30h, Teil 5: REGRETS I HAVE A FEW

Ich habe überlegt, es mit dem Konzert in meiner Paris-Berichterstattung so zu handhaben wie Nena in ihrem Buch mit ihrer NDW-Karriere. Auslassen. Ein cooler Zug. Mach ich aber doch nicht. Also.

Er war stimmkrank. Hakte bei den hohen Noten, entschuldigte sich, ärgerte sich und machte sich über den Stimmverlust lustig. „The next song – i´m gonna sing in Judy´s key. Let´s see what happens.“
Wenn Rufus Wainwright seine Stimme verliert, dann hört er sich interessanterweise an wie Dean Martin. Anstatt auszusingen und nachklingen zu lassen, blieb ihm oft nur möglich, anzudeuten. Professor Higgins-mäßig. „This is Liza Minelli´s revenge“. Nur mag ich Dean Martin gar nicht.

Wenn das Konzert perfekt gewesen wäre, dann wäre ich im Olympia mit dem Platz verschmolzen und man hätte aus meinen Überresten eine Kerze machen können, vielleicht auch zwei. Aber abgesehen vom krankheitsbedingten Stimmumfang: a born entertainer. A laugh and a cry and a tap to the foot. 2 Stunden Gänsehaut. Ewas skeptisch war ich, als „Stormy weather“ an Martha W. ging, doch was Miss Wainwright da ablieferte war awe-inspiringly beautiful: a new take on a sung-to-death-number, stormy wuthering weathers. She lit the torch and set flames to the Olympia. Lorna Luft durfte auch was singen und ist besser bei Stimme als ihre doofe Schwester Liza, die unter ihrem Mädchennamen Minelli übrigens eine Schuh-Boutique in Paris betreibt (leider habe ich das Schaufenster nicht fotografiert.) Anyway – Lorna kann stark vibrierend singen, aber ihr Auftritt veranschaulichte auch, warum sie nie ein großer Star geworden ist. Star quality – zero points.

Alles in allem jedoch – adorable. Judy war mit uns. Und mehr erzähl ich nicht, weil ja der Großteil meiner Leser eh nix mit Rufus anfangen kann. Und weil ich es schon ein wenig bereue, dass ich ihn nicht at the top of his form erleben durfte. Und dass man ihm anmerkte, wie sehr er es hasste, nicht so zu können, wie er es gewohnt ist. Verschieben wäre eine Option gewesen, aber für einen zweiten Trip nach Paris hätte mein Budget nicht gereicht. (Das Publikum bestand nur zu 50% aus Franzosen, der Rest war angereist.) Die standing ovations hat er verdient – sie galten eher der Tatsache, dass er das Konzert durchgezogen und nicht abgebrochen hat. Regrets i have a few. Auch den blöden Streit in der Straße der weißen Mäntel. I don´t know what it is, sometimes.

whatitis
(Die süße Französin mit dem selbstgemachten „I don´t know what it is“-T-shirt.)

2 Gedanken zu „30h, Teil 5: REGRETS I HAVE A FEW

  1. frankburkhard

    ach mensch. SEHR schade natürlich, daß es less-than-perfect war, aber zumindest hat das ja auch was sehr Judy-mäßiges. die war ja auch bei weitem nicht immer in top-form bei ihren auftritten…

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  2. glamourdick

    REPLY:
    das war auch sein eröffnungskommentar. aber selbst wenn sie betrunken und erkältet war und ihre moderationen nur noch gelallt hat (ich habe so eine aufnahme von ihr, kopenhagen in ihrem letzten lebensjahr), dann hat sie bei „somewhere over…“ immer noch die noten getroffen. bei poor rufus war die stimme dann einfach weg und es schmerzt, mit anzusehen, wie jemand da so ringt und kämpft. inbesondere wenn es sich um lieblingslieder handelt.

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