NEUE WEGE

Ein bisschen viel Routine gerade, gewöhnlich hat das ja etwas Beruhigendes, es täuscht einem vor, dass nichts Schlimmes oder Schönes passieren kann, dabei gibt es durchaus Höhen- und Tiefpunkte, aber auch die irgendwie berechenbar. Freitag Nacht im R. beispielsweise. Der Ablauf dieser Nächte ist so klar, was variiert, ist die Besetzung, aber selbst die… Der P. mit dem Lippenherpes wieder, dasselbe Tresenpersonal, ein neuer Mann mit bezauberndem Lächeln, der nicht von meiner Seite weicht, aber sonst auch irgendwie keine Anstalten macht und sich alle Optionen offen hält. Es mag ja praktischer sein, jemandem im wahren Leben kennen zu lernen, in Fleisch und Blut und Geist, aber will man ausgerechnet jemandem näher kommen, der – zugegeben – wie man selbst auch – um 4.00 morgens im R. hängt? Vielleicht, um seinen uncharmanten Auftritt von vor ein paar Wochen wett zu machen, streicht mir der P. über die Wange, ich denke nur „Blödmann“. Und „der nächste Hamster stirbt bestimmt“. Die Nächte im R. über die Jahre: eine Serie von Abziehbildchen, die man auf eine innere Wand nebeneinander klebt, und auf jedem ist man zugedröhnt, zu stark geschminkt und auf jedem neueren etwas älter.

Es ist alles wie immer, nur etwas rougher. Der Balkon ist unbepflanzt, Grey Gardens indeed, die Wohnung müsste dringend mal gestrichen werden, aber Steuer und Miete gehen gerade vor. Ich bin von polnischen Zigaretten auf selbst drehen umgestiegen. Im Job ist zwar nicht Hochsaison, aber die Anzahl der Kollegen, die sich für freie Schichten eintragen, ist geringer. Ich versteh´s nicht. Früher brauchte man doch Geld? Die Atmosphäre ist geladen, wegen Krankfeierer, die dafür Sorgen, dass andere für 2 arbeiten müssen.

Die Arbeit am Buch, die jetzt Verwaltungsarbeit ist, ist das einzige, was diesem Warteschleifenjahr etwas Form verleiht. Something good is gonna happen.

Und die letzte Zeile aus einem Gedicht, das Georgette mir einnmal schrieb: „Auf alte Wege kannst Du nun nicht mehr zurück.“

Ein Gedanke zu „NEUE WEGE

  1. redband

    *aber will man ausgerechnet jemandem näher kommen, der – zugegeben – wie man selbst auch – um 4.00 morgens im R. hängt?*

    Ich möchte kein Mitglied in einem Club sein, der Leute wie mich aufnimmt – hat Groucho Marx gesagt (der Kluge), und wenn wir schon bei Sinnsprüchlein sind, gleich noch eins von Bob Marley hinterher: Everything’s gonna be alright.

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