BUT SEE HOW DEEP THE BULLET LIES oder I KNOW IT´S OVER WHEN I KNOW IT´S OVER, DO I?

Die schöne Playlist läuft ein zweites Mal und die Erinnerung ans erste Hören ist noch ganz frisch, da hörte sich alles noch anders an. Jetzt ist ein trauriger Keith Urban-Song völlig befreit von Ironie. Meine Finger riechen noch nach ihm, und das wird wohl alles bleiben, von ihm, hier. Ein Geruch. Abwaschbar.

Der Begriff „sich auf etwas gefasst machen“: Selbst wenn die Sprachmitteilungen mit „Darling“ und „Sweetheart“ beginnen ist das noch kein Zeichen für eine Sache, die sich vom Guten zum Besseren entwickeln könnte. Schließlich ist er auf den blauen Seiten noch mit dem Tag „suche Date“ unterwegs, das gibt zu denken, da kündigt sich die Kündigung schon an, bevor es mit dem Anfang so richtig angefangen hat. Trotzdem erscheint er strahlend zum Dinner, genießt, erzählt, hört zu, die Themen überschlagen sich. Will plötzlich spazieren gehen und meine Befürchtung „er hält es in der Wohnung nicht aus – ich bin too much für ihn“ bewahrheitet sich eine halbe Stunde später. Als wir uns auf dem Rückweg meiner Haustür nähern frage ich mich schon, ob er noch vor der Tür sagen wird, dass er dringend nach Hause muss, oder ob er noch einmal die fünf Treppen mit hochkommt. Er kommt mit, aber ganz langsam, erst drei Schritte hinter mir, dann fünf, dann ein halbes Geschoss. Als ich ihn in die Wohnung lasse, sehe ich die Flucht in seinem Blick. Auf seiner Stirn steht „Du machst mir Angst, Du bist zuviel, ich will den ganzen Ballast nicht“. Ja, soviel passt auf eine Stirn, wenn man klein schreibt. Trotzdem gebe ich ihm, mir noch eine Chance. Wir liegen auf dem Bett, sein Kopf auf meiner Brust, ich betrachte die Kopfwunde, er ist schweigsam, ich möchte ihn fragen, ob meine Hände ihm lästig sind, aber das ist überflüssig, weil ich es weiß. Und möchte dann sagen „Ich lass Dich gehen, geh ruhig, ist ja nicht schlimm, man kann sich ja mal irren.“ Aber auch das krieg ich nicht raus. Irgendwann dann, zehn Minuten später kriegt er die Kurve. Und geht. Und bevor ich die Tür schließe, schaut er noch einmal, denkt „Tut mir Leid“ und mein Blick sagt „Mir erst.“ Und dann war es das und dich denke noch, „früher hätte ich bei so einem Erlebnis gedacht – wie komm ich drüber weg, jetzt denk ich, wie mach ich das blogbar.“ Und fühle mich beschissen, weiß aber zugleich, dass ich mich schon beschissener gefühlt habe. Dann widerum ist da ja noch mit der Glamschen Retardwirkung zu rechnen, mal schauen, wann´s mich überkommt.

Samstag. Die Balkonbauarbeiter sind weg (nein, ist nicht fertig geworden), ich mach mir eine Flasche Wein auf (zunächst einmal die, die er gestern Abend mitgebracht hat, die soll weg), um mich gezielt abzuschießen. Das klappt ganz gut. Um halb 10 bin ich besoffen, als das Telefon klingelt. Nein, es ist nicht er, obwohl der Anfang der Geschichte wie eine Sex-and-the-City-Episode wirkt, ist mir klar. Es ist jemand anderes, mit ganz viel Freude in der Stimme.
„Glammy, ich habe nachgedacht – ich möchte gern, dass Du wieder für mich arbeitest, Du hast mir gefehlt, das letzte Jahr, und ich wüsste nicht, wer den Job besser machen könnte als Du.“
Und da fang ich an zu heulen. 22 Stunden später. Weil es gar nicht mal so ist, dass ich mir selbst immer too much bin, sondern oft die Umstände mich zu dem machen was ich bin. Emotionally bruised. Mein Leben hat manisch-depressiv-hysterisch-schizoide Züge. Nicht ich. Aber mach das mal jemandem klar.

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(Ca 5 Min.)

12 Gedanken zu „BUT SEE HOW DEEP THE BULLET LIES oder I KNOW IT´S OVER WHEN I KNOW IT´S OVER, DO I?

  1. lore.berlin

    Carrie: Later that day I got to thinking about relationships. There are those that open you up to something new and exotic, those that are old and familiar, those that bring up lots of questions, those that bring you somewhere unexpected, those that bring you far from where you started, and those that bring you back. But the most exciting,
    challenging and significant relationship of all is the one you have with yourself. And if you find someone to love the you you love, well, that’s just fabulous.

    Leider ist das nicht so einfach…

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  2. glamourdick

    REPLY:
    ja, an carrie musste ich auch schon denken. anlässlich obiger geschichte hätte sie formuliert: „when we know it´s over, do we really know it´s over?“

    ich mochte die letzte sequenz in der folge, wo sie „memories“ singen und sie big nach seiner verlobung mit der stick-figure über den weg läuft. da sagt sie was schlaues über wilde pferde, das schau ich mir jetzt gleich mal an.

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  3. nilz

    lieber dick. das ganze tut mir ehrlich und aufrichtig leid. ich mochte dein beschwingtes „ich bin verliebt und deswegen lieb ich euch alle“-kommentieren in den letzten paar tagen bei mir. aber ich mag auch dein normales, dein trauriges oder dein müdes kommentieren. es sollte jetzt aber gar nicht so um das kommentieren per se gehen, es solte eher darum gehen, das ich dein herzchen zwar nicht kitten kann, aber eine vage ahnung habe das du, ähnlich wie ich, herzchenbluten bei allem schmerz auch für etwas konstruktives hälst. was auf ne ganz komische art und weise gut tut. und das beruhigt mich.

    p.s.: ich werde das schon noch schaffen während eines bloggerkaraokeabends in berlin zu weilen, bestimmt.

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  4. glamourdick

    REPLY:
    thanks neals, that´s very sweet. schreiben hilft, aber manchmal hätte ich lieber ein harmonisches, anspruchsloses leben anstatt ein motor für geschichten zu sein, die geschrieben werden müssen.

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  5. glamourdick

    REPLY:
    „gott sei dank geht alles schnell vorüber
    auch die liebe und der kummer sogar
    wo sind die tränen von gestern abend
    wo ist der schnee vom vergangenen jahr“

    ich habe drei lieblingsfassungen von dem lied: georgette, meret, ingrid

    ich kenn aber auch nur drei fassungen.

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  6. spango

    REPLY:
    And it feels like
    I’m seventeen again
    Feels like I’m seventeen

    Sweet dreams are made of this
    Who am I to disagree
    I travel the world and the seven seas
    Everybody’s looking for something
    Yea

    durchschnittliches lied. geh mir wech mit meer…

    die momente, in denen man sich so fühlt werden kürzer.

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  7. glamourdick

    REPLY:
    thank god for that. wobei ich zugegebenermaßen noch so schübe verspüre wo meine innere stimme ausstößt „devastating!“ aber ich laufe nicht weidwund durch die straßen, dazu war das techtelmechtel entschieden zu kurz.

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  8. nilz

    REPLY:
    das vertrackte an der sache ist aber, das man sich ein anspruchloses leben nur wünscht. wenn man es dann hätte würde man mit ziemlicher sicherheit schnell wahnsinnig darüber werden. also doch lieber freuen das alles so kompliziert ist…;-)

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  9. spango

    herr glam,

    ich hoffe, es geht dir bald wieder besser. mit tipps halte ich mich zurück. selbst das schreiben und vieles andere rückt mit recht in diesen momenten in den hintergrund.

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  10. mcwinkel

    Bei mir ist es auch mein Leben, was fertig ist.
    Ich doch nicht.
    Von daher versteh´ ich Dich, Glam.

    Ich hoffe, der Wein tat dennoch gut und es war D., die anrief. War´s D.?

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