GLAM REVISITS THE KICK INSIDE oder CHANTE AVEC MOI, PETITE SOEUR!

Zuerst – Walgesänge. Wenn ich mich nicht irre stammten die aus dem Film „The Man who fell to Earth“, but correct me if I´m wrong. Und dann das Lied, in dem es um Bewegen und Bewegung gibt, das sich bewegt wie ein Perlentaucher. Dann wieder die Walgesänge, darüber Piano und das Lied von dem Saxophonspieler in der Berliner Bar, die man als mystisch verstehen muss, denn Kate hatte zum Zeitpunkt des Verfassens England vermutlich noch nie den Rücken gekehrt. Die Endsiebziger waren eine Zeit, in der Saxophon-Soli noch gingen, das zog sich bis Hazel O´Connors „Will you“ hin – danach hatte die Welt ausreichend Saxophon für Jahrzehnte gehabt. Dann das erste Lied, das man als whacky bezeichnen kann. Wir ziehen den Hut vor den bizarren Phänomenen. Synchronizität, Zufälle, die keine sind, Vorahnungen… In einer Art und Weise vorgetragen, wie das nur jemand kann, der statt „Mensch ärgere Dich nicht“ mit dem Ouija-Board gespielt hat. Danach wird´s aber noch verrückter, stimmlich wie musikalisch: „Come up and be a Kite and fly a Diamond night, A Diamond Kite, a Diamond Kite, ooohoo what a Diamond.“ Da hatte sie die Diamantennacht erfunden, die sie später auf Aerial im schönsten aller lieder wieder liebevoll zitiert, zelebriert. Über „Kite“ könnte ich jetzt einen Roman schreiben. Oder eine Biografie des Drachen um den es geht. Oder die Geschichte erzählen, wie ich wegen dieses Liedes unbedingt Englisch lernen wollte und das auch in Angriff nahm, bevor ich das Fach in der Schule hatte (klar, dass das alles in ein Anglistkstudium münden würde…).
Aber weiter auf der Platte. Denn jetzt kam das erste Herzbrech-Lied, das noch heute so zart und wund und wunderbar ist. Den Mann, von dem sie singt, den wird es nie gegeben haben, der war ein Mädchentraum. Aber der Mädchentraum eines Mädchens eben, das mit dem Ouija-Board gespielt hat. „Oh, I´m so worried about my love – they say „no no – it won´t last forever“. And here I`m again, my Girl. Wondering what on earth I´m doing here. Maybe he doesn´t love me, I just took a trip on my love for him.“ Und dann sah ich sie immer vor mir, einschlafend, während noch eine heiße Träne über die Porzellanwange kullert.

Anschnallen. Die erste Seit kommt zum großen Finale. Immer das kräftigste Lied ans Ende des ersten Akts stellen, ganz wichtig. Ich lass jetzt „Wuthering Heights“ aus. Lucky, übernehmen Sie! Hier werfe ich das „Wuthering Heights“-Stöckchen. Hear it wuthering through the storm! Das Lied war jedenfalls für mich eine Offenbarung, nicht mehr, nicht weniger. Es führte zu einer nun 30 Jahre alte Liebe zu Kate Bush. She grabbed my soul awahahahy.

Die zweite Seit startet rockig mit James, dem Soldaten, der sein Leben gegen ein kaltes Gewehr eingetauscht hat. Im nächsten Lied wird Liebe gemacht: „My stockings fall onto the floor, desperate for more“. Hey Darling, your so great, I can´t wait for you to operate! Und im nächsten dann, da ist sie frisch gepoppt: „all the colours look brighter now, everything they say seems to sound new“. Und wieder ein Lied für den mysteriösen Lover, den man sich mit 18 Jahren wünscht: „You look like an angel, sleeping it off at a station. Were you only passing through? I´m dying for you just to touch me and feel all the energy rushing right up-a-me“… Eat that, Britneybitch.
Ein Lied über ihre spirituellen Lehrer, ein Lied über das Wunder der Mutterschaft und dann die krönende titelgebende Perle „The Kick inside“. Eine Schwester verabschiedet sich von ihrem Bruder, den sie ein wenig zu sehr liebt. Damals habe ich das Lied nicht verstanden, aber was glauben Sie, wie sich das geändert hat, seit ich „The Secret Life of the Lonely Doll“ gelesen habe. Die letzten Sätze: „I will come home again, but not until the Sun and the Moon meet on yon hill (…) Oh, by the time you read this…“

Katies zweite Platte erschien noch im selben Jahr. Der Großteil des Materials dieser ersten beiden Alben entstand zwischen ihrem 12. (!) und 18. Lebensjahr. Und auch wenn die Pausen zwischen ihren Platten immer länger werden – keine andere im Popgeschäft ist sich selbst (und uns) so treu geblieben. Die Faszination, mit der sie in die Welt blickt und die Fähigkeit, ihre Eindrücke in Musik und Text fest zu halten – she´s more than Pop, she´s a Poet of divine grace. Wer sonst schafft es, ein Lied über eine Waschmaschine zu komponieren, das zu Tränen rührt? Und ich habe jetzt ernsthaft einen Beitrag über Kate Bush geschrieben und nicht einmal ein Wort über diese Stimme verloren und was sie mit mir anstellt…

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Happy 30th anniversary „The Kick inside“! Glam loves you! Cette voix! Cette VOIX!

Note: Und tatsächlich ist dieser Text entstanden zwischen dem ersten Walgesang und dem „oh, by the time you read this.“ What strange phenomena indeed…

8 Gedanken zu „GLAM REVISITS THE KICK INSIDE oder CHANTE AVEC MOI, PETITE SOEUR!

  1. timanfaya

    … ein stück musikgeschichte. für mich persönlich ist die“zweite seite“ des hounds of love albums die schaffensphase, die musikalisch und gesanglich ausnahmslos alles in den schatten stellt. absolut einmaliger sound.

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  2. glamourdick

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    das war 7 jahre später und da arbeitete sie schon komplett autark. emi hatte keinen zutritt (mehr). die platte ist tatsächlich revolution, aber mit „the kick“ war der anfang gemacht. eene wie keene. wer ist tori amos?

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  3. luckystrike

    REPLY:
    nun, es ist billiger, der geschmack stimmt nicht, und die konsistenz letzen endes auch nicht. und ich will auch nicht wissen, was dr. fresenius dazu zu sagen hat!

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