WE´RE CLOUDBUSTING, SUZY

Die ersten beiden Nachrichten auf dem neuen Handy. Die werde ich nicht löschen. Das hat nichts mit dem Inhalt der Nachrichten zu tun, da geht´s um nicht Besonderes – Termine finden für´s nächste Kaffeetrinken. Aber ausgerechnet diese beiden Damen-Namen da zusammen zu sehen ist schon bemerkenswert. Die A. und die I. Die beiden ältesten Freundinnen. Seit wir 14 sind. Und ich denke, so, dass ich menschlich irgendwas richtig machen muss, wenn es mit den beiden immer noch, bzw. wieder Kontakt gibt.
Vielleicht wieder, weil wir „in dem Alter“ sind. Wir haben das Erwachsenwerden des anderen beobachtet. Nun, so krass es klingt, beobachten wir u.a. auch den Verfall. Nicht dass die beiden irgendwelchen schlimmen Alterungserscheinungen zeigen, im Gegenteil. Beide sind straffen Gesichts und wirken zufrieden und ich erkenne in den Erwachsenen doch noch das Mädchen wieder, das sie damals waren. Viele der Schmerzen, die uns Jahre lang begleitet haben sind wegtherapiert oder haben sich in etwas anderes verwandelt. You learn to cope, weil Du merkst, dass Du das Beste aus dem Leben rausholen musst.

A erzählt, dass S. im Krankenhaus liegt. Wir sind mit S. zur Schule gegangen, haben uns auch in Berlin nicht aus den Augen verloren. S. ist übrigens, stellen Sie sich vor, ein noch größerer Kate Bush-Fan als ich. Jetzt lebt sie seit ein paar Jahren in einer anderen Stadt. Vor drei Wochen hat man bei ihr Brustkrebs festgestellt, sagt A., letzte Woche wurde sie operiert. Eine Mastektomie war nicht notwendig, aber die Befunde, ob der Krebs gestreut hat, liegen noch nicht vor. Auch ihre Mutter hatte Brustkrebs. Daher wusste die S., dass es heute Chemotherapien gibt, die nicht ganz so rabiat mit dem Körper umgehen wie noch vor ein paar Jahren.
„Nein. Sie müssen sich darauf einstellen, dass Ihnen alle Haare ausfallen, die Augenbrauen und die Wimpern.“
„Das haben sie mir auch gesagt, genau so,“ sagt meine Mutter. Und ihre Haare fielen nicht aus, aber „das ist das Geringste worüber Du Dir Sorgen machst, in der Chemo.“

Die A. und ich reden dann über unser Unvermögen das Rauchen aufzugeben, wir haben beide mit 14 angefangen, Benson & Hedges, S. auch. Und wissen, dass es langsam Zeit wird, mit einer so blöden Sucht zu brechen. Wir sind in dem Alter. Und wir wissen, wenn wir jetzt über Suzy reden würden, ganz direkt, das ginge nicht, da würden wir heulen, aber wir sitzen ja ganz öffentlich im Berio.

Und so sitzt jetzt die A. zu Hause und denkt and die S. und ich sitz hier und schreibe und denk an die A. und die S., und es muss uns niemand beim Heulen zuschauen, weil niemand so eine beschissene Krankheit weniger verdient hat als die S. und weil wir ja alle quasi gleichalt sind vor allem nicht in diesem Alter!!! Nicht mal 40.

2 Gedanken zu „WE´RE CLOUDBUSTING, SUZY

  1. lore.berlin

    Schei** Kippen…9 Monate bin ich jetzt rauchfrei und dieser Drang, sich eine anzustecken, ist immer noch da…

    Ich mache es nur nicht, weil ich noch stille und sich der Kinderwagen mit einer Hand einfach schei**e schiebt…und weil ich es einfach dem Kleinen nicht antun will…Niemals in seiner Gegenwart, habe ich mir geschworen und dabei bleibe ich.

    Aber es gibt so oft Momente, in denen man einfach mal eine rauchen will…Die Sucht wird wahrscheinlich nie ganz verschwinden, auch wenn man weiß, welche Konsequenzen es haben kann…

    Tut mir leid für die S.

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  2. timanfaya

    heute morgen mußte ich beim frühstücken an einen alten freund denken. w. und ich wohnten nur ein paar häuser voneinander entfernt, keinen hundert meter. trafen uns jedoch erst an unserem ersten schultag. sind in der neunten zusammen sitzen geblieben und haben uns danach fünf jahre lang dauerfeiernd aufs abi vorbereitet.

    danach gings in verschiedene städte, verschiedene länder. vor einigen jahren ein kurzes wiedersehen auf der beerdigung eines gemeinsamen guten freundes. danach wieder in alle himmelrichtungen.

    inzwischen wohne ich wieder in meiner heimatstadt, einige kilometer von meinem elternhaus entfernt. vor drei wochen habe ich w. an einer theke [wo auch sonst] ums eck wieder gesehen. wir wohnen inzischen wieder nur ein paar häuser entfernt, keine 100 m. wir haben zusammen mit dem rauchen angefangen, wurden die schlimmsten raucher in diesem universum und haben getrennt zusammen aufgehört.

    das leben und der tod schreiben in 33 jahren manch seltsame geschichten …

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