AUF DEM FOTO IN DER KÜCHE SIEHT SIE AUS WIE KATJA EBSTEIN

Da traf mich soeben ein Stöckchen von Miss Koma zu dem mir leider auf Anhieb kaum was einfällt. Schlager meiner Kindheit, mit denen ich einschneidende Erlebnisse verbinde. Gibt es so mal nicht. Das Radio lief auf den übelsten Stationen und meine Eltern spielten kaum Platten. So scheußliche James Last-Cassetten liefen, wenn sie feierten und auch die Les Humphries Singers. Meine Schwester und ich schauten natürlich die Hitparade und Disco, aber daran habe ich kaum Erinnerungen. Dann gab es noch diese Musiksendung mit dem hässlichen Kettenraucher mit Männerdauerwelle, wo immer extrem unscharfe Tittenmädchen mit üblem Make-up herumzüngelten, so dass ich mich immer für die geladenen Künstler schämte. Als Kind liebte ich Mary Roos und fand ihre Schwester doof, die hieß Tina York. Vielleicht hatte sie ursprünglich Tina Roos geheißen und dann einen Herrn York geheiratet, aber ich vermutete schon damals dass Tina York sich ihren Namen einfach so ausgedacht hatte. Und seltsamerweise heiratete dann Mary Roos Gottlieb Wendehals, aber ich habe nie ein Plattencover gesehen, auf dem Mary Wendehals gestanden hätte. Mir wurde klar, die Roos-Mädchen haben ein echtes, vermutlich familiär bedingtes Identitätsproblem. Ein anderer schöner Name aus dieser Zeit, in dem wirkliche Poesie mitschwingt: Elfi Graf. Das klingt doch wie ein Vogel, der nach oben fliegt, irgendwie. Ein ganz doofer Name hingegen: Bernd Clüver. Klempner-Studio Clüver. Obwohl ich nicht wirklich verstand, worum es in dem Lied ging, gefiel mir „Am Tag als Conny Kramer starb“, aber da war alle Fantasie ins Lied geflossen und Null in den Namen der Vortragskünstlerin. Wie konnt man sich bloß Juliane Werding nennen? Chris Roberts oder Roy Black wäre das sicher nicht passiert. Man stelle sich vor wie sie hätte abräumen können unter dem Namen Mary Blue oder Nanni Hot…

Richtige Musik fand dann ab 1978 statt, als Little Glämmy in einem Jahr Blondie, Nina Hagen und natürlich Kate Bush für sich entdeckte.

Und Lene Lovich.

19 Gedanken zu „AUF DEM FOTO IN DER KÜCHE SIEHT SIE AUS WIE KATJA EBSTEIN

  1. kittykoma

    war ich wirklich so unmusikalisch, daß mich schlager nicht erreichten? dagegen so brachiale ohreinläufe wie beethoven und wagner kleben blieben?
    ich muß mal mitmeinem therapeuten drüber sprechen.

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  2. stylebitch

    I [heart] Mary, auch wenn sie zwischenzeitlich einige schlimme dt. Coverversionen von Hits wie „Believe“ eingesungen hat. Doch ihre warme, volle Stimme macht vieles wett, was die Texter versemmelten. „Mein Sohn“ – auch nicht so schlecht im November. Und Tina York hatte einfach das Problem, dass es Mary schon gab. Und nach „Wir lassen uns das Singen nicht verbie-hie-ten“ kam da leider nicht mehr viel. Nur ein Facelift und schlimme Dance-Schlager …
    Und dann noch dies: „Bernd Clüver sprach zu Udo Jürgens ‚Ich finde meine Stimme nirgends'“. Darauf sagte Udo zu Bernd: „Du, die hat man Dir entfernt“ (Otto)

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  3. chuckles

    Was für ein köstlicher Gänsehaut Extrakt. Stimmlich und textlich adäquat mit Patti Smith, ein Video wie von Dave Argento Stewart und dazu noch eine Hammond-Orgel. Meine Nackenhaare.

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  4. chuckles

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    Falsche Spalte. Ich war noch bei ihrem Plop Beitrag bzw. wartete gedanklich schon darauf, dass Sie es schriftlich ausführen.

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  5. chuckles

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    Porno interessiert mich mittlerweile nur noch, wenn ich selbst beteiligt werde. Das Sexyland Plakat gibts ja außerdem gar nicht mehr.

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  6. chuckles

    REPLY:
    Das Gespenstige an Mitklatschschlagern in homöopathischen Dosen ist, wenn man plötzlich glaubt, da tatsächlich zerbrechlich elfenhaftes unterm Lidschatten zu entdecken, während da eigentlich immer nur Martha Päffgen oder wie die da grade heißt, im Marschtakt applaudiert wird. Seltsam, aber so wurd´ es gesendet. Außer bei Alexandra. Da ist es echt authentisch gewesen….bestimmt!! Ich hör´ gleich noch mal November, Once upon a Time und Meister Igor.

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