SURREAL. BUT NICE.

Nervöse Anspannung, wie vor einer Prüfung. Willkommene Ablenkung erfolgt durch einen Email-Wechsel, quasi Briefe an einen jungen Dichter 2.0. Da lese ich Sätze, die äußerst gut tun.

Rein in den Nieselregen, der dafür sorgt, dass meine Haare sich kräuseln, was ich heute gar nicht gebrauchen kann. Erst, als wir mit dem Schminken anfangen legt sich die Nervosität. Drei Stunden lang werden Augenbrauen abgeklebt, ein seltsam totenkopfgraues Make-up aufgetragen (das Foto wird schwarzweiß), der dunkelste Lippenstift aufgetragen.
„Ist das nicht zu groß?“
„Mach ruhig noch mehr.“
Wimpern geklebt, Lidfalten malerisch angehoben.
Frontal betrachtet sehe ich grotesk aus, mit den 30er Brauen, dem Make-up, das jede Falte akzentuiert. Aber im Profil kommt es schon sehr nah dran, an das Bild, das wir nachstellen. Noch besser wird es, als ich das Kostümjäckchen anziehe. Perfektion ist erreicht, als auch das letzte kaputte Blondhaar geglättet ist und Kittys Polarfuchs zum Einsatz kommt. Den gibt es zwar nicht im Original, aber er macht es absurderweise authentischer.

Fotos. Sinnentleert gucken. Garboesk an nichts denken. Ambitionierter: ans Nichts denken. Kinn strecken, Zunge an den Gaumen legen. Blick senken.

Mit Nivea die dicke Schminke in Bewegung bringen, Gesicht waschen, dieses Zeug, das die Augenbrauen abdeckt, geht nur mit feuchten Kosmetiktüchern ab.

Das Fotostudio wieder in eine Wohnung zurückverwandeln. Ein Glas Wein. Dann verabschiede ich mich vom Fotografen und fahre die Stylistin heim, parke den Wagen. Ziehe den Koffer durch den Regen hinter mir her.

Am Morgen das erste Bild. Es ist noch nicht genau das richtige, aber die Richtung stimmt. Es ist slightly surreal, sich selbst anzuschauen, in einem anderen Geschlecht, einem jüngere Alter, in einer anderen Ära. Siehe oben.

dvorakglam
(The Making of…)

2 Gedanken zu „SURREAL. BUT NICE.

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