TABU

Stellen Sie sich mal vor, eine kleine Affäre, die auseinanderbricht, wie Affären das manchmal tun. Getrennte Wege, bis sich die beiden Schiffe wieder in der Nacht begegnen, im Meer der Blauen Seiten. Schiff 1 startet den Kontakt, will Wogen glätten. Nach spielerischer Empörung ist Schiff 2 gesprächsbereit und stellt folgende Forderungen:
1. Glam darf nicht mehr im Bett rauchen
2. Schiff zwei ist HIV-positiv, dies zur Kernntnisnahme für Glam
3. Glam darf nicht über Schiff 2 im Internet schreiben

Glams Antwort
1. Dann raucht er eben vor dem Bett
2. Das ist irrelevant
3. Glam schreibt über wen er will, wann er will, wo er will.

Fazit: Handelseinigkeit. Eine weitere sehr geile Nacht, gemeinsames Aufwachen – schöner könnte ein Neuanfang kaum aussehen. Am nächsten Abend liegt Glam allein in der Hollywoodschaukel und ein Gedanke plagt ihn, irgend etwas at the back of his mind. Ein Dialog vom allerersten Date, das ebenfalls im Bett endete.
Kurz vorm Schiffsverkehr, also bevor die Tornados verschossen wurden, stellte Glam fest, dass keine Kondome mehr vorhanden sind. Schiff 2 darauf „Sex ohne Ficken ist wie Schwimmen ohne Wasser“. Glam blieb altmodisch: Safer Sex only.

Das fällt Glam nun einige Wochen später ein. Beim Date 1 hätte das HIV-positive Schiff 2 gerne ungeschützten Risikoverkehr mit Glam gehabt. Das Risiko wäre allerdings nur auf Glams Seite gewesen. Der Preis für einen gummifreien Fick eine sexuell übertragbare chronische Krankheit, für die es bis heute keine Heilungsmethode gibt.

Liegt man also so in der Holywoodschaukel und sinniert. Und sinniert. Und greift zum Telefon.
„Sag mal Schiff 2, was hast Du Dir eigentlich bei unserem ersten Date dabei gedacht – Du wolltest ohne Kondom ficken.“
„Was – ich? Nein! Niemals“
„Du hast gesagt Sex ohne Ficken sei wie Schwimmen ohne Wasser. Und Kondome waren ja nicht. War Dir das egal, dass Du mich einem Risiko aussetzt?“
„Hast Du eigentlich eine Ahnung wie schwer das ist für mich?“
„Soll ich jetzt Mitleid mit Dir haben? Du hättest mir genau das angetan, für das ich Dich jetzt bemitleiden soll??“
„Was meinst Du, wie ich mir das eingefangen habe. Genau so.“
„Und das ist Deine Rechtfertigung???“
„Meine Werte sind so niedrig, dass eine Ansteckung sehr unwahrscheinlich ist.“
„Ach prima, dann hätte ich also ne Chance gehabt! Angenommen, Du hättest mich angesteckt. Wie würdest Du Dich damit fühlen? Weißt Du, was ich tun würde? Ich würde Dich in Grund und Boden klagen.“
„Der Gesetzgeber sieht das anders. Da hättest Du keinerlei Handhabe“
„Ach so – der Gesetzgeber. Du hast Dich also schon informiert und abgesichert wie Du aus so einer Nummer wieder rauskommt.“
„Du hättest mich damals schließlich fragen können, Du wolltest ja Sex mit mir.“
„Ja, aber ICH habe keine sexuell übertragbare Krankheit UND habe Dich ausgebremst, während DU mich noch überreden wolltest. Sagt Dir der Begriff VERANTWORTUNG etwas.?
„So, aha. Und sage mir mal Glam – mit wievielen Männern hast Du dieses Jahr schon geschlafen? Hm? 10? 20? Weißt Du, wieviele davon vielleicht positiv waren? Hm?“
„Und WENN? Keiner von denen hat mich einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Bei jedem wusste ich, worauf ich mich einlasse.“
„Ja was hätt ich denn machen sollen??
„Meine Güte, ein GUMMI im Portemonnaie vielleicht? Ich laufe 38 Jahre HIV-frei durchs Leben und da kommt ein Kid und will mich anstecken? Du TICKST doch nicht ganz richtig. Ich schwör Dir eins. Du kommst mir so nicht weg. Ich werde ein Auge auf Dich haben. Und ich werde einen Test machen. Und wenn damals auch nur ein Tropfen Sperma den Weg in meinen Körper gefunden hat und wenn Du mich infiziert haben solltest, dann zieh ich Dich zur Rechenschaft. Gute Nacht.“

