„MOTHERFUCKER“ WILL NEVER BE THE SAME WORD AGAIN or SOME FAMILIES ARE GOTHIC, 2

Und irgendwo kriegt das Buch die Kurve, wie es überhaupt in einem Loop funktioniert, mit dem Mord beginnt und mit dem Mord endet. Nach all dem Schrecklichen, das man über sie erfahren hat, kommt man nicht umhin, so etwas wie Mitgefühl mit dem Muttermonster zu empfinden, das seinen eigenen Tod ganz klar mitverschuldet hat. Nicht, insofern als dass sie sich ihren Mörder selbst erzogen hat – Schizophrenie ist keine Frage der Erziehung. Aber insofern als dass sie ihn nicht losgelassen hat. Alle Versuche einer psychiatrischen Behandlung waren halbherzig, und das, nachdem Tony mehrfach aufgrund aggressiven Verhaltens auffällig geworden war. Für seine Angriffe auf die Mutter und Großmutter gibt es zahlreiche Zeugen. Der Vater schritt nicht ein, weil er nicht an Psychiatrie „glaubte“. Später setzte er sich dafür ein, dass sein Sohn in der Nervenklinik in England bleiben solle, weil das ein so ruhiger, friedlicher Ort sei. Die Zeugen schritten nicht ein, weil sie annahmen, dass zwar zwangsläufig etwas Schlimmes geschehen würde, ihre gute Kinderstube ihnen allerdings eine Einmischung verbot. Noblesse oblige.

Da liegt eine Frau auf der Straße, mit gebrochenen Knochen, einer blutenden Kopfwunde. Der Sohn, der ihr das angetan hat, mit dem sie schläft, steht schreiend daneben, die Leute schauen zu. Wenige Tage Klinik, dann ist er wieder frei. D.h. gefangen. Bei ihr. Wenige Wochen später gelingt es ihm dann endlich, er kriegt sie tot. Und hat so etwas wie Ruhe.

„Savage Grace“ twistet und turnt die Gefühle des Lesers. Es macht nicht betroffen, es macht benommen.

Der Film, stelle ich gerade zu meiner Überraschung fest, ist bereits in Deutschland gestartet. Mehr „Savage Grace“ demnächst hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert