GLAMBASSY

Den ersten Glamour-Event der Woche überstanden. Wacker. Als ich erfuhr, dass der Abend doch nicht in der Botschaft, sondern beim Gesandten und seiner Gattin zu Hause stattfinden wollte, da wurde ich doch etwas nervös. Bei so ´ner großen Einladung kann man ja immer unauffällig am Rand rumlungern oder sich im Großen Stil daneben benehmen, aber je familiärer, desto mehr Aufmerksamkeit ruht auf einem. Diese Sorge hatte wohl nicht nur ich. Als ich eintraf, waren bereits zwei Menschen da, die ich kannte – einen, den ich in der Vergangenheit schon verabschiedet hatte, und eine, die mir vor etwa einem Jahr vorgestellt wurde. Beide begrüßten mich stürmisch, bei ihm nicht verwunderlich – er hat kein Format und war genau so nervös wie ich auf diesem Terrain. Bei ihr überraschte es mich dann doch, denn sie hatte mich beim Kennenlernen noch mitten im Vorstellungssatz stehen lassen. Gestern hing sie an mir wie eine Klette, bis der Ehrengast erschien und sie nicht länger nur mich hatte. Förmlich unoffiziell verteilten sich ca 20 Menschen über die Charlottenburger Wohnräume, ganz zwanglos flog das fliegende Buffet, wie Monde kreisten die Gäste um mehrere Sonnen – Gesandter, dessen Gattin, Ehrengast. Irgendwann merkte ich, dass es nicht anders war als bei meinem Parties – schillernde Menschen aus allen Bereichen des Lebens, nur dass hier anteilig mehr Wirtschaft und Politik verteten war als bei meinem Parties und es ein klitzekleinwenig förmlicher zuging. Es gab Wein aus dem Land des Ehrengastes, ich hielt mich, wie der Ehrengast, allerdings an den Champagner. Nach ein paar Gläsern war es dann sehr angenehm, mit Fremden mit lustigen Akzenten ins Gespräch zu kommen, wobei ich zugegebenermaßen die meiste Zeit mit Ehrengast und Gatten verbracht habe. Und als es gerade richtig schön war und ich dachte, wunderbar die beiden mal wieder zu sehen, it´s been too long, und unsere Eskapaden der vergangenen zehn Jahre vorm inneren Auge vorbei zogen, da fiel mir ein, dass dies ja erst der Auftakt für zwei glamouröse Wochen ist, dass ich mit dem Auto da bin, und dass ich spätestens Mittwoch wieder in den Genuss der Gesellschaft kommen würde, also bedankte und verabschiedete mich, nahm mir meinen Dolce-Mantel, der für solche Anlässe geschaffen ist, setzte mich in den Wagen und fuhr durch den Nieselregen nach Hause, entlang an Schlössern und Botschaften, Parks, Flüssen und Kanälen, während Herbstlaub durch die milde Luft flog und die Scheibenwischer quietschten.

2 Gedanken zu „GLAMBASSY

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert