BROT FÜR DIE VERLAGSWELT

Hat mich, wenn auch nur entfernt verwandt, erinnert an zwei Tage, irgendwann Anfang der 90er, es muss Winter gewesen sein. Autoren kennen das: Wenn Du einen großen Briefumschlag von einem Verlag bekommst, dann enthält er in der Regel Dein Romanmanuskript retour, mit einem „passt leider nicht in unser Verlagsprogramm“-Anschreiben. Aber wenn es ein kleiner Umschlag ist… dann holst Du ihn mit zittrigen Fingern aus dem Briefkasten, der neuerdings den Namen Glückseligkeitsaufbewahrungsherberge trägt und trägst ihn geschwinden Schrittes, schwebend fast, die damals vier Treppen hinauf bis in Dein Dachgeschoss. Öffnest ihn und liest
„Lieber Herr Dick, vielen Dank für Ihr Manuskript. Es passt leider nicht in unser Verlagsprogramm. Wir sind ein kleiner Verlag und nicht besonders wohlhabend. Leider können wir Ihnen deshalb Ihr Manuskript nicht zurücksenden. Sie können es aber jederzeit bei uns abholen.“

Wenn sie genau prüfen sehen Sie, dass ich hier zwei Absätze gemacht habe.

Und nochmal.

Ich also dann da hin. Dramatischstes Make-up, wallender Dracula-Mantel. Sydneyrote Haare und bleiches schmales Gesichtchen.
„Guten Tag, mein Name ist Dick. Ich komme, mein Manuskript zu befreien.“
„Ach, ja. Ähem.“
Und dan händigt mir die Trulla, die sich gerade fragt, warum ich ein Laib Brot unter dem Arm trage mein Manuskript aus.
„Und da Weihnachten naht. Und es Ihrem klitzekeinen Verlag ja gerade so schlecht geht. Fand ich es nur passend.“
Und dann das Brot auf den Schreibtisch gelegt, meinen Roman eingesteckt, mit Bette Davis-Ellbogenaktion den Mantel gewirbelt. Und weg. Und mit einem Mal fühlte sich die Ablehnung an wie ein Triumpf. Gibt es eigentlich noch die Elefantenpress?

4 Gedanken zu „BROT FÜR DIE VERLAGSWELT

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