WHAT CAN YOU LOSE? oder GHOSTWRITERS ON THE STORM

Werde wach, es ist noch dunkel und ich denke „Super, kann ich na noch ´n Stündchen schlafen“, schaue auf den Wecker, es ist 2.00 Uhr, ich hätte also noch über v i e r Stunden Schlaf. Wenn ich denn könnte. Kann ich aber nicht. Mein Herz rast. Ich rede mir ein „Ich bin aufgeregt, excited“ und nicht etwa der Panik nahe. Warum? Wegen des Riesenschritts, den ich zu tätigen mich bereit erklärt habe. Eine Bewerbung. Ein Job, der Reisen, Reden und Charismieren beinhaltet – das alles erscheint mir gerade wie der „Ernst des Lebens“, also ob die Lage in den vergangenen zwei Jahren unernst gewesen sei. Ist doch toll, rede ich mir ein. Ist nämlich eine wunderbare Firma. Und trotzdem, da hängt noch mehr dran. Anerkennen, dass es mit dem Schreiben eben nichts geworden ist. Dass die Romane, die da fertig liegen, nicht erscheinen werden und die Romane, die erschienen sind, einen fremden Namen tragen. Sich mal eben abwenden von einem Lebensziel, dem man dem Stempel „gescheitert“ aufdrückt, aber im Scheitern habe ich ja bereits Erfahrungen gesammelt, reichhaltig. You lose some, but you win some. But you lose some. Ich steck mir eine Zigarette an, an Schaf ist jetzt sowieso nicht mehr zu denken. Die letzten beiden gloriosen Pläne, die Schreibkarriere neu zu lancieren sind glorios gescheitert. Vielversprechend, enthusiastisch aufgenommen, dann abgeschmettert, bevor das erste Wort geschrieben war. Das hat mir irgendwie den Rest gegeben. Aber irgendwie auch nicht. Vielleicht erreich ich das Ziel über Umwege. Vielleicht verlauf ich mich. Vielleicht krieg ich den Job auch gar nicht. Dann hab ich all das aufgeschrieben, das Licht ausgemacht und bin eingeschlafen, kaum dass der Kopf auf dem Kissen lag.

10 Gedanken zu „WHAT CAN YOU LOSE? oder GHOSTWRITERS ON THE STORM

  1. blogger.de:kittykoma

    das ist nicht scheitern. zwei jahre sind für eine künstlerkarriere nicht viel. nicht gedruckt zu sein, heißt für einen schriftsteller nicht, nicht gearbeitet zu haben. das potential zählt. wo es durchbricht, das wissen wir oft nicht.
    wichtig ist, dem schicksal die chance zu geben. zu handeln, damit sich das universum um uns herum bewegt.
    wirf einen ball nach links, er verschwindet, irgendwann, wenn du ihn schon vergessen hast, kommt er von rechts auf dich zu. ob du dann bereit bist, ihn aufzufangen, liegt an dir.
    viel glück!

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  2. Ullalla

    REPLY:
    Mir hat mal ein Koreaner gesagt“ Mein Gartenpavillon ist abgebrannt. Jetzt versperrt mir nichts mehr die Aussicht auf den Mond.“ Jaja, der ewige hier-Fenster-zu-da-Tür-auf-Spruch. Es ist nur so … es stimmt. Manchmal muss einfach der Weg bereitet werden zu neuen Horizonten. Und Charismieren scheint mir ein Ding für Dich zu sein 😉

    Davon ab: Wer sagt, dass Dein Schreiben gescheitert ist? Warum so endgültig? Es ruht und reift jetzt einfach ´ne Zeitlang, und ich schwör Dir nackig inne Hand (ok ok, ich lass et), dass es nur ein Abschied auf Zeit ist.

    Also, vas-y! Et bon voyage!

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  3. glamourdick

    REPLY:
    @pheerce
    and one of theses days reboots are gonna walk all over me
    @timan
    das problem mit dem fegen ist, dass man da so schlecht bezahlt wird. sonst würde ich weiterfegen und den rest der zeit schreiben
    @choc
    love you sweetie
    @fragmente
    love you too!
    @kitty
    das ist scheitern. bis auf weiteres. und das kann ich mir auch nicht schönreden. aber danke für die guten wünsche!
    @ullalla
    merci!

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  4. raketenprinz

    scheitern. dazu regte sich auch schon länger ein beitrag im prinzen. danke.
    scheitern annehmen hilft, den nächsten schritt zu machen. schönreden hingegen nicht.
    (glücklich macht es nicht, aber das hat ja auch nie jemand versprochen.)

    so, my dear: walk on.
    and be proud, you’ve got all the reasons to be.

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  5. pheerce

    1. schatz, den job kriegst du, wenn es sein soll, wenn nicht, ists auch gut
    2. softwareunternehmen nennen das nie scheitern, sondern update , bei websites heißt es relaunch und bei raupen nennt man es häuten – eigentlich eine schöne sichtweise.

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  6. timanfaya

    ich habe das mit den konkreten zielen und der zukunftsplanung schon seit längerer zeit an den nagel gehängt und lasse mich – etwas vereinfacht dargestellt – von dem überraschen, was der tag so bringt. vielleicht werde ich in zehn jahren den park fegen. ganz sicher werde ich keine „karriere machen“ oder ein großes unternehmen leiten [dafür können andere ihr leben verheizen].

    seltsamerweise passiert seitdem mehr, insbesondere positives. so gesehen ist der software vergleich ein guter. jeden tag ein neues patch, und mit der zeit läuft die kiste rund …

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