PRIDE, PREKARIAT UND ZOMBIES oder GLAMS TANTE MILDRED

Es ist schon viel darüber geschrieben worden und eigentlich hätte ich es schon vor vielen vielen Jahren tun sollen, dissertierenderweise – das Sequel zu meiner Magisterarbeit wäre, ganz logisch und noch ungemein viel wissenschaftlicher, eine Abhandlung über die Bedeutung des Zombie in der westlichen Gegenwartskultur gewesen. Der Zombie ist sehr viel weniger spannend als der Vampir, insofern als dass er weniger Charaktermerkmale hat. Gar keine, eigentlich. Eine schwärende Hülle, die hungrig auf Menschen ist. Der Vampir wurde über die Jahre immer weiter entwickelt, persifliert, neu erfunden, der Zombie bleibt was er ist – erst seit ein paar Jahren wird mit ihm ein wenig experimentiert, indem man ihn in Jane Austen Romane steckt. Dabei bin ich der Anglist, der mit Jane Austen nichts anfangen kann, also verschonen sie mich mit „Pride & Prejudice and Zombies“.

Allein in diesem Jahr habe ich (mindestens) drei Zombie-Filme gesehen, weil ich der Annahme war, das benötige ich kulturell: „Carriers“, „Legion“ (ich hatte mich so auf ENGEL gefreut, STRAFENDE ENGEL – und was krieg ich – Zombies, toll.), „The Crazies“. Nicht einer der Filme schafft es, an den wirklich guten Zombie-Roman „Cell“ von Stephen King heran zu kommen oder einen der wenigen intelligenten und spannenden Filme des Genres – „28 Days“. Trotzdem bieten sie etwas kathartisches – ein paar leidlich Vernünftige und ein paar Unvernünftige setzen sich den sinnlos hungrigen Zombies zur Wehr, vernichten möglichst viele davon, und überleben gegebenenfalls. Sehr simple Struktur, aber, ehrlich gesagt für mich gerade interessanter, als was die Cullens so treiben.

Warum? Die Zombies stellen einen Defekt der Gesellschaft dar, eine Bedrohung, die auf die wenigen Gesunden zustapft. Das Schlimmste, was Dir passieren kann ist, dass Du arbeitslos, marktuntauglich, masseninkompatibel angefressen wirst und Dich selbst in ein ausschließlich von Hunger getriebenes seelenloses Monster verwandelst. Dabei haben die es gar nicht mal so schwer. Sie lassen etwas apathisch ihrer Bestimmung freien Lauf. Halt ein Prekariat, wie es im Buche steht. Anstatt zu arbeiten oder mit Arbeitslosigkeit beschäftigt zu sein (in vielen Fällen natürlich auch arbeitssuchend), besteht ihre einzige Arbeit in der Ernährung. Und wenn satt sein glücklich macht, dann hat es der Zombie gar nicht mal so schlecht, nur dass er das nicht wertschätzen kann, weil er dazu zu blöd ist und sich in die Zombie-Gesetze fügt.

Wieso muss ich bei Zombies immer an den Arbeitsmarkt denken? und bin ich in dieser Analogie nun Zombie oder Flüchtling? Was würden die Helden sagen? Anyway, hol den Vorschlaghammer.

Wenn nächstes Jahr um diese Zeit mein Buch in den Handel kommt, das völlig ohne Zombies auskommt, dann sollte ich idealerweise den Nachfolger schon zu 2/3 fertig geschrieben haben. Um an das zu veröffentlichende Buch anzuknüpfen sollte es Genre-verwandt sein. Ich hab mir Gedanken gemacht, über Zombies, aber nicht sehr lange. Sie sind unsexy, sie haben keinen Glamour. Sie taugen nicht wirklich für einen Glam-Roman. Aber möglicherweise wird es eine Randfigur geben, die keiner mag, die jeder meidet, es handelt sich um Tante Mildred. Und ich denke, Tante Mildred besetze ich mit einem Zombie. Aber sie wird keine Beute machen. Und das ist dannmein Statement zur kulturellen Bedeutung des Zombies in meinem Kosmos.

(Und, jetzt mal ehrlich: beißt Dich ein Vampir wirst Du unsterblich und glitzerst neuerdings sogar im Sonnenlicht. Beißt Dich ein Zombie, dann faulen Dir die Ohren ab, Deine Haut suppt und Du stinkst nach Verwesung. Braucht noch jemand eine Entscheidungshilfe?)

2 Gedanken zu „PRIDE, PREKARIAT UND ZOMBIES oder GLAMS TANTE MILDRED

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