ICH KOMM DOCH NICHT AUS P-BERG, DU PIMMEL!

Eigentlich wollten wir ja in der Sonne singen in Kreuzberg, aber dann kam das, was Dalida schon lange prophezeit hatte. So also im Auto in den anderen, den verhassten Bezirk gefahren, durch Straßen, die sich in Flüsse verwandelt hatten. Während barfüßige Menschen mit Bierflaschen in der Hand in Pfützen sprangen und ihrer Lebenslust trunken freien Lauf ließen. Immerhin liegt der verhasste Bezirk in Berglage, nur eben am falschen Berg, wo es immerhin nicht soviele Pfützen gab. Schon nach ca. anderthalb Stunden hatte ich einen Parkplatz gefunden, Glück im Unglück, und so kamen wir auch nur bis auf die Unterwäsche, nicht die Haut durchnässt in der Tapas-Bar an, in der schon die beste Choc der Welt auf uns wartete. Wenn man jemand so Wunderbares so lange nicht gesehen hat, dann will man doch wenigstens, dass die (eigene) Frisur (nicht die von Choc, die war, wie immer, superbe) stimmt. Ist doch nicht zuviel verlangt, oder? Zwei Stunden mit ihr täuschten ein wenig über den Bezirk hinweg und dann ging es wieder Heim mit dem U-Boot. Schon ab Fernsehturm verspürte ich eine gewisse Erleichterung, die mich nur befällt, wenn ich den Scheißbezirk gerade verlassen habe.
Ich kann Euch nicht mal sagen was ich an diesem falschen Bergbezirk so hasse. Es hat vielleicht mit meiner Verhaftung dort vor ein paar Jahren zu tun. Oder mit den hippen Designstudenten, die die Szenerie mit ihrer Anwesenheit quälen. Mit der Abwesenheit von Parkraum. Der Überbevölkerung. Der energisch aufgemöbelten Fassaden. Dem Geruch von Baden-Württembergischen Studenten, deren Eltern doch die schöne Wohnung in Charlottenburg haben „Warum willst Du denn in den OSTEN, Lena/Paul?“ An Taxifahrern, samstagmorgens, die einen mit Mascaraspuren und nassen Haaren, unbeeidruckt und stoisch, an der Straße stehen lassen.

Das einzig Schöne was ich sah, leider war ich nicht in Fotografierstimmung, war ein altbackenes Damenbekleidungsgeschäft, nennen wir es Lina M., das in seinem Schaufenster mit dem unüberbietbaren Untertitel „Kleider mit Schwung“ um Geld aus Rentnerportemonnaies buhlte.

11 Gedanken zu „ICH KOMM DOCH NICHT AUS P-BERG, DU PIMMEL!

  1. brittbee

    mir geht´s ebenso. ich finde den prenzlauer berg („prenzlberg“ *würg*), oder besser: seine bewohner mittlerweile echt uninspirierend. all diese leeren, ach so kreativen fressen mit dem ewig gleichen geseier, drehbuch in der linken, ipod in der rechten tasche.

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  2. lore.berlin

    Ich mag ihn auch nicht…die vergilbten Alternativen, die besonders Freien, die sich am Wochenende mit ihren Kindern auf den Helmholtzplatz/Kollwitzplatz begeben und darüber sinnieren ob klein Manon ihren Scheiß-Apfel schon mit oder ohne Schale ist…Schrecklich.

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  3. glamourdick

    REPLY:
    und währenddessen rennt manon in migränegarantierender frequenz schreiend und kullertränen verspritzend durch die reihen, tritt einen jack russel und zwei maikäfer tot und stößt sich den kopf an einem aschenbecher, worauhin der kellner von mutti mit einem hechtsprung zu fall gebracht wird und vatti noch schnell das telefonat mit seinem winzer in der toscana zu ende führt, um sich dann vor ein mountainbike zu werfen, das von einem ehemaligen seriendarsteller über das holperpflaster gebrettert wird. das wäre doch mal ne szene, die man gerne von käthe k. festgehalten gehabt hätte.

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  4. bittersweet choc

    hätte ich gewusst, dass der p-berg bei dir so verhasst ist, hätten wir uns wo anders getroffen! hättste mal was gesagt!!! ich fand den abend sehr schön mit dir und frank.

    die tapas-bar war doch einigermassen nett. hier ein erinnerungsbild mit gina m. und ihren kleidern mit schwung:

    tapitas bar berlin . gleimstrasse

    love, g.

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  5. morbus

    klingt irgendwie nach verbittert, hornbrille, die jugend von heute. kontra baden-württembergische studenten in berlin? hm. kontra-me. [allerdings und wenn auch selbst: ich mag sie stellenweise auch nicht]. dennoch: das klingt, als wärst du gegen die interne völkerwanderung? dabei sind die jungen schwaben doch eine so nette randgruppe, – aufgeschlossen, willig, und völlig naiv.
    ach, und auch der p-berg [berg] ist ein bezirk , den ich nicht mag, nicht mochte und schätzungsweise nie mögen werde [zu viel: hipster, and youngster und noch ein bisschen pateniöse kunst as give-away].

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  6. glamourdick

    REPLY:
    i did not mean to offend baden-württembergische studenten per se an sich als solche. nur die mit den eltern, die die 4-zimmer-wohnung in charlottenburg haben und ihre kinder paul und lena genannt haben und in den osten ziehen, weil dort alles so authentisch ist, und so im aufbruch. bruhaha. die hornbrille mit den dicken brillengläsern trage ich nur ganz selten.

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