In den Läden am Wittenbergplatz sind, mit Ausnahme KaDeWe und American Apparel fast nur Rentner unterwegs. Rollatoren und teure, hässliche Jacken, Markenschuhe. In den Einkaukswägelchen bei Kaisers: Zwergenfiltertüten für One-Woman-Kaffeemaschinen, Kirschjoghurt, Mini-Mon-Chérie-Packungen. Am Zebrastreifen zum U-Bahnhof kommt mir eine Frau in einem altmodischen, aber gepflegten silbergrauen Chintzmantel entgegen. Auch sie – auf eine seltsame Jehova-Art -vernünftig angezogen, ca Mitte 40, mit einem unglücklichen Gebiss – die Vorderzähne stehen extrem vor. Haare, gepflegter Diana-Schnitt, eine ziemliche Erscheinung aufgrund ihrer Größe. So eine Frau, an die man sich ein paar Tage mit Mitleid erinnert. Sie aber hat ihr Handy fast auf Kinnhöhe und tippt begeistert grinsend eine SMS. Ihr geht´s gut. Da läuft was, das kann man an ihrem Gesicht ablesen.
Kalter Wind fährt durch mein Übergangsmäntelchen und ich flüchte mich in die Make up Abteilung im KaDeWe. Der Mac-special-edition-Venomous-Villains-Lidschatten mit der bösen Stiefmutter aus „Schneewittchen“ ist leider ausverkauft. Ein tiefes Lila, fast schwarz. Hätte mir sehr gut gestanden. Nun ja. Am Stand von Thomas Sabo kaufe ich einen Flügelanhänger mit kleinen Kristallen drauf. Wie ein angefahrenes Vogelteil mit Tau benetzt. Für die Queen zum Geburtstag.
Ein halbes Stündchen habe ich noch zu killen, verwerfe Currywurscht-Ideen, trinke Pepsi-Light, weil´s keine richtige Cola gibt und sitze dann irgendwann im Wartezimmer, einen Spiegel-Artikel über Eva Braun vor mir. Die Läufer auf dem wall-to-wall-carpet hatte ich ganz vergessen.
„Herr Dick, haben Sie abgenommen?“
2007 haben wir uns das letzte Mal gesehen. Und dann sind wir im Gespräch. Generalisierte Angst, Unsicherheit, Panik-Attacken, Lebenssituation. Was hat sich seit damals geändert?
„Ich weiß, dass ich nicht wieder bei Null anfange.“
Eine 3/4 Stunde, in die ich alles fließen lasse, was in den letzten Wochen von Belang war. Die richtigen Zwischenfragen, so dass ich selbst ausloten muss. Der Außenblick von jemandem, dem ich ein hohes Maß an emotionaler Intelligenz attestiere, deshalb bin ich hier.
Und was machen wir nun? Wir holen mir ein Stück Sicherheit zurück und arbeiten an dem Großen Plan. We´re prepping the Dick vor 2011. And beyond.