WEISSER SCHIMMEL?

Gießt man sich seinen Morgentee ein und der Blick wandert die Wand empor und bleibt an etwas haften, das dort, an den Dachbalken, nicht hingehört, dort aber zweifelsfrei und fast kess haftet. Etwas Weißes von der Größe eines 2-Euro-Stückes. Was ein wenig an eine Muschel erinnert – so die klassische Shell-Öl-Muschel. Es ist, wie der Tee schon andeutete, vormittags, kurz nach Aufstehen. Und Glam wird übel. Man müsste es entfernen. Dann würde man identifizieren können, um was es sich handelt, das da, anderthalb Meter Luftlinie vom Morgentee entfernt, den Dachbalken besiedelt. Dann würde man es aber berühren müssen und will man eigentlich wissen, was für eine Konsistenz das Wesen aus dem All da am Dachbalken hat? Nein. Kei. Nes. Falls. Es wird einem flau und schlecht. Ekel macht sich breit. Man setzt sich erst einmal und nippt am Tee. Der Ekel macht sich breiter. Ein Horrorbild entsteht vorm inneren Auge und man rast durchs Arbeitszimmer, um zu kontrollieren, ob sich das Wesen aus dem All hinterhältig auch auf der Rückseite des Dachbalkens ausgebreitet hat, dort vermutlich schon seit Wochen eine Kolonie gründet, die die Decke emporwandert und den Angriff auf Kreuzberg feinsinnig strategisch ausarbeitet. Puuuh. Keine Alien-Pods auf der Rückseite. Aber man kann jetzt nicht mehr ruhig dasitzen, während der Feind einen von seitlich hinten beobachtet. Resolut durchstreift man die Küche auf der Suche nach einem geeigneten Entsorgungsmechanismus. Plastiktüte? Nein – man will nicht nur eine dünne Lage Plastik zwischen Finger und Alien. Luftpolstertasche! Schon besser! Stülpt das Polster, so dass es eine Tasche bildet. Führt Hand in Tasche. Jetzt bloß nicht zögern!, wischt das Alien, das sich innen als Schwarzwälderkirschfarben entpuppt, vom Dachbalken. Unterdrückt Brechreiz. Entsorgt im Mülleimer. Und hat immer noch keinen Schimmer, um was es sich da handelt und starrt fassunsglos auf die Spur der Verwüstung, die das Monstrum zurücklässt.

ripley

23 Gedanken zu „WEISSER SCHIMMEL?

  1. NBerlin

    Ich würde ja drauf tippen das irgendwer mal sehr schwungvoll Schwarzwälderkirschmarmelade durch die Küche geschleudert hat und diese gerade dabei war ein weißer Engel zu werden…..

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  2. glamourdick

    REPLY:
    es hat au so einer art fledermausfrequenz geschluchzt. und eben glaubte ich, es aus der mülltüte kurz wimmern gehört zu haben. ich hab dann einfach die musik lauter gestellt. schlichte tricks.

    edit: jetzt kommen aus der mülltüte schmatzgeräusche.

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  3. blogger.de:kittykoma

    würg! war die tüte gut verknotet? nicht, daß das monster drei straßen weiter wandert.
    ich hatte ja zuerst auf spinnennest getippt. die hinterlassen allerdings nicht so widerliche spuren.
    es sickert sicher aus dem riß in der rigipsplatte. nur was ist dann dahinter????

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  4. glamourdick

    REPLY:
    sieht jetzt wirklich n bisschen aus wie lenotre, verrieben. jedenfalls weiß ich jetzt, dass es aliens waren, die die cinque fellkapuzenjacke an sich gerissen haben.

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  5. spango

    REPLY:
    das ist ein irrtum: es ist genauso bunt und verschiedenartig wie deren absonderer/hinterlasser.
    marika rökk etwa hinterlässt bestimmt pustagrüngelbe knollen, die ihre beine schwingen.

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