WHITE ON WHITE TRANSLUCENT BLACK CAPES oder GO AWAY (AND STAY AWAY)

Wie eitel, anzunehmen, dass es 25 Jahre später noch jemanden interessiert? Aber dann auch noch ein Produkt abzuliefern, das den eigenen Namen, den Nimbus den Ruhm nicht zertrümmert sondern ohne jede große Geste auswischt, das löbliche Werk nahezu ungeschehen macht.

Wenn ihr Name fiel, dann dachte man an die Band und nicht die Architektur-Richtung. Es war ultracool, sie zu lieben. Denn dann zählte man zu den Kennern, den Spezialisten. Sie waren the epitome of the epitome. Unvergleichbar zu ihrer Zeit. Alles was kopistisches nach ihnen kam, (die „Sisters of Mercy“ beispielsweise) fiel höchstens unter die Rubrik „niedlich“. Als sie 1983 in der Eröffnungssequenz des Vampirdramas „The Hunger“ ihr Lied „Bela Lugosi´s Dead“ insezenierten und einer breitere Masse bekannt wurden, hatten sie sich bereits aufgelöst. Ihre wenigen Platten allerdings konnte man noch 10, 20 Jahe später anhören und ihren Avantgarde-Status nachvollziehen. Um so schlimmer, dass sich Bauhaus jetzt auf ihrer Comeback-CD „Go away white“ nicht einmal selbst kopieren, sondern wie eine Arschloch-Rock-Combo drauf los jammen (allein bei diesen Worten krieg ich Schuppen), in der Hoffnung – ich weiß nicht. Im Zusammenhang mit etwas mattem schwarzdüsterem wie Bauhaus überhaupt den Begriff „Hoffnung“ ins Spiel zu bringen. Ja. Vermutlich hatten sie gehofft, es noch einmal zu schaffen. Und auf der nächsten Reunion-Tour mal das eine oder andere neue Lied zu haben, damit man nicht immer „She´s in Parties“ spielen muss, wobei das ein schönes Lied ist, das man gar nicht oft genug spielen kann. Wir reden von den Begründern des Goth, den Architekten des Industrial, den intelligenten Nachfahren des Punk. Ach, es ist eine Schande. Und es wäre vermeidbar gewesen.

Ja, dieses Helmut-Newton-Wesen ist Catherine Deneuve und Bowie ist auch dabei. „The Hunger“ gibt es seit kurzem wieder auf DVD.

4 Gedanken zu „WHITE ON WHITE TRANSLUCENT BLACK CAPES oder GO AWAY (AND STAY AWAY)

  1. luckystrike

    Ja, hört sich komplett überflüssig an, ob sie dachten, sie könnten wenigstens noch ein wenig Geld scheffeln?
    Eigentlich hat keine dieser halbherzigen und lustlosen Reunions alter Helden was hervorgebracht, außer vielleicht ‚I’ve got a Life‘ von den Eurythimcs, oder ‚Maria‘ von Blondie, aber bei denen stand ja auch nicht so viel speziellstes Lebensgefühl dahinter wie bei Bauhaus.

    Antworten
  2. timanfaya

    bei den sisters war ich ab ’84 auf dem ein oder anderen konzert. also, wenn das „niedlich“ war … puh.

    [würde ich mir heute auch lieber nicht mehr ansehen. hören ja, aber ansehen … alles hat seine zeit]

    Antworten
  3. timanfaya

    REPLY:
    … ach, und noch was: ich halte die für etwas überschätzt, so ähnlich wie die einstürzenden neubauten. für mich ist bowie eher der gottvater der richtung. das steht zwar so nirgendwo, aber ich wollte das mal gesagt haben [bevor ich hier gleich wegfliege. mama mia, tobt hier ein sturm]

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert