NOCTURNE PATHÉTIQUE

Wie sie sich da krümmt, auf dem Küchstenstühlchen kauernd, die Kapuze tief ins Gesicht gezogen, die Arme um die fröstelnden Schultern gelegt. Denn es ist früh, so früh. Keinesfalls Aufstehenszeit! Verflucht sollen sie sein, die beiden Polen, die in ihrem Zimmer Dinge treiben und der Hauptmieter, dessen Finger irritierend über die Tastatur huschen wie eilige schneesturmgepeitschte Spinnen. Möge Kali sie explodieren lassen. Wie ein böser Alptraum wird sie ihr erscheinen, die Erinnerung: beim blassen November-Morgenlicht in den rieselnden Schnee zu starren, während die Elektriker das Licht in ihrem Schlafzimmer richten, ihr wichtige Traumstunden stehlend, und die polnischen Mobiltelefone in fremden elektronischen Melodeien erklingen.

11 Gedanken zu „NOCTURNE PATHÉTIQUE

  1. glamourdick

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    ich hatte ja schon immer vermutet, dass die mansion videoüberwacht ist und sich irgendein ostblock-nerd eine goldene nase an den spycams verdient. jetzt hab ich den beweis. (und winkt in die kamera.)

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  2. glamourdick

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    ich habe eben nie den traum augegeben, dass irgendwann ein kerl in der tür steht – mit sooooo ner bohrmaschine. und da will man doch hochzeitsfähig ausschauen und nicht als das bückstück-fickluder erkannt werden, das man eigentlich ist.

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  3. bellablog

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    und zum ausgleich für den entzug ihrer schlafberechtigung hat sie später den stromzähler tilt geduscht, sich einen eimer roiboostee (karamel) gekocht und in einer milchkaffeeschale, die sie mit beiden händen hielt schluckweise geleert, während es dämmerte. nichts war mehr wie vorher und ihre gedanken kreisten nur um eines: „warum ich?“

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  4. bellablog

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    doch natürlich, ich sehe jetzt: einen ungeübt aufgerissenen tetrapack milch den sie immer wieder direkt ansetzt, als würde es helfen. ihr ist noch immer kalt und inzwischen auch leicht übel. sie denkt etwas besseres verdient zu haben, irgendwann einen kapuzenpulli von „bench“ etwa, statt dieser „kenvelo“- kacke. es ist abend, aber ihr feeling hat dieses unüberbrückbare delay, dessen unerwartete absurdität ihr nicht möglich macht, es zu verarbeiten. und immer wieder der gedanke: was ist das nur für eine welt, in der man wach sein muss, bevor man ausgeschlafen hat? eine kalte unwirtliche welt, in der sensible menschen wie sie nicht zurecht kommen. denn mit den polskis kamen die tränen…

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  5. Roulette

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    kenn ich auch! bzw. kannte ich. allerdings bin ich jetzt inzwischen mit den nachbarn hier beinah verschwippschwägert – nähe sucht man trotzdem. aber dafür können die anderen nie mehr das bad blockieren. hat was für sich. 🙂

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  6. luckystrike

    Mein Service in solchen Situationen besteht darin, die Zimmertür auf zu lassen, damit ich das Klingeln höre und wenigstens noch nen Schlüpper auf dem Weg zum Tür öffnen anzuziehen. Dann können die machen was sie wollen. In meiner ersten Wohnung haben die sogar mal Elektrik ums Bett herum (herum!) verlegt, während ich schlief.

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  7. bellablog

    fröstelinchen hat sich wieder in ihre muffkiepe gelegt, als die polskis endlich weg waren. das bettchen war so fremd und klamm, der schlaf wollte nicht wiederkehren. da lag sie handlungsunfähig in ihrem oversizeshirt und der tag war im eimer.

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