Ich sitze auf seinem Schoß, weil er neben sich ist und ich neben dem, wo er eigentlich sitzt. Wir haben wohl noch nie soviel Zeit miteinander verbracht und so wenig Worte gewechselt, bei ihm rast es und rattert, bei mir ebenfalls, empathisch, weil ich ihn liebe. Ich hadere mit jedem Wort, ich will nichts banalisieren, denn dies ist nicht banal, ich will nicht dramatisieren, denn dies ist bereits Drama. Von einem Tag auf den anderen hat sich sein Leben von Grund auf geändert und ich versuche Gedankenexperimente. Wenn ich ihn morgen oder in einem Jahr erst kennenlernen würde, dann wäre dieses Dings schon passiert und ich würde nicht so mit ihm mitleiden, dann wäre das eine Tatsache wie die, dass er schön ist, innen und außen. Aber das Dings passiert gerade, ich kann das nur schwer ertragen zuzusehen, wie einem so ein Knüppel vor die Beine gehauen wird, weil ich doch helfen will und machen, dass es weggeht, aber das kann ich nicht, und so fahren wir durch den albernen Frühling, durch Autoabgase und welkende Osterglocken und ich hab mich noch nie so hilflos und so ohnmächtig gefühlt, noch nie.

3 Gedanken zu „

  1. Modeste

    Das hört sich schlimm an. Ich weiß, dass das kein Trost ist, aber mit seinem Unglück einsam zu sein, wäre schlimmer, als jemanden bei sich zu haben, der helfen würde, wenn er könnte.

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