Das Telefonat habe ich stark gekürzt wiedergegeben. Eine Stunde, mit vielen Schweigepausen. Brüllerei. Schmollen. Ich hab überlegt, ob ich so eine Geschichte bloggen kann. Aber ich blogge ja eh alles. Und was da passiert ist, macht mich noch jetzt fassungslos. Zumal das mit jemandem geschah, auf den ich mich gerade einlassen wollte. Der nun auch weiterhin auf den Blauen Seiten unterwegs sein wird. Und ich hoffe sehr, dass er sich an diesen Streit, an meine Vorwürfe und Drohungen erinnern wird und dass ihn das davon abhält, sein Killer-Sperma ungeschützt zu verspritzen.
„Ich kann nun mal nicht mit Kondom – sobald ich das drüberzieh geht der Ständer weg“ – war ein weiterer Erklärungsversuch seinerseits und eine Annäherung an die Wahrheit über sein Verantwortungsbewusstsein. Kondome sind unsexy. Ein Kondom killt Erektionen. Kein Kondom… Da muss man halt abwägen.
„Dann such Dir positive Sexpartner in die Du abspritzen kannst!“
„Um mich dem Risiko einer Mehrfachinfektion auszusetzen??“

Um 1.40 Uhr eine SMS von ihm: „Es tut mir Leid dass du mir begegnet bist und ich Dich in meinen Scheiß mit reingezogen habe.“

Da kann ich mir nichts für kaufen. Nicht einmal einen AIDS-Test.
„Das kann passieren, mit jedem Sex setzen wir uns einem gewissen Risiko aus.“ Mit solchen Sprüchen kann ich gerade nichts anfangen. Schiff 2 hat mich mutwillig einer Katastrophe ausgesetzt, an der ich nur knapp vorbeigeschrammt bin. Weil er Kondome unsexy findet. Ich habe die letzten Nächte nicht sehr gut geschlafen. Bin aufgestanden um zu kotzen, nicht im übertragenen Sinn. Der Horror, wieder einen Wahnsinnigen so nah an mich herangelassen zu haben, hält an. So leave me my shock. Der gesamte gestrige Tag fühlt sich an wie ein gefaketer Orgasmus.

So erlebt in Berlin, Juni, Juli 2006.

43 Gedanken zu „TABU

  1. anekalina

    Schon traurig, dass manche (viele?) Menschen ihr eigenes Unglueck breitgestreut weiterverbreiten wollen, aus der irrigen Annahme heraus, dass sie sich dann besser fuehlen werden.

    So young, and so bitter.

    Sei froh, dass du Prinzipien hast. Ich koennte dir da Geschichten von einer Freundin erzaehlen…die musste ich nach Jahren der Promiskuitaet gewaltsam zum AIDS Test schleifen. Und dann hatten wir (mitgehangen, mitgefangen) tagelang Panikattacken und Grabesstimmung und „NIE WIEDER“ Schwuere. Das war vor einem Jahr. Inzwischen „vergisst“ sie wieder, dass ihre „Menschenkenntnis“ sie vor gar nichts schuetzt. Und ich koennte ihr regelmaessig eine knallen dafuer.

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  2. glamourdick

    REPLY:
    sad sad stories. hat mich gestern so wütend gemacht, dass ich am liebsten ein paar fahrradfahrer von ihren rädern geschubst hätte, dabei konnten die ja gar nichts dafür.

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  3. mcwinkel

    Hm.
    Weiss nicht.

    Auch wenn das jetzt vielleicht altmodisch, vllt. sogar diskriminierend klingt: Punkt 2 der Forderungen (bzw. der Fakt zur Kenntnisnahme) wäre für mich ein Grund, sofort abzusagen.

    a) Soweit ich das weiss, gibt es mehr als 10 Mitglieder auf den blauen Seiten
    b) geht es um Deinen Körper, Deine Gesundheit, Dein HAUS, Mann!

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  4. glamourdick

    REPLY:
    das ist nicht altmodisch, aber unrealistisch. bei jedem sex mit einem/einer unbekannten musst du davon ausgehen, dass es ein infektionsrisiko gibt. nicht nur betreffs hiv. syphilis, tripper, hepatitis, condylome, to name but a few.
    ich habe freunde und bekannt, die hiv-positiv sind und bin somit seit langem mit dem thema in berührung – daher der mangel an berührungsangst.
    der status hiv-positiv ist für mich kein grund, mich gegen jemanden zu entscheiden. aber der oben beschriebene fall ist es.

    außerdem war ich verknallt. da tangierte mich das restangebot auf den blauen seiten nicht.

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  5. tradem

    Wie oft ich schon Kerle kennengelernt habe, die versucht haben es „ohne“ zu machen, auch wenn es abgesprochen war.

    Für sich genommen sollte schon eine solche Absprache überflüssig sein…

    Wie soll man sich solchen „Menschen“ öffnen? Vertrauen ist die Basis von allem. Wenn schon nicht bei so einer wichtigen Angelegenheit, wo dann?

    Das Unverständnis dieses Kerls macht mich wütend. Ist aber traurig.

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  6. Kirschrot

    Erschreckend. Beängstigend. Aber irgendwie wundert es mich nicht. Ich habe zu Singlezeiten zu viele Männer getroffen, die kein Kondom benutzen wollten oder zumindest keines dabei hatten. Allerdings war keiner von denen „bewusst“ positiv. Wenn ich nachfragte, bekam ich so etwas zu hören wie „Ach Quatsch, ich habe doch kein AIDS.“ Frauen sind aber in der Hinsicht auch nicht besser.

    Bewusst mit dem Leben eines anderen zu spielen, ist allerdings eine neue Dimension. Das würde mich auch fassungslos machen und unglaublich wütend. Man beginnt dann ja auch an sich selbst und der eigenen Menschenkenntnis zu zweifeln, weil man so jemandem vertraut oder sich in ihn verliebt hat.

    Da hilft wohl nur: Test machen, Ergebnis kommt ja heute innerhalb eines Tages, und den Wahnsinnigen möglichst schnell vergessen.

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  7. glamourdick

    REPLY:
    als ich anfing sex zu habem war die safersex-aufklärung so massiv, dass es mir bis heute nicht vorstellbar wäre, ohne kondom zu ficken. die frühen jahre rita süßmuths.
    weil aids heute „nichts neues“ ist, kann man es offenbar bagatellisieren und vorm eigenen gewissen verdrängen. positive leben immer länger, also braucht man sich nicht zu fürchten oder zu schützen. an heteromännern ist die aids-kampagen weitestgehend spurlos vorbeigerauscht, die hielten sich immer für völlig unbetroffen („schwulenkrankheit“) und das infektionsrisiko ist natürlich für frauen durchaus höher, so why spoil sex wearing a rubber?

    trotzdem, auch wenn man zehn jahre jünger ist als ich gibt es keine entschuldigung für ein bewusstes inkaufnehmen der verbreitung des virus. „fahrlässige körperverletzung“ scheint mir keineswegs adäquat, jemanden zeit seines lebens an medikamente zu binden, deren wirkung wohl der einer chemotherapie ähnelt.

