Speed, Madness, Flying Saucers

Eine dieser Nächte, um 4 Uhr wach, und mich selbst überrumpelt und getan, was ich seit Wochen mich nicht traute: „Ciao Manhattan“ anzuschauen. Vorab mit allen Special Features, Interviews und etceteras angefangen, um bloß den Film zu umgehen, den ich zuletzt Ende der 80er sah, in einer deutschen Synchro, die tatsächlich „Addio Manhattan“ betitelt war, das VHS-Cover so schlimm wie der Titel. Ud damals litt ich. Es war nicht der Film über mein Idol Edie Sedgwick, den ich hatte sehen wollen, sondern ein Trash-Letzter-Klasse-Indie, der meine Edie zu Grabe trug, 28 war sie. 30 Jahre später, nach langjährigem Konsum von 70ies Porn, dessen Stilistik mich im Vergleich zu aktuellem Internet-Porn begeistert, kann ich den Film anders beurteilen, ich sehe, wo er herkommt. Frage mich, ob er ihr würdig wird, aber nur kurz, die Antwort ist Jain, wir sehen einen Junkie in ihren letzten Monaten, eine Frau, die zwei Jahre lang fragwürdigen Ruhm als Warhol-Satellit genossen hat: jede andere Umgebung wäre ihr ebenfalls zum Verhängnis geworden, das weiß man wenn man ihre Biografie (Stein/ Plimpton) gelesen hat. Der Film ist und bleibt schlecht; die Motivation ihn nach drei Jahren Produktionszeit zu Ende zu drehen, mit einer Edie, die kaum noch einen klaren Satz heraus bringt, ist menschenverachtend. Dennoch ist „Ciao Manhattan“ das Dokument einer Verwesung am lebendigen Leib, dem Zuschauen bei einem tiefen Fall ohne Netz. All das ist nicht was der Film wollte oder Edies Image generierte. Deshalb ist der Film so unerträglich, aber auf die beste Art und Weise. So einen Zustand wