Ein Nachmittag mit „Veronika Voss“, eigentlich wollte ich noch einen draufsetzen mit „Black Swan“, aber ein tragisches Frauenschicksal war dann völlig ausreichend. Meisterlich, wie Fassbinder es schafft, zu bewegen, ohne dass man ins Heulen käme. Ein böses Märchen ist das, und es zu betrachten durch die Kinderaugen von Sportreporter Robert Krohn, dessen Name mit seinen „oh!“s schon einen staunenden Blick suggeriert. Wie „Harry York“ in „Frances“ ist Robert fiktional, eine Erfindung der Drehbuchautoren. Wenn Harry York auch als Blickrichter auf das Leben von Frances Farmer dient, dann in noch stärkerem Maße als Erträglich-Macher. Frances hatte keinen Harry, der immer wieder rettend einsprang, es war also alles noch übler als in „Frances“ abgebildet. Robert aber fasst einige Figuren zusammen und formt den Blick auf Veronika, das verzerrt die Biografie der Sybille Schmitz, aber Fassbinder wollte auch kein Biopic drehen, so heißt seine Protagonistin auch Veronika, nicht Sybille, sondern ein Bild der Nachkriegs-Bundesrepublik zeichnen, dafür wahre Geschichte als Vorlage verwendend. Ich wäre der erste, der meckert, wenn es um die Verletzung eines meiner Stars geht, um eine falsche Darstellung, aber „Veronika“ ist ein Denkmal und Zeitdokument.
Sybille Schmitz´ Geschichte sollte dennoch noch einmal erzählt werden. Das wahre Drama, das sich nach ihrem Tod abspielte – ähnlich wie Cornelia Froboes im Film, schleuste sich eine junge Frau bei der Morphium-Ärztin ein und sagte später im Gerichtsprozess gegen sie aus – dürfte ausreichend Stoff liefern. We´ll see. Vielleicht, wenn ich einmal die Filmrechte für „Ashby House“ verkauft habe und Zeit und Geld zum Schreiben vorhanden sind.