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  8. raketenprinz

    REPLY:
    mitte der 80er war klar: wenn die community das thema nicht regelt, regelt es gauweiler. also wurden aidshilfen gegründet, die szene mit kondomen zugeworfen und safer sex wurde zur sexualkulturellen norm: wer sich an die regeln nicht hielt, stellte sich außerhalb des konsenses, grenzte sich aus, musste versuchen zu rechtfertigen, was nicht zu rechtfertigen war. hiv und aids waren eine kollektive herausforderung und aufgabe. keine frage: die entscheidung zwischen individueller freiheit und sexualmoralischer rahmensetzung wurde klar zugunsten zweiterem entschieden. (vor dem hintergrund der schwulenbewegung, die individuelle entfaltung über die mehrheitsgesellschaftliche sexualmoral stellte, ein beachtlicher und richtiger schritt.)

    irgendwann ende der 90er haben die aidshilfen den fokus verloren und betreuung, die rechte positiver und eigenverantwortung in den mittelpunkt gestellt – konträr zur vorherigen prioritätensetzung. prävention fand kaum noch statt. der konsens errodierte, die community ist auch angesichts gewonnener freiheiten insgesamt ein schwächerer bezugsrahmen, safer sex nicht mehr die norm, sondern eine (unattraktive) option individualisierter entscheidung.
    das ergebnis sieht man heute: verantwortung ist immer die des anderen.

    @tradem: ja, primär ist es traurig. und dennoch sollte man auch die wut nutzen, um bei gelegenheit jemanden in die fresse zu schlagen. einfach mal, um den standpunkt klar zu machen.

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  9. lore.berlin

    Berlin 1998, meine Freundin M. kam zu Besuch. Ständig auf Party, jedes Wochenende ein andere Droge und einen anderen Typen ausprobieren. Bei einem Spaziergang im Tiergarten plötzlich das Geständnis. HPV-Viren eingefangen. Feigwarzen. 3 Wochen Krankenhaus. Hammerharte Behandlung. Kurze Zeit später mit einem Fixer ungeschützt geschlafen, von dem sie nicht wußte, ob er Aids hat. Alles auf Droge. Heute lebt sie in Bayern, hat ihr BWL Studium beendet und mehr weiß ich nicht von ihr. Die Dame hat einfach nur Glück gehabt.

    Eine andere Freundin, die sogar Ärztin ist, setzt sich ständig diesem Nervenkitzel aus. Wieder eine andere, die in den letzten Jahren fast ausschließlich mit Afrikanern „verkehrt“. Das selbe in grün.

    Ich kann mir den Mund fusselig reden, es bringt nichts.

    Aids ist für die heterosexuelle Welt immer noch ein Thema, dass sie angeblich nicht betrifft. Einfach nur beschämend. Soviel Dummheit kann man einfach nicht begreifen.

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  10. lore.berlin

    REPLY:
    Ich fand´s auch nicht wiklich prickelnd…Hab mir ne Flasche Sagrotan gekauft und alles im Bad geputzt…:)

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  11. Eric_HH

    der herr hat übrigens nicht recht und macht sich durchaus nach deutschem strafrecht mindestens der fahrlässigen körperverletzung schuldig. tragischer ist aber, dass er bei allem recht auf selbstverwirklichung nicht begriffen hat, dass er derjenige ist, der verantwortung übernehmen muss. du hast die einzig richtige entscheidung getroffen. und vielleicht macht der junge mann mal ein präser-training. er ist nicht der erste und nicht der einzige mensch auf diesem planeten, der probleme mit gummis hat. das lässt sich nämlich trainieren. man muss das allerdings wollen.

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  12. glamourdick

    REPLY:
    das mit dem training habe ich ihm auch nahegelegt. zusätzlich zum trainig sozialer kompetenz.

    ich werde ja grundsätzlich nicht laut. aber wenn jemand versucht, den spieß umzudrehen, verantwortung von sich zu schieben, dann werd ich zur hyäne. die nachbarschaft hatte jedenfalls dramatisches entertainment.

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  13. nilz

    was für ein unglaubliches superarschloch. und für die sehr sehr dumme entschuldigungs-sms würde man ihm gleich gerne noch 5mal in die fresse schlagen.

    aber ganz ehrlich: ich würde mich gar nicht erst trauen mit jemand zu schlafen der positiv ist, auch mit kondom nicht. aber ich bin ja auch superschisser.

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  14. _FrischLuft

    hallo glam,

    man glaubt gar nicht, wie viele irrlichter mit so nem hirnblubber durch die gegend laufen. ich könnte dir da ne geschichte erzählen… im grunde eine geschichte von vielen, aber so unglaublich krank und wutentbrennend, dass auch ich, der ich sonst auch einfach mal nur mit dem kopf schüttel und mich so distanziere, lauthals stotternd und worteringend auf jemanden eingeprügelt habe. und meistens sind das leute, die mal behauptet haben, sie würden alles tun, damit dieser kelch an ihnen vorbei geht. und im grunde ist man doch einfach nur auf sich selber wütend, weil man sich den glauben an die vernunft von leuten aus der hand reißen lassen hat, mit denen man mal dachte, ein kollektives bewusstsein zu haben und sich für schöne momente nicht so einsam fühlte.

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  15. spango

    ja, manche sind in der lage zu verdrängen und dann noch schön zu projezieren.

    psychowracks mit dem hang zur zerstörung, die irrlichternd behaupten, sich selbst schützen zu müssen, indem sie verschweigen und sich in einer parallelwelt aufhalten.

    wenigstens hast du ihn mal mit seiner problematik konfrontiert.

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  16. raketenprinz

    alles schon erlebt, die abwehr- und verweigerungsmechanismen verlaufen kaskadisch:

    1. sich auf gemeinsame verantwortung berufen wenn eigene nicht wahrgenommen wird.
    2. flankieren mit connaisseur-attitüde. der kenner weiß eben, was gut ist: alter wein, filme im original, ungeschützter sex.
    3. opferrolle und eigenes leid betonen, was der andere ja gar nicht nachvollziehen könne.

    perfide.

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  17. glamourdick

    REPLY:
    bei den meisten menschen, mit denen ich sex hatte, wusste ich nicht ob sie positiv sind oder nicht. deshalb praktiziert man ja dann safer sex. ich habe auch keine berührungsängste, wenn jemand positiv ist. aber wenn jemand positiv ist und ungeschützten sex mit jemandem möchte, der gesund ist, dann dreh ich durch.

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  18. glamourdick

    REPLY:
    pervers. eine neue form von pervers. radikal pervers, wenn man nach freud geht – „pervers sind alle sexuellen handlungen, die nicht der fortpflanzung diesen“. diese sexualität dient eher dem gegenteil des lebens.

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  19. timanfaya

    a) alle achtung, schwieriges thema – toll geschrieben.

    b) das mit dem sex und dem schwimmen ist bullshit. sex ohne ficken ist eine bereicherung. meine meinung.

    c) ich habe in meinem leben schätzungsweise 2.3 milliarden zigaretten geraucht. aber nicht eine davon in meinem bett oder schlafzimmer. igitt! (o;

    d) hmhhh … ich stelle mir diese verantwortungslosigkeit im umgang mit einer gefahr in etwa vor wie krieg. irgendwann zuckt man nicht mal mehr richtig, wenn 100m weiter eine granate einschlägt. gehört zum alltag – ist nicht so schlimm [habe ich gestern bei einem längeren interview aus beirut gehört] – und irgendwann hat es der kopf auch in eine gleichgültigere ecke geschoben, leben geht ja irgendwie weiter … und man selbst stumpft dem wahnsinn gegenüber ab. so stelle ich mir das als völlig unbeteiligter vor. auf ähnliche weise hätte ich mir letzte woche fast einige knochen übelst brechen können. grobe nachläßigkeit mit einem mir bekannten risiko. hab’s aber trotzdem nicht berücksichtigt. naja … aber entschuldbar oder tolerierbar bleibt deswegen selbstverständlich nix!

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  20. glamourdick

    REPLY:
    das wäre der trotzgrund gewesen, durchaus berechtigt und sehr charakteristisch für mich. aber genau so wichtig schien mir, mal ein stück brutalen berliner alltag zu zeigen. something that happens every day, all over the world. und man glaubt es kaum bis es einem selbnst passiert.
    aber irgendwo müssen ja die neuinfizierten herkommen.

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  21. brittbee

    Wir hatten das Thema ja schon an anderer Stelle.

    So wahnsinnig und seltsam man selbst in seinen Entscheidungen und Handlungen auch ist, und ich reflektiere meine eigenen durchaus, so schwer irritiert es mich doch immer wieder, daß brutaler und wahsinniger, dümmer und egoistischer immer noch geht.

    Vermutlich haben viele Deiner Leser mit solchen Themen keine Berührung. Toll daß Du´s blogst.

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  22. Kirschrot

    REPLY:
    Ja, solche Freundinnen hatte ich auch. Fleißig in der Gegend rumvögeln nach dem Motto „wird schon nichts passieren“. Heute sind die Damen ausnahmslos brave Muttis und haben scheinbar auch alle Glück gehabt. Ich habe mir damals auch den Mund fusselig geredet, hätte mich aber genauso gut mit der Wand unterhalten können.

    Schön war auch der Kerl, der mir erklärte, er könne gar nicht positiv sein, er ginge schließlich alle 3 Monate Blut spenden. Nee, klar. Bei einer Inkubationszeit von 3 Monaten, was ja nun jeder weiß. Und bei einem Frauenkonsum ohne Ende und sicher nur nach Aufforderung, so wie bei mir, mit Kondom. Ignorant oder dumm, ich weiß es nicht.

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  23. timanfaya

    REPLY:
    in der hetero welt existiert das thema außerhalb des „professionellen“ bereiches doch im prinzip [also im kopf] schon seit jahren nicht mehr. aber was soll ich meckern, da habe ich mir selbst schon schnitzer geleistet …

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  24. pheerce

    und das schlimmste ist, geschichten dieser art finden jeden tag millionenfach statt, deine ist sicherlich auf der skala ganz oben. ganz unten liegt „ach komm, nur n bisschen anficken, will gar nicht rein“.

    die gnade der frühen geburt und der damit verbundenen hysterie hat bei mir ebenso dafür gesorgt, dass ich eher safer hysterisch bin als alles andere… das schützt allerdings nicht vor feigwarzen…

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  25. glamourdick

    REPLY:
    feigwarzen. nach ein tabuthema zu dem sicher einige von uns geschichten haben. aber wie britt ganz richtig feststellt, das ist so zum kotzen, obwohl nicht einmal tödlich*, dass ich schweige. einstweilen.

    *es gab todesfälle: ärzte und pfleger haben partikel beim entfernen (ich weiß nicht mit was für einem gerät) eingeatmet. feigwarzen auf der lunge sind vorstellbar ein killer.

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  26. pheerce

    and you know what?: die großstädtische durchseuchungsrate mit FW liegt zwischen 70 und 90% und werden sie nicht behandelt, gibts analkrebs. das thema heben wir uns aber für die altersbloggs auf, gell.

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  27. BlogBar

    REPLY:
    Das macht mich schon beim Lesen stinksauer!
    Irgendwie werde ich den Verdacht nicht los, dass es diesem Typen einen Kick verschafft, Andere mit in seinen Abgrund zu reissen.
    Diese Art der Rache ist wirklich to-tal pervers!
    Ich kann gut verstehen, wie schockiert Du warst/bist.

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  28. mcwinkel

    REPLY:
    Du brauchst Dich ja nicht zu rechtfertigen, Glam.
    Kann das ja alles nachvollziehen…

    und klar – es kann immer was sein… so gesehen bin ich auch froh, keinen HWG mehr zu haben… 🙂

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