GLAMPFEHLUNG: VERONICA MARS

Falls es Ihnen so geht wie mir, und Sie die Serie „Veronica Mars“ zum Zeitpunkt ihrer Ausstrahlung komplett verpasst haben – tun sie das gleiche wie ich, besorgen Sie sich Staffel 1 bei Amazon für nen Zehner.

Die Grundsituation der Serie, was könnte besser in diese ewig währende Rezession passen: Degradierung. Veronica, 17, zählte noch im vergangenen Sommer zur In-Crowd an ihrer High School. Was sich änderte, als sie bei einer typisch-kalifornischen Party zum KO-Tropfen-Opfer wurde und nun in den Augen der Mitschüler und Innen zur Schlampe wurde. Vorbei Hip Teens, hallo Nerds. Und dann war da noch der Mord an ihrer besten Freundin Lilly Kane (ganz großartig: die junge bzw. damals noch jüngere Amanda Seyfried), der Lauras Vater, dem Sheriff Mars, die Stelle kostete, so dass er sich nun als Privat Eye herumschlägt, tatkräftig unterstützt von seiner Tochter, die vielleicht gar nicht seine Tochter ist, was möglicherweise erklärt, warum Lillys Bruder so abrupt mit ihr Schluss machte?

„Veronica Mars“ ist ein Cotton Candy-Albtraum, eine Mischung aus „Trixie Belden – Mädchendetektiv“ (anyone remember?), „Beverly Hills 90210“ und „Twin Peaks“ mt einer gehörigen Dosis Dysfunktionalität (es gibt nicht eine einzige Familie mit zwei halbwegs vernünftigen Erziehungsberechtigten), schwarzem Humor und einem Touch Hollywood noir – das Ende der Staffel, in dem das Murder Mystery um Lilly aufgelöst wird, ist spekatakulär spannend und wartet tatsächlich mit einer Überraschung auf.

Die Mädchen in „Veronica Mars“ sind verzickt und/oder verzweifelt, die Jungs nicht die Zac Efron-High-School-Musical-Abziehbilder sondern babyspeckige, stiernackige Testosteron-Tellerminen. Kristen Bell, Darstellerin der Veronica, die auf mich zunächst etwas schwach auf der Brust wirkte, entwickelt sich im Verlauf der Serie zu dem, was ihr Job ist – zur Titelheldin, einer kalifornischen Verwandten von Kyra Sedgwicks Brenda Leigh Johnson.

„Veronica Mars“ ist eine wunderbare Studie zum Thema Teenage-Angst – der Angst vor den Eltern, vor der Peergroup und Autoritäten, aber auch der Angst vor den eigenen Hormonen und der erwachenden Sexualität. Diese vier Bereiche sind es, die zu den Affekten führen, die die Grundlage für die Kriminalfälle liefern, die Veronica hilft, aufzuklären. Sehr zur Unterhaltung des Zuschauers. Ich bin froh, dass Staffel 2 schon in der Post ist, denn, obwohl in der ersten Staffel der rote Faden gekappt und der Mörder Lillys gefasst wird, endet sie dennoch mit einem Cliffhanger. Kaufen!

(Abzugspunkte gibt es für den lustig-flutschigen Soundtrack, der der eigentlich düsteren Story eine Leichtigkeit aufstülpt, vielleicht, weil die Produzenten Angst vor der eigenen Courage bekamen. Ach, und muss ich es dazusagen – versuchen Sie erst gar nicht, sich das Ganze in der deutschen Synchronisation anzutun.)

Ein Gedanke zu „GLAMPFEHLUNG: VERONICA MARS

  1. brittbee

    veronica mars hat mir einer, mit dem ich gerade kaum noch rede, geschenkt. ich wollte es doof finden, und das ist mir kein stück gelungen. eben jene dysfunktionalität hatte ich nicht erwartet. und dann sehr gemocht.

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