WITH A KISS

Eine Therapiesitzung, die ich herumreiße. Den Knochen, auf dem Sie gerade rumpicken möchten, den können Sie liegen lassen. Der ist in Sicherheit. Wie es kommt, dass es mir besser geht, wo komme ich gerade her? Ich habe den Knochen in Sicherheit gebracht. Es hat einiges an Aufwand gekostet, aber es ist gelungen, und ich bin stolz. Und ich hatte frei, habe den ganzen Tag geschrieben. Schreiben Sie eigentlich auch über sich selbst? Das ist doch eine ziemlich bemerkenswerte Biografie? Täglich. Zwanghaft. Aber es taugt nicht zur Fiktionalisierung – die Love-Story fehlt. Und dann versuche ich ihr (und mir) zu erklären, wie alles Schreiben immer über mich ist, selbst, wenn ich über Kate schreibe oder einen Film, der mich bewegt hat. Der Roman, in dem ich als Figur nicht vorkomme, ist ebenfalls ein Selbstbild – einen Großteil meines kulturellen Kosmos habe ich dort verarbeitet, eine Art Suchspiel daraus gemacht. Man ist eingeladen, zu dechiffrieren, aber es geht auch ohne. Warum mich Kate gerade so beschäftigt? Die musste zwei Jahre warten, bis EMI ihre erste Platte veröffentlichte, und auch sie griff auf vorhandenes Rohmaterial zurück, das in der Wartezeit geschliffen wurde – das ist der naheliegendste Bezug, und natürlich bin ich mit ihr aufgewachsen, habe sie als selbstverständlich genommen, dann hat sie sich zurückgezogen und war gar nicht mehr selbstverständlich, und in diesem Zeitraum – und gerade jetzt – höre ich ihre Musik wie zum ersten Mal. Neu. Differenziert. Mir fallen Sachen auf. Ich dechiffriere. Es ist ein Eintauchen, das ständig belohnt wird. Korallen! Irgendwann fällt die Frage, wer den Schlüssel hat, aber mein Redefluss fließt gerade in eine andere Richtung und im Auto denke ich wieder an die Frage und nachts träume ich, dass Kate mich küsst (imagine!) und wache ein wenig beunruhigt auf, sooo nah wollte ich ihr dann doch nicht kommen aber dann begreife ich – Houdinis Frau. Und mir wird klar, wer jetzt den Schlüssel hat. Wenn Sie mich in den nächsten Tagen sehen, fragen Sie nicht nach der Sorgenfalte. Es ist nur so, dass ich gerade nicht weiß, wo ich den Schlüssel hingelegt habe. Aber alles findet sich wieder an, des bin ich gewiss.

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