SOMMERZAUBER, TEIL2 oder EINTAUCHEN, AUFTAUCHEN

Und so lernte Glam (das zweite Mal in seinem Leben) das Schwimmen. (Inspired by Lucky´s recollection.)

Juni 1998.
Früher abend, es ist noch hell. Ein Café in Kreuzberg. Es ist, ganz sentimental, das Café, in dem sich die beiden Jungverliebten zum ersten Mal geküsst haben, in dem sich nun einer der beiden Jungverliebten mit seinem besten Freund trifft.
Glam: „Hier, ich bin hie-err!“
Luckys blick sucht nach dem Wesen, dessen Stimme ihn gerufen hat, Sein Blick wandert in die richtige Richtung, wandert über das Wesen hinweg weiter.
Glam: „Hier! Bist Du blind oder was?“
Luckys Blick findet das Wesen. Luckys Stirn runzelt. Lucky lacht und zeigt mit dem Finger.
Lucky: „Wie siehstn Du aus?“
Glam macht eine schnippische Geste. „War ja klar, dass das nicht unkommentiert bleibt.“
Lucky: „Hast Du SONNENbrand?“
Glam: „Na geschminkt hab ich das nicht. Noch nie n Sonnenbrand gesehen oder wie?“
Lucky: „Doch klar, aber nicht bei Dir!“

Und es war wahr. Herr Dick hatte die Jahre 1985 bis 1998 jegliches Sonnenlicht gescheut. Kein Schwimmen, kein Sonnenbaden. Australischer Sunblocker und Chanel-Make up. Immer auf eine vornehme Blässe hinarbeitend, (wahlweise kalk-, schloh- oder schwanenweiß), ri.go.ros, doch immer nur einen Zustand der Käsigkeit erzielend, der nur mit teuren Produkten in den Griff zu bekommen war. Herr Dick schaute auf Leute herab, die ihre Freizeit mit Sonnenbaden und Schwimmen gehen verbrachten. Bis er Einfluss aufs Schicksal genommen und sich einen Mann erzaubert hatte, der auch noch Segler war und ein Wochenende mit der frischen Liebe auf der schnieken kleinen Yacht über die Havel cruiste. Zischende Hitze. Libellen über klarem kalten Wasser. Windböen, die Haare durchwirbeln. Nackte Körper, die aus dem Wasser emportauchen wie ein Polaroid, das sich gerade entwickelt. Lange nasse Haare. Ein Körper schlohweiß, der andere unverschämt bronzig-mediterran gebräunt. Küsse, während sich Erektionen in Schwerelosigkeit berühren. Hitze, Kälte, das Gefühl aufgehoben zu sein, aufbewahrt, das Wasser ein Gefäß, der Liebhaber ein Anker.

Und als er mit demselben Mann das erste Mal seit Kindertagen wenige Monate später an der winterlichen Ostsee stand, da liefen ihm zwei Tränen übers Gesicht vor Wiedersehensfreude, aber das hat niemand gesehen, außer dem Hund, und der nahm das Geheimnis mit ins Grab. War ein sehr sehr guter Hund. Die Himmels-Weimaraner haben ihn an der Pforte abgeholt.

Auch wenn die Liebe zu dem Erzauberten irgendwann ein trauriges Ende fand, die Liebe zum Meer, zum See, zu seinem Element – dem Wasser -, die ist dem Herrn Dick geblieben. Die Liebe mag gehen, das Meer bleibt. Woimmer es ein Wasser gibt, da hat der Dick ein Heim. Wellenrauschen, Flussplätschern, Sonnenreflektionen auf einem Waldsee. Das ist eine Beruhigung, die das Leben verändern kann. Und dafür ist er dem Erzauberten bis ans Ende seiner Tage zu Dank verpflichtet.

Get along, little doggies!

16 Gedanken zu „SOMMERZAUBER, TEIL2 oder EINTAUCHEN, AUFTAUCHEN

  1. brittbee

    REPLY:
    ich will mit! ich kann auch rudern und mache den Schlemmer-Picknick- Smutje mit Leckereien vom Feinsten. Nächstes Wochenende habe ich Zeit, det vom 7.-9.

    hurra! mein Segelkapitän macht sich momentan nämlich rar.

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  2. PetitePatate

    wie schön. und wie früh. ich bin froh, wenn ich morgens die richtige kleidung finde – von worten ganz zu schweigen.
    aber das hier ist beeindruckend. und mein poetischer gegenzauber zum alltag. seufz.

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  3. lore.berlin

    Das ist das Einzige, was ich in dieser Stadt wirklich vermisse. Meine Ostsee…Mir läuft meist auch eine Träne über die Wange, wenn ich sie nach langen Monaten endlich wieder sehe. Ich vermisse manchmal das Gefühl, frei atmen zu können, nur das Rauschen der Wellen zu hören, die Möwen, meine Strandspaziergänge, mit Freunden oder auch gern allein…18 Jahre haben mich einfach geprägt. Dort lernte ich schwimmen, dort bin ich aufgewachsen. Ich weiß, dass ich irgendwann, wenn ich für mein Geld nicht mehr arbeiten muss, endgültig zurückgehen werde. Aber das wird wahrscheinlich erst in 35 Jahren sein und vielleicht bin ich bis dahin auch ausgewandert…

    Berliner Seen sind auch schön, einige jedenfalls, aber es ist einfach nicht dasselbe…:(

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  4. spango

    da bin ich in meinem element: bitte tun sie mir den gefallen und halten sie sich in etwa an diese urhzeit und stil. so kann ich gut in den tag starten…

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  5. luckystrike

    hach, I remember. und wir widmen uns erst seit 8 jahren der unchristlichen seefahrt?
    was ein segen, auch für mich. denn da hab ich schwimmen erst gelernt. also bin ich indirekt herrn m. auch zu dank verpflichtet.

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  6. brittbee

    Sind bei Euch an Bord Frauen verpöhnt?

    Wasser ist wirklich ein Geschenk. Jenau darum wohn ick mit Spreeblick. Aber nicht nur offene Gewässer, zur Not tut´s auch eine Badewanne. Ich träume seit Wochen mit offenen Augen von Brandung, Salzwasser und dem Gefühl, sich einfach auf dem Wasser treiben zu lassen.

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  7. luckystrike

    REPLY:
    natürlich nicht! kannst gerne mitkommen, herz – mein neuer ‚tornado‘ (haha) hat ganz bequem platz für zwei, außerdem verfügen wir über eine ganze reihe beischiffe, proviantboote, luftmatratzen. wir haben schon bis zu 6 menschen beherbergt.
    wann sollen wir?

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