DIE SONNE, DIE STERNE – GEHÖREN DOCH AUCH ALLEN

Nach der Therapiesitzung kommt es mir gerade ganz gelegen, dass die Autos vor mir alle maximal 35 fahren. Es regnet und es ist dunkel, da fahre selbst ich vorsichtig. Bei diesem langsamen Rumkutschieren ist Zeit und Raum für Flashbacks. Und ich höre mir noch mal ihre Fragen an und meine Antworten, groove mich wieder in diesen Therapiemodus und glaube schließlich daran, dass alles besser werden kann, auch wenn es momentan nur anderthalb Sicherheiten in meinem Leben gibt, und, machen wir uns nichts vor, eigentlich gibt es keinerlei Sicherheit, nur das Gefühl davon, der Rest ist Eventualität von Schlammlawine (siehe vorheriger Beitrag.)

Ich fühle mich sicher in meinen sozialen Kontakten. Nicht in dem Maße, dass ich der Annahme bin, dass alle meine Freundschaften ewig halten werden. Wo viel Liebe ist, da entsteht auch Hass; eine enge Verbundenheit führt auch zum Clash. Es ist eine Frage, wie man sich davon irritieren lässt und man kann eben leider bei anderen nicht beeinflussen, wie sehr sie etwas verletzt. Nur sein Bestes geben, die Waagschale wieder in die korrekte Balance zu bekommen und die Daumen drücken, dass der andere die Geduld mitbringt, abzuwarten, bis die Stimmung wieder stimmt.

Sie will ja immer, dass man in einer Beziehung ist, weil das wohl auch zur Sicherheit beitragen soll. Ob ich mir denn mit der Latinofalle eine Beziehung hätte vorstellen können, und wie es jetzt ist, wo ich weiß, dass er als Pornodarsteller arbeitet. Realistisch betrachtet bin ich für den aber nur einer von vielen. Den Job macht er sicherlich nicht, weil er so gut bezahlt ist sondern weil er zu ihm passt. Er ist nun mal ein sehr sexueller Mensch und einer oder zwei oder drei werden ihm nie genug sein. Er ist Sternbild Matrose, Aszendent Big Dick. Außerdem ist er das Chaos und Akribie gleichzeitig in Person, lässt einen warten, textet einen manchmal derart zu, dass man ihn mit einem Kuss stoppen muss. Und seine Gabe ist es, dass man sich ihm nahe fühlt und dass diese Nähe selbstverständlich ist, wenn man ihm nahe ist, wenn er weg ist, verschwendet er keinen Gedanken mehr an einen, dann erzeugt er vermutlich die nächste Nähe. Also nein, ich kann mir keine Beziehung mit ihm vorstellen, entscheiden ist hier nicht sein Beruf, sondern seine Berufung. Und das tut nicht (mehr) weh, mittlerweile kann ich tatsächlich drüber lachen. Er verdient halt mit dem Geld, was er am Besten kann, sage ich und dann schmunzeln wir beide. Und natürlich werde ich mit ihm wieder Nähe spielen, sollte es sich ergeben, mit dem added bonus, dass er von mir kein Geld bekommt, sondern – Nähe.

Noch schnell zur Ärztin, Konsiliarbogen ausfüllen lassen, 20 Minuten Wartezimmer, zack, Stempel, nach Hause. Ein bisschen lesen, eine Folge Damages. Und dann bleierne Müdigkeit, wie sie im Buche steht. Ärmel-Kanal-Durchschwimmende Müdigkeit. Ich schau auf die Uhr und lass mich nicht davon irritieren, dass es erst kurz nach 21h ist und mache das Licht aus und schlafe 11 Stunden.

8 Gedanken zu „DIE SONNE, DIE STERNE – GEHÖREN DOCH AUCH ALLEN

  1. frankburkhard

    trägt zur SICHERHEIT bei?!?!?
    hat die Frau in ihrem Leben auch nur EINEN Film gesehen, in dem eine Beziehung vorkam?!

    Einerseits versteh ich ja, was sie meint, andererseits… ganz schön theoretisch, dieser Ansatz 😉

    UND andererseits. Wer elf Stunden schläft, hat auch irgendwas richtig gemacht 🙂

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  2. glamourdick

    REPLY:
    die frau hat vermutlich eine sehr gut laufende beziehung. (und ich verstehe ja auch, was sie meint, wenn es mir auch, angewendet auf mich, sehr abstrakt vorkommt, and maybe that´s exactly straight to the point.)

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  3. SkurrileWaage

    REPLY:
    Das sollte sich einrichten lassen. Bin zwar zwei Wochen und 250 km vom Fr. Sten weg, aber dann…!
    Was schicke ich Ihnen, der ich keinen ipod habe, mp3? Oder muss ich Verkäufer im itunes-store werden?

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