. Vorher ging die Cousine Nadine durch die Reihen, mit einem Eimer Wasser. Sie hat dieses Problem mit Mobiltelefonen. Hört sie eins, sieht sie es, muss sie es ins Wasser werfen. Für sie besser als ein Putzzwang, davon reißt bei diesem Wetter immer die Haut. Schnell kommt es zum Säbeltanz
sa-bel
, dann fängt die Bee den Brautstrauß
brautstrauss
(nicht den ersten, wie sie versichert), Glam dreht seinen ersten Film, der möglicherweise zu schlecht für youtube ist, man wird sehen oder nicht. Alle trinken viel, es ist immerhin sehr dunkel draußen wie auch im exorbitanten Spiegelsaal, den Glam gerne zur Glam Mansion annektieren würde. Der Saal ist nur mit Kerzen beleuchtet und mit Blitzlichtern, auch der Ton kommt unverstärkt. Tulpen stehen auf den Tischen herum, wie zum Hohn. Es ist ein bisschen wie im Wohnzimmer von Miss Havisham (für die Anglisten unter den Lesern), nur die Verrücken – äh Perücken sind länger. Die ganze Familie gibt ihr bestes, inklusive der burlesken Stripperinnen und Frau Hartmann.
luckiedarko
Tulpen fliegen Frau Frost gegen die Perücke und werden später eingesammelt und wieder schön zum Strauß gebunden. Eine Pizza auf die Faust, dann noch paar Vodka ohne Wanillje und der Abend wird zur Nacht. Schön war´s. Eine Nachts als Rausch, voller Elektrizität. Und alles ohne Strom. Danke, Frau Frost.
(Nur das SO36 danach hätte man sich schenken können, was Lucky und Britt schlauerweise auch taten.)

Und hier der Film:
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5 Gedanken zu „FAMILIENTREFFEN

  1. lore.berlin

    Die Angst fährt oft mit. Nicht die Angst, dass irgendetwas passiert. Die Angst, dass es wieder passiert, das Gefühl zu haben, die Kontrolle über den eigenen Körper zu verlieren. Bescheidenes Gefühl.

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  2. glamourdick

    REPLY:
    was bei mir hilft: das einstufen der symptome auf einer skala von 1 bis 100. (meist verbunden mit der feststellung, „das ist ja höchstens ne 30“)dann die aufforderung an die symptome „na, das habt ihr aber auch schon mal besser hingekriegt – give me more.“ und dann – anschauen. alle leute anschauen und die harmlosigkeit erkennen. nicht dass so der öffentliche nahverkehr schöner wird, aber die angst vor der angst lässt sich so ganz gut in den griff kriegen. was auch half – meine letzte (full blown) panikattacke hatte ich beim ersten tag im neuen job vor ein paar monaten. vor versammelter mannschaft. seitdem die erkenntnis – viel schlimmer kann´s nicht werden. und ich bin am nächsten tag doch wieder hingegangen. habe den leuten erklärt, was das war und bin auf verständnis gestoßen. fast jeder kennt das ansatzweise, wenn nicht aus eigenem erleben, dann über bekannte oder verwandte. ist immerhin die dritthäufigste psychische störung.

    die angst vor der angst ist das gefährlichste symptom überhaupt, weil es einen zum vermeider werden lässt. das geschieht ziemlich schleichend, aber ehe man sich´s versieht, hat man sich ins abseits oder sonst eine seifenblase katapultiert.

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  3. lore.berlin

    Das Einstufen der Heftigkeit, kannte ich bisher noch nicht. Vielen Dank für den Tip ! Werde ich ausprobieren.

    Ein Gefühl, dass ich lieber nie kennengelernt hätte. Verursacht durch einen S-Bahn Mitfahrer vor circa 2 Jahren, der einen epileptischen Anfall hatte. Die ganze Nummer einen Meter vor mir. Das röcheln, das zucken, die absolute Hilflosigkeit.

    Knappe 3 Wochen später hat es mich erwischt, das Gefühl umzufallen und genauso hilflos dazuliegen. Panik, ich muss aussteigen.

    Heutezutage immer mal wieder, muss jeden Tag S-Bahn fahren. Die absolute Konfrontation. Immer wieder einbläuen, Du fällst nicht um, Dein Körper ist auf Flucht programmiert, Du bist kein Epileptiker.

    Dem jungen Mann bin ich nie wieder begegnet, würde mich aber gerne nochmal bei ihm bedanken, auch wenn er nichts dafür kann…

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  4. glamourdick

    REPLY:
    stell dir einfach mal vor, es passiert wirklich. was sind die konsequenzen? du bist hilflos, du könntest dich verletzen, leute sehen dich und machen sich sorgen/ helfen dir.
    der anfall ist vorbei, man bringt dich zum arzt. du kommst wieder zu dir und denkst „oops i did it again“.

    ich glaube, deine hilflosigkeit mit bezug auf das opfer (in der traumatisierenden episode, die du beschrieben hast), ist für deine jetzige situation bedeutsamer, als deine angst, dir könnte dasselbe passieren. im grunde warst du ja deiner hilflosigkeit so ausgeliefert wie er seinem anfall.

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  5. lore.berlin

    Versagt zu haben, weil ich keine Hilfe ermöglichte, ist mir bisher noch nicht wirklich in den Sinn gekommen. Und da rennt man ein Jahr irgendwo hin, lässt sich beraten, Gründe erforschen und Taktiken erarbeiten. Kennt aber nicht die eigentliche Wirkung…Klar ist es die eigene Hilflosigkeit, die beängstigt und das schnelle Wegschieben. Ach da sind ja drei Frauen, die beherzt zugreifen und ihn in die stabile Seitenlage zerren, ihm etwas in den Mund schieben, um die Zunge zu sichern und da telefoniert ja auch schon jemand…

    Mir ist es heute morgen wie Schuppen von den Augen gefallen und ich bin dir zu wirklichem Dank verpflichtet !!! Vielen Dank für das Ohr !

    Nicht die Angst vor der eigenen Hilflosigkeit, sondern die Angst vor der Hilflosigkeit oder Ignoranz anderer.

    Ich garantiere, der nächste, wird die Künste meiner ersten Hilfe kennenlernen…:)

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