FRÜHSTÜCK BEI MANDY (MIT MUTTI)

Dass sie den Süßstoff vergessen hat – das passiert in 50% der Fälle, in denen man ihn bestellt, daran bin ich gewöhnt. Als wir Essen bestellen wollen, weist sie daraufhin, dass es etwas dauern könne, so eine halbe Stunde etwa, ich seh das ein, es ist wirklich rappelvoll auf der Terrasse. Sie verschwindet jedoch erst einmal eine viertel Stunde. Nachdem endlich die Bestellung aufgegeben ist warten wir. Und schauen zu, wie die anderen Gäste ob der langen Wartezeit unflätig werden. Nach einer 3/4 Stunde ist auch unsere Laune etwas angefressen. Wir versuchen, Blickkontakt mit der blonden langhaarigen Schönheit herzustellen, die eigentlich mit rohen Eiern unter den Fersen bei Heidi Klum catwalktrainieren müsste, das misslingt uns. Sie schaut unter ihrem blonden Pony konsequent auf den Boden. Nach einer Stunde erwisch ich sie. „Oh – das ist wirklich schade, ich hab die Bestellung aber aufgegeben!“
Weitere zwanzig Minuten später brülle ich ihr zu „Die Rechnung bitte, wir müssen los!“ Sie zuckt etwas zusammen. Kaum 10 Minuten später kommt sie mit dem Essen und der Rechnung. Ich gebe ihr nur 50 Cent Trinkgeld, denn immerhin haben wir ja jetzt unser Frühstück. Dann widme ich mich meinem Kräuterrührei. Einwandfrei kein Etikettenschwindel beinhaltet es exakt Ei und Kräuter. Salz ist ja eh ungesund. Nein, Wahnsinn – da liegt sogar noch etwas Dekosalat und zwei Scheiben Butter! Schade, dass sie den Brotkorb vergessen hat! Na ja, so ist es Trennkost. „Sind die Rühreier auch kalt“ fragt meine Mutter. „Was denkst Du?“ frag ich zurück. Sie nickt. Ich nicke zurück. Dann stellen wir unsere Teller für den Dalmatiner und den Jack Russel auf den Boden und verlassen das Edelweiss im auch nicht wirklich schönen Görlitzer Park. Selten so wegen 50 Cent geärgert.

Auf der Terrasse von Diekmanns Austernbar im Hauptbahnhof ist vielleicht die Kellnerin keine Kandidatin für Heidi, aber sie ist freundlich und effizient. Der Blick geht auch nicht auf das marode Pamukele-Denkmal sondern die Skyline des Regierungsviertels. Das Publikum ist konservativer und es git keine Hunde und Kinder, dafür aber drei ältere Herren mitsamt Xylophon, die Lounge-Jazz spielen, was eine wirklich bezaubernde Reisende in Jeans, gelbem ärmellosem Top und gleichfalls gelben Sommerschuhen veranlasst, sich dazu zu stellen und einzustimmen, eine kleine Sternstunde, „Fly me to the moon“, so schallt es, wir blinzeln in die Sonne, den monoblauen Himmel und schlürfen zufrieden unseren Prosecco auf Eis

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