SPECIAL TOPICS IN CALAMITY PHYSICS

Vorab die Kurzfassung für Ungeduldige (Serviceteil): Ein Buch, das, wenn man zwei Tage nicht drin gelesen hat, nur noch einmal angefasst wird: Beim Transport ins Regal. (Ende Serviceteil.)

Dieses Calamity-Physics Buch: die ersten 50 Seiten sollen schwer beeindrucken, nerven aber nur. Viel Gelabere, wenig Geschehen. Die Schläue der Autorin soll durch kursiv gedruckte Vokabeln aus fremden Sprachen illustriert werden. Nur, dass ein Drittel davon falsch geschrieben ist, und das kann ich nur anhand der deutschen und französischen Sprachsprenkel beurteilen, ich möchte gar nicht wissen, wie es um ihr Spanisch bestellt ist. Diesem Missbrauch von Fremdpsrache geichwertig sind die Titelüberschriften, die Meisterwerke der Literatur zitieren und einem den Vergleich zu Form und Inhalt der so betitelten Kapitel aufdrücken, dem das Werk Frau Pessls dann nicht standhalten kann. Ihr Heathcliff ist ein Gärtner, ihre Liaisons Dangereuses-Clique ein Haufen Geeks, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Richtig schlecht ist das Buch dann wieder nicht. Aber dennoch weit entfernt davon, eines der besten Bücher des Jahres zu sein, wie die New York Times befindet. Wenn man sich mit den selbstverliebten Schachtelsätzen und dem Wust an Überinformation, der das Buch plastisch machen soll, stattdessen aber nur Lesezeit schindet, abfinden kann, wenn der Weg zum nächsten Buchladen weit ist und man eigentlich doch ein wenig neugierig geworden ist, wann die Lehrerin nun endlich stirbt, dann kann man sich das ruhig geben. Alles in allem erinnert mich Frau Pessls Buch an einstige Kommilitonen, die mit ihren Fachwörtern immmer durcheinander kamen und beim Versuch, Eindruck zu schinden, ein bisschen auf die Fresse fielen.

Dem Verkauf des Buches nicht abträglich dürfte das Autorinnenfoto sein – es zeigt eine präraphaelitische Schönheit mit der zartesten Boxernase, die ich je gesehen habe. Aber ich freue mich jetzt schon auf meinen dritten Durchgang „Bellefleur“ von J.C. Oates, die mit Schachtelsätzen und einem Wust an magisch realistischer Überinformation nicht etwa nervt, sondern eine Welt erschafft. No more, no less.

2 Gedanken zu „SPECIAL TOPICS IN CALAMITY PHYSICS

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