THANK YOU FOR SMOKING

Vor etwas mehr als zwei Wochen also „aufgehört“ und es hat sich Scheiße angefühlt. Die erste Woche habe ich an kaum etwas anderes gedacht, als an rauchen. Ich konnte mich auch nicht mit dem Begriff „Nichtraucher“ anfreunden. Schon als Kind roch ich so gerne Zigarettenqualm. Ich freute mich, wenn meine Tanten zu Besuch kamen, weil dann geraucht wurde. Ich konnte kaum sprechen, da sagte ich „das duftet“, wenn sich jemand eine ansteckte. Ich rauchte 25 Jahre lang ausgesprochen gern. Und wenn mein Körper mir nicht die Rechnung präsentiert hätte, dann würde ich auch heute noch eine Schachtel täglich rauchen, aber wenn ich das tue, dann fallen mir die Zähne aus, weil mein Zahnfleisch auf irgendeinen Bestandteil des Rauches mit Rückzug reagiert.

Die letzten Monate habe ich mir das Rauchen schlecht geredet. Was es mit meiner Lunge macht, mit meiner Haut, meinen Zähnen. Dass es aus dem Fenster geschmissenes Geld ist. Die rationale Taktik hat geklappt, aber nur bedingt. Denn eigentlich fiel es mir erst richtig leicht, nicht zu rauchen, als ich mir eingestanden habe, dass Rauchen für mich nach wie vor auch mit Genuss verbunden ist. Und dass ich mir dieses Genussmittel nicht nehmen lassen möchte. Dann schnorrte ich mir eine, fiel fast in Ohnmacht vor Nikotinflash und genoss. Ohne mich schuldig zu fühlen. Und die eine reichte auch völlig, es dauerte einige Tage bis ich mal wieder eine rauchte. Noch vor 16 Tagen war es mindestens eine Schachtel täglich. Suchtraucher. Jetzt: Partyraucher. Seit ich weiß, dass ich dann und wann ruhig eine rauchen darf, so wie ich mir auch dann und wann mal Drogen reinpfeife, ohne davon süchtig zu werden, seitdem bin ich relaxt. Komme mehrere Tage am Stück ohne aus. Genieße jede Zigarette, wenn ich sie dann rauche. Und denke auch mal wieder an andere Sachen. Das angestrengte Nichtrauchen war von enormer Freudlosigkeit geprägt. Dazu noch das Gefühl, in die weitestgehend unsympathische neuerdings-Nichtraucher-Fascholiga überzuwechseln, in der jeder Raucher, dem man auf der Straße trifft erstmal als Luftverschmutzer und Tierquäler, Mädchenschänder und Pferdedieb angekeift wird. Zu denen will ich nicht gehören. Aber ich möchte auch kein lederhäutiger Kettenraucher mit schiefen Dritten werden. Eine Kollegin hat mir freundlicherweise ein paar buddhistische Götter aktiviert, mit denen ich jetzt den Pfad des gemäßigten Genusses entlang wandele. Man lernt nicht nur durch Verzicht, sondern vor allem durch Verzicht in Kombination mit Genuss.

15 Gedanken zu „THANK YOU FOR SMOKING

  1. frankburkhard

    ach schau mal, ich kann auch wieder kommentieren !
    in letzter zeit ging das nicht mehr, weil ich beim versuch immer auf die twoday-startseite umgeleitet wurde, grrrrrrr…

    also: die hinduistische göttersitzung hatte aber nichts mit voodoopuppen zu tun, denen mein foto aufgepappt war?!? ich könnt nämlich grade rauchen, rauchen, rauchen. und nüschte mit tagelang nich; zwar immernoch tags nicht, aber abends bin ich ein klitzebißchen unkontrolliert. und auch ganz schön unentspannt bei der vorstellung, wohin zu gehen und dann NICHT rauchen zu können. Liebes Nichtraucherschutzgesetz, das war früher NIE ein problem für mich, nicht zu rauchen. aber jetzt, dieses nicht rauchen DÜRFEN, das AAAaaaaaaaaaarrrrrrrrgggggggghhhhhhhhhhhh…

    gut aber wenns jetzt für dich schon so entspannt funktioniert, freut mich das umso mehr, da rauche ich auch gerne die eine oder andere sucht-voodoo-zigarette mehr.
    Möge der gemäßigte Genuß mit dir sein!

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  2. kittykoma

    hihi, das ist doch mal ein beitrag zum thema woran man merkt, daß man alt wird: man neigt zum mäßigen genuß.
    aber ich finds klasse, mr. glam! und wenn der nikotinflash nicht sofort wieder die nächste die nächste die nächste braucht, das ist doch gut.

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  3. glamourdick

    REPLY:
    „in letzter zeit ging das nicht mehr, weil ich beim versuch immer auf die twoday-startseite umgeleitet wurde, grrrrrrr…“

    das musst du einem doch sagen! bzw. dich gleich an die freunde bei den knallgrauen wenden. das geht ja gar nicht, der kommentierfähigkeit beraubt zu werden. da würde ich ja berserk.

    we havent met in ages. wird zeit!

