HOUNDS OF LOVE – AN APPRECIATION


Placebo – Running Up That Hill (Fan Version 1)

Drei Jahre später dann war sie längst Meisterin des layering und hatte all ihre Stimmen gefunden. Man nimmt Effekte nicht mehr als Effekte war, es ist alles organisch. Stimmlich waren da nun Dutzende Kates. Dämoninnen, Elfen, Muppet-Kate, die Warme, die Reflektierte, die Irre, das Monster, die Sirene. Die Profunde. Hören Sie sich noch einmal „Running up that Hill“ an, mit dem das Album eröffnet wird. Da hat sie Houdini den Schlüssel gegeben. Sie kämpft für die Liebe, das Single-Cover zeigt sie mit angelegtem Pfeil und Bogen. Die Loops, die herzschlagbeschleunigten Drums. Die Anstrengung, der Drive, den eine Liebe braucht und verschleißt, running with scissors. 25 1/2 Jahre später immer noch das für mich bedeutsamste Lied aller Lieder. Die Tatsache dass ich die „Warum“-Frage nicht beantworten kann, deutet daraufhin, dass es dies noch bleiben wird, solange ich den Berg hochrenne.

Die durchknallende Angestellte, die sich wegreißen lässt, sich auf den Tanz mit einem Fremden einlässt, swept off her shoeless feet. Wie süß, das Video – wie sie sich zwingen und einfangen lässt und dabei nie Opfer ist, sondern Mittäterin, Komplizin. Bei der „I found a fox“-Passage steigen mir bei jedem Hören Tränen hoch. Weinen vor Ergriffenheit. Pure Schönheit. „Ashby House“ ist um diese eine Szene aufgebaut.
Two steps on the water. Sich hineinschleudern in die Liebe, nicht mehr vor ihr wegrennen. Mit beiden Beinen auf´s Wasser! Hier, Deine Schuhe. Die schmeiß ich jetzt auch! It´s not just LOVE. It´s La-la-la-la-la-la-la-LOVE.

The Big Sky – mit offenen Augen durch die Welt gehen und nach oben schauen. In allem Bedeutung sehen und darüber grinsen können. Das Leben lieben. Ein Kifferlied? So what?

Die strengen Takte am Anfang. Die Scherben, das Dissonante. Mother – will hide the murderer. „Comfort“ wird musikalisch nicht hergestellt, denn es geht nicht um die Heiligsprechung der Mutter, Thema ist das Schuldgefühl, das man der Mutter gegenüber hat, für alle Fehler, die man begangen hat, und wie kann sie einen denn bloß trotzdem lieben?

Und dann das größte Vaterlied, das ein Sohn seinem Vater schreiben kann. Kate, der Sohn.

Über „The Ninth Wave“, die Konzept-Seite des Albums, kann ich nicht schreiben, das wäre Frevel. Dazu habe ich nicht genug Buchstaben, geschweige denn Interpunktion. Vor so einem Kunstwerk kann ich mich nur verneigen.

Ach, Kate. Ich weiß, Du willst gar nicht verehrt werden, Du wirst auch rot, wenn Dir jemand ein Lob ausspricht. Und ist auch alles schon so lang her. Aber da musst Du nun durch. Man kann nicht ungelobt Kunstwerke funkelndster, edelster, profundester Schönheit in dem Raum stellen, diamantene Elefanten, sternenstaubberieselte Furien, in der Sonne schmelzende Blumen, mondschillernde Brandungswellen, und dann so tun, als sei man nur ein Mensch. Eine Welt ohne diese Kunst, ohne diese Künstlerin – schlichtweg unvorstellbar. Und wenn Du nur dieses eine Lied geschrieben hättest, das vom Deal mit Gott – ein Taj Mahal in meinem Herzen wäre immer Deins. (Aber, wenn ich drüber nachdenke – das Lied mit den Hunden ist ebenso unverzichtbar.)

hounds-of-love

Ein Gedanke zu „HOUNDS OF LOVE – AN APPRECIATION

  1. timanfaya

    „waking the witch“ ist für mich eines der größten tracks ever. zusammen mit „under ice“ und „jig of live“ eine der höchsten genialitätsdichten, die auf einem album gemeinsam zu finden sind. mrs. bush gehört für mich fraglos zu den großen fünf, die ich in einem atemzug als für mich beste musiker nennen würde. und wäre sie nicht david gilmour zufällig vor die füsse gefallen hätten wir all das nicht zu hören bekommen. wie schrecklich. der war musikalisch zu seiner zeit gedanklich zum glück auch eindeutig weiter als alle anderen und konnte das erkennnen, was da an potential vor ihm stand …

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