Es hat etwas sehr Feierliches, an diesem Wetter-unberechenbaren Sonntag über den Friedhof zu spazieren. Die Stille, Produkt der Abwesenheit von Lärm und Lärmenden, das Unaufgeregte, die in Stein geschlagene Würde, die dieser Ort ausstrahlt. Irgendwo, da, wo die Asphaltierung aufhört, gerät der Friedhof zum Museum. Auf den Dächern von Mausoleen wuchern Bäume. Grapbepflanzungen außer Rand und Band überdecken Grabplatten und beschatten die Beschriftungen. Es ist ein unsagbar verwunschener Ort mit Jesus und Maria-Statuen in allen Stadien des Verfalls. Engel mit geknickten Flügeln. Knochentrockene Grabinschriften.
Und plötzlich ist man wieder im apshaltierten Bereich, da steht eine Frau, Mitte 60, in schicker Jacke, und weint bitterlich, reibt sich mit einem Taschentuch die Augen. Vor ihr ein frisch und bunt bepflanztes Grab. Und dann bleibt einem nicht nur der Atem stocken, sondern es entfaltet sich die gesamte Wirkmacht des Ortes und erschlägt einen. Ein paar Schritte weiter denke ich, hingehen und in den Arme nehmen und selber ein bisschen mitweinen. Mach es dann aber doch nicht. Es gib ein Alleine, das heißt dann wirklich allein. Da gibt es keinen Trost zu spenden.
Schoen gesagt.