Der Motor hüstelt nur beleidigt, als ich den Wagen starten will, was lässt Du mich auch bei diesem Wetter draußen, selbst Schuld. Ich hoffe inständig, dass das bestellte Starthilfe-Taxi nicht den gleichen Fahrer hat wie letztes Wochenende. Und siehe da – er ist freundlich und kompetent.
„Wie lange muss ich denn jetzt fahren, bis die Batterie wieder aufgeladen ist?“
„Na, so 40 Minuten.“
Argh. Es ist dunkel, es schneit, die Scheiben sind beschlagen und die Straßen glatt. Ich könnte mir Schöneres vorstellen. Aber so fahre ich einfach die Straße weiter, an der ich sonst abbiegen würde, die playlist „car 2“ wummert und bald bin ich im tiefen Osten, in Gegenden, die wie Kleinstadt aussehen. Es sind nicht viele unterwegs bei diesem abschreckenden Wetter, und ich bin dankbar für meine Winterreifen. Es wird langsam warm im Wagen, während ich sightseeing im Dunkeln mache und dann auf dem Rückweg auch an meiner ersten Berliner Wohnung vorbeifahre. Der Kiosk ist weg, der Bäcker auch. Da ist noch die Firma, die jedes Jahr meine Gastherme wartet. Es sieht alles aus wie früher, equally depressing, diese Straße. Da hat einer ein Dachgeschoss draufgesetzt. Und das Haus nebenan ist jetzt beige, nicht mehr anthrazit. Aber hier war schon immer alles ein wenig wenig und es ist nicht mehr geworden, sondern noch weniger. Selbst die Straßenbeleuchtung gibt sich deprimiert und kann sich nicht so richtig durchsetzen, muss sie auch nicht, es ist eh keiner unterwegs.
Nach exakt 48 Minuten Fahrt parke ich den Wagen am Spreewaldplatz und freu mich über die Lichter aus den Bars und Cafés, über Menschen, die auf der Straße unterwegs sind, sich abchecken. Ich mag den Effekt, den die Hostelisierung der Gegend hat, insbesondere im Winter, wenn nur hartgesottene Reisende unterwegs sind und nicht zugekiffte Teenie-Gruppen schafähnlich auf der Straße stehen und einem die Durchfahrt unmöglich machen.
Zu Hause mache ich die Lichterkette an Jayne Mansfields Weihnachtsbaum an, die pinkfarbenen Kristalle funkeln, betrachte durch die Fenster den unberührten Schnee auf dem Balkon, wie er das warme Licht reflektiert. Es ist ganz ruhig in der Wohnung. Silent night. One of those moments.