A STRANGE KIND OF FEELING SWIMS THROUGH MY EYES

Am Anfang waren, wie so oft in meinem Leben, die Vampire. Und Anke. Die Vampire: David Bowie und Catherine Deneuve. Der Film „The Hunger“. Und in der ersten Sequenz, wenn Catherine und David sich in einem stylishen New Wave Club ihre sexy Opfer suchen, da war diese Band. Dieser Mann hinter Gittern. Diese messerscharfe Stimme, die kalt spielte und in der doch alles in Flammen stand. Eine Explosion versprechend, ein Feuerwerk. Mein Teenagerherz barst in tausend kleine kristallene spitze Stücke. Peter Murphy. Die Band Bauhaus, deren Frontmann er war, gab es nicht mehr lange, aber was scherte mich Bauhaus, wenn Murphy allein weiter machte und während der ersten Jahre seiner Solokarriere immer besser wurde, und immer schöner. Das war mein persönlicher Thin White Duke, mein Vampir Lestat, Louis; wenn Sie glauben, meine Faszination mit Rufus Wainwright wäre hardcore gewesen, dann hätten Sie mich mit 16, 17, 18 erleben sollen – Murphy war mein Seelenfängerseelensänger, und das vielleicht auch, weil seine Lieder so verschlüsselte Mysterien waren – ich glaubte in jedem etwas zu entdecken, was nur direkt mich ansprechen konnte. Musik, die von außen in mich reinfuhr und dort auf etwas traf, das sie kannte. (Teenager halt, Sie waren auch mal einer.)

Peter

Erst Jahre nach dem ersten Hören von „Bela Lugosi´s dead“ erlebte ich ihn live. Ihm und Marilyn zu Ehren frisch erblondet, nach Jahren des Grufti-Schwarz, stand ich so dritte Reihe, Anke rechts neben mir, trug mein Kapuzenshirt aus Silberlamé und erlebte das zu diesem Zeitpunkt meines Lebens genialste Konzert ever. Ich fraß dem Mann aus der Hand und dann kam der Moment in „Marlene Dietrich´s favourite Poem“ (übrigens auch meins, der olle Freiligrath), wo er den Blick durchs Publikum schickte, seine hypnotische Stimme waberte durch mich hindurch, und dann blieb sein Blick hängen. In meinen Augen. Das ganze Lied lang schaute er mir in die Augen. Für einen 22jährigen der spektakulärste Emo-Orgasmus vorstellbar. Ich war in einer Art innerejakulativen Hyperkatatonie gefangen, immerhin schaffte ich es, das Konzert auf beiden Beinen zu verlassen, irgendwie muss ich auch heil nach Hause gekommen sein, sonst säße ich ja jetzt, paar Jahre später, nicht hier, nur leicht lädiert vom Leben in der Zwischenzeit.

Heute stand Anke links von mir als er „Marlene Dietrich´s favourite Poem“ sang. Und ich war einen kurzen Augenblick nicht mehr im Huxley´s, sondern im Metropol am Nollendorfplatz. Unsere Blicke trafen sich nicht. Ich hatte solche Angst gehabt, dass mein Murphy vielleicht dick geworden sein könnte, und keine Haare mehr hat, und so war es auch, aber es war nicht doof. Diese Stimme ist noch so messerscharf wie immer, was scheren mich die Lovehandles? Haare? Gibt doch Mützen. Als er loslegte und mit seiner kleinen Plautze über die Bühne stolzierte und sie und uns im Sturm nahm raunte mir Elvira Westwärts, die es wissen muss, zu „Besser als jede Tunte!“. Und traf es. Murphy hat eine Glam-Grandezza, die so gar nicht Gothic oder Grufti ist, der Mann ist Glamrock meets Kunstlied. Seine Bühnenpräsenz hat nie allein auf Schönheit beruht (und Gott, war dieser Mann damals schön in meinen Augen), seine Präsenz hat er schon immer durch Charisma erzeugt. Und die Verbindlichkeit seines Vortrags. Wer außer Bowie selbst dürfte „Space Oddity“ singen und Du befindest Dich mit ihm in der Kapsel? Peter.

Videoleinwände? Tänzer? Kostümwechsel? Alles ganz nett, wenn man von sich selbst ablenken muss. Peter Murphy hat das nicht nötig. Er ist keine Schönheit mehr. Er ist durch und durch schön.

Taking a deep bow.

Love,

Glammy

Deep_Peter-Murphy

The Secret Cover Tour goes on:

18/10/09 Hannover, Capitol
19/10/09 Aschaffenburg, Coloss Saal
20/10/09 München, Back Stage
22/10/09 Köln, Kantine

6 Gedanken zu „A STRANGE KIND OF FEELING SWIMS THROUGH MY EYES

  1. Foxxi

    Oh, Oh, Oooohhh… jetzt ärgere ich mich über meine gestrige Trägheit. Ich hab’s gewusst, ich hätte hingehen sollen …quatsch …müssen! *kopfaufdieschreibtischplatteschlagen*

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