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  4. lore.berlin

    Ist doch o.k. Seinen Weg muss jeder selbst finden. Bei mir hat Partyrauchen nach einiger Zeit immer wieder zum richtigen Rauchen geführt und ich kann es nicht.

    Ich wünsche Dir, dass der Genuss bleibt !!!

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  5. timanfaya

    glückwunsch. ich denke das ist genau der richtige weg. man kann bei 20 + x irgendwie nicht mehr wirklich von genuß reden. seitdem ich aufgehört habe rauche ich viel bewußter, ganz anders als vorher. mit anderen worten: mit dem aufhören des zwangsrauchens habe ich endlich wieder das „richtige“ rauchen gelernt.

    das ist wie mit dem essen. weg mit dem ganzen dreck [naja, nicht immer] – und dafür etwas weniger, aber besser [und natürlich auch teurer] …

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  6. Frau Klugscheisser

    Und ich bin voll auf dem Faschistentrip!
    Gestern tatsächlich zu einer Unbekannten, die von draußen vom Rauchen kam und sich neben mich an die Bar stellte, gesagt: „Sagen Sie mal, warum parfümieren sie sich eigentlich, wenn sie dann hinterher nach Rauch stinken?“ Kann mir das nur als Übersprunghandlung erklären. Ich schäme mich. Echt jetzt.

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  7. frankburkhard

    ok, also eine Meinung ist sowas wie: das ist aber ein ungewöhnlich blauer Himmel für diese Tageszeit, finden sie nicht auch verehrtes Frollein?
    Oder: jetzt zieh doch mal deine Hose hoch Junge, das sieht ja schlimm aus…
    Oder: Ach du meine Güte, ich glaube, das ist der größte Schwanz der Welt!
    … Liste beliebig fortsetzbar…

    bei ihrer konkreten Szene, Frau Klugs., war ich nicht anwesend, was wegen der in dem Zusammenhang wichtigen Intonation ihrer Worte von Interesse gewesen wäre, aber für mich – und auch das, hätte ich wohl vorhin schon vorsichtiger formulieren müssen, ist nur eine Meinung – klingt es eher nach Angriff, und zwar im Multi-Vektor-Angriffsmodus, wenn eine Frau, die aus gesetzlich erzwungener Rücksichtnahme von einem privaten Vergnügen aus der Kälte zurückkehrt, unvermittelt von einer ihr Fremden mit Worten empfangen wird die in ihren Ohren wahrscheinlich so geklungen haben wie:
    Da kannst du aber lange dein billiges Nuttenparföng über dir ausschütten, du krebstote Rauchmörderin, du stinkst ja doch durch die ganze Bar!

    NACHgetreten finde ich das, weil die Frau schon in rücksichtsvolle Vorleistung gegangen ist und sich der Kälte ausgesetzt hat um eine theoretische Beeinträchtigung … ach jetzt werd ich mir selbst zu blöd. aber wo sie doch gebeten haben, ich solle mal erklären. also bitte.

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  8. frankburkhard

    Allerdings, Frau Klugs., in einem Ehre/Scham-Verhältnis von höchstens 1:3
    Auf seinem eigenen Blog darf Herr Dick ja Sympathien bekunden und salbend über hängende Köpfchen streichen, bis der Morgen graut und die Schwäne gen Süden ziehen aber Frau Klugs., einer FREMDEN Frau? Die VON DRAUSSEN vom Rauchen zurückkam?!? Im deutschen Februar, VON DRAUSSEN vom Rauchen zurückkam? Das, gute Frau, nennt man Nachtreten.
    Und an einem Charakter riecht DAS unangenehmer als der immerhin auswaschbare Geruch nach verbrennendem Tabak.

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  9. luckystrike

    REPLY:
    Mutig, Frau K.!
    Aber so habe ich wieder was gelernt, wahrscheinlich sind all die Menschen, die einen da bespucken, demütigen und diskriminieren, frischgebackene Nichtraucher, und sie verdienen Verständnis. In Maßen.

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  10. glamourdick

    REPLY:
    nhalieren Sie, lehnen Sie sich zurück und – entspannung! frau k. sagte doch, dass sie sich schämt. und es ist leider wirklich so, dass es hilft, den rauch zum feindbild zu machen, um sich vor ihm zu schützen, als süchtiger. mir ist das nicht gelungen. ich rauche weiter, wenn auch auf sparflamme. und erwäge eine beziehung mit einem raucher, den ich mir dann als zigarette halte.

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  11. Frau Klugscheisser

    REPLY:
    Paßt schon. Ich schäme mich, weil ich das zu einer Fremden sagte, unabhängig davon, ob sie raucht oder nicht, ob mir ihr Nagellack oder ihre Frisur oder ihre (angebliche) innere Haltung mißfiel oder der Rock ein wenig zu kurz war oder ihr Großvater im Krieg war oder was weiß ich. Ich habe ihr als Fremde ungefragt eine Meinung auf’s Auge gedrückt, was im Grunde völlig gegen meine Prinzipien geht. Aber, Herr Burkhard, was das mit „nachtreten“ zu tun haben soll, müssen sie mir schon erklären. Denn nachtreten, Herr Burkhard, nachtreten kann ich nur bei einem Opfer und das ist sie weiß Gott nicht.

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