NICOLE HAT MAL WIEDER ALLES RICHTIG GEMACHT

Da ich nur ungefähr einmal im Jahr ins Kino gehe, trifft mich das Format des Films immer unvorbereitet. Alles so groß. Das hat zur Folge, dass so große Bilder erst einmal von so einem kleinen Schädel verdaut werden müssen, bevor ich mich äußern kann. Der Kompass nun also. Eine hervorragende werktreue Adaption, die eigentlich nichts zu wünschen übrig lässt, wenn man das Buch gelesen hat. Kino-Perfektion. Wenn man etwas wie „Harry Potter“ oder „Den Herrn der Ringe“ erwartet, dann wird man enttäuscht. Die Dark Materials sind ein klassischer Quest-Roman. Die Heldin schleudert es von Erlebnis zu Erlebnis, die Erfüllung ihrer Aufgabe bleibt auf dem holprigen Weg ans Ziel aber eher auf der Strecke. Harry Potters Welt ist liebevoll und filigran entworfen, überbordend und skurril bevölkert, hält desweiteren genug Feelgood-Momente bereit. Lyras Odyssee ist, wenn auch nicht düster, so doch härter, weitaus weniger kindgerecht. Das Production Design macht diese Welt aber auch kälter, prächtiger und glamouröser, und so kann man die Besetzung der Mrs Coulter mit Nicole Kidman auch als Production Design bezeichnen. And what a gorgeous malicious stunningly beautiful product we have here. Ich verneige mich tief. Kidman ist atemberaubend. Es gibt wohl kaum ein zeitgenössisches Gesicht, das man ständig meterhoch vor sich sehen möchte, wenn, dann ist es ihres. Nicole Kidman, unkaputtbares Porzellan, Messinghaar, ihr Körper wie geschaffen für die Roben und Kostüme der 30er. Glitzerhüllen, pelzbesetzte Revers, Seide aus Wasserfällen. Die göttliche Verschmelzung aus Dornröschen und Malefiz. Fleischgewordene Disney-Hexe; Gold-Marlene, Silber-Garbo aber mit einem Element Süße – Tuberosen. Gardenien. Allein die Szene, in der sie ihren Daemon böse von sich schubst, um ihn dann ans Herz zu drücken und zu liebkosen – man bedenke, dass die Frau das mit einer grünen Socke spielen musste bevor der goldene Affe in den Film montiert wurde – in der Tat GROSSES Kino und ich hasse es eigentlich, zu sagen „großes Kino“. Ebenfalls herausragend Dakota Blue Richards. Erst nach dem Film wird einem bewusst, dass Sie die meiste Zeit mit Partnern spielte, die am Computer entstanden sind und was für eine Leistung das war, denn im Film wirkt das Zusammenspiel echt und natürlich. Und was sie Eisbären angeht – man möchte sofort den Zoo stürmen und Knut befreien.
Großes Kino, ja, aber ein Lieblingsfilm wird der Kompass für mich trotzdem nicht. So schön die Kälte und Härte anzuschauen sind – zu Herzen geht die Geschichte nicht. Die Putzigkeit der Kinder-Dämone reicht nicht, um ein bisschen Wärme zu zaubern. Die kindlichen Protagonisten sind der kranken religiösen Welt ausgeliefert und eigentlich gibt es für sie keine Hoffnung. Aber wenn Sie Nicole Kidman glitzern sehen, die Kälte klirren fühlen und einen Tauchgang in Daniel Craigs Gletschersee-Augen veranstalten möchten, dann auf in den Goldenen Kompass!

3 Gedanken zu „NICOLE HAT MAL WIEDER ALLES RICHTIG GEMACHT

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