ES KOMMT NICHT DARAUF AN WIE LANGE MAN SCHAUKELT SONDERN MIT WEM MAN SCHAUKELT oder THE ANCIENT MARINA

Wenn man jung ist muss man sich stark schminken, und wenn man alt ist, dann noch stärker. Das weiß ich, seit ich mit 7 Jahren „The Prince and the Showgirl“ gesehen habe. Da sagt das die Schwiegermutter des Regenten zu Elsie Marina, was ein Name ist, der heranrollt wie eine Welle die dann trunken an den Strand schwappt. Elsie Marina. Wow. Was mich an Marilyn in ihren Filmen von Kindheit an fasziniert hat, ist ihre — Kindlichkeit. Das Staunen, mit denen ihre besten Filmfiguren durch die Welt gehen, alles voran Elsie, aber auch Pola in „How to marry a Millionaire“ oder Lorelei in „Gentlemen prefer Blondes“. Etwas angeknackster, aber nicht unrettbar: Sugar Kowalczyk-Kane. Man hat das auch als Naivität ausgelegt, aber ich habe das immer als eine Qualität erkannt, mit der man wohlwollend-anerkennend-überraschbar durchs Leben geht. Selbst die gebrochene Träumerin Roslyn in „The Misfits“ hat sich noch einen Rest dieser Qualität aufbewahrt und träumt zum Ende des Films den unträumbaren Traum – ein Kind, das ohne Angst aufwächst.
Wenn man jung ist, muss man viele gute Menschen um sich haben (hatte ich nicht). Wenn man älter wird ist muss man viele viele gute gute Menschen um sich haben (habe ich). Da darf man nicht zum Geburtstag warten, um zu feiern. Man kann gar nicht oft genug feiern und mit den guten Menschen Essen und Trinken und Reden und Lachen und Weinen. Lorelei hat bestimmt mit Dorothy ein wöchentliches Ritual aufrecht erhalten, nachdem beide verheiratet waren. Wäre es nicht schön gewesen, wenn Jane Russell und Marilyn das auch hinbekommen hätten? Pola ist ja die erste Carrie Bradshaw gewesen, beziehungsweise die erste Charlotte York und ich wette, dass sie mit den anderern beiden Mädchen bis ans Ende ihrer Tage glücklich und kurzsichtig geblieben ist. Die haben vermutlich alle ihre Gatten überlebt und sind mit sechzig nach Florida in ein luxuriöses Alters-Strandhaus gezogen, Platinum Gardens. Elsie hat sich in Moldavien sicher nicht so ganz wohl gefühlt, ich denke, sie wird dort viel Vodka getrunken haben und möglicherweise ist sie mit dem Rolls eine Serpentine entlanggeschossen und über die Klippe gegangen, aber in Wahrheit saß ihre Tochter am Steuer, die heute mehreren Charities vorsitzt und sich weigert, sich liften zu lassen, auch wenn es sich für eine Prinzessin ihres Kleinstaatkalibers gehören würde. Sugar und Jo-sephine indes waren ein Match made in Heaven. Die beiden hatten ein reiches Leben, ein wildes Sexleben und selbst ihre Enkelkinder glänzen wie frisch geputzte Äpfelchen. Alle fünf Jahre treffen sie sich mit Sweet Sue und den anderen Damen des Orchester und machen eine jazzige Sause.
Roslyn hatte nicht viel Vergnügen mit Gaylord, jedenfalls nicht lange. Er ist vier Jahre nach ihrer Hochzeit an einem Herzinfarkt ums Leben gekommen. Das war zu dem Zeitpunkt, als Perce Howland beim Rodeo einen schweren Unfall hatte. Sie hat ihn dann zu sich ins Wüstenhaus genommen und die Symbiose der beiden war keine gesunde. Ich hasse Arthur Miller, weil er keinen anderen Ausgang angelegt hat. Auf das Fünkchen Hoffnung, das am Ende des Films aufkommen soll, wird soviel Gewicht gelegt, dass man es glatt in den Treibsand drückt. „Something´s got to give“ hätte wieder eine heitere Marilyn gezeigt, aber auch eine Erwachsene. Marilyn als Mutter, das hatte man zuvor noch nicht gesehen. Aber Eve Arden wäre eine Person gewesen, die sich ihren Platz auf dem Spielplatz zurückerobert, nachdem sie eine Weile aus der Stadt war. Schade, dass wir das nicht zu sehen bekamen und stattdessen die Roslyn Marilyns letzte Rolle war. Aber vielleicht hat Roslyn auch eine Tanzschule in Reno aufgemacht, dort Jessica Lange entdeckt und nach Hollywood geschickt. Das würde vieles erklären. Frohe Ostern.

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