BIG GLAMMIE

Und wir schauen so „Grey Gardens“ und Jessica Lange steht auf der Terrasse und verschränkt die Arme vor der Brust, und ich denk – Schau mal – dieser Archetyp Mutter-die-Kind-nicht-gehen-lassen-will, das gibt es wirklich nur wenn man so eine Mutter hat, oder eben als Archetyp, aber das, was in der Frau vorgeht da jetzt gerade, wie sie das Kind ziehen sieht und es zerreißt sie, das ist so ur-weiblich, das kann kein Mann, das muss was mit der Nabelschnur zu tun haben.

Und dann ist der Film vorbei, der Nachmittag fast rum, sein Flieger geht bald und wir sagen Tschüss und nehmen uns in dem Arm, und nehmen uns nochmal in den Arm und geben uns einen Kuss, und ich sag „Love you“, und er sagt „Love you too“, und dann drücken wir uns und irgendwo in mir hör ich den Ruf: „Edie? Eeeeedie?!“

Und dann mach ich die Tür hinter ihm zu und verschränke die Arme vor der Brust und fühle keine Zerrissenheit, keine Nabelschnur, weil mit ihm ist es so – wenn er weg ist, ist er weg, wenn er da ist, ist er da. Und man muss es zu schätzen wissen. Das Kind macht schon das Richtige. Er kommt schon klar. Er ist ja erwachsen und es geht ihm gut. Sein zuhause ist anderswo. Und gehe und mach den Schrank auf und nehme mir Cracker und Paté. Gar kein Sektglas mehr da? Ach, das Marmeladenglas tut´s auch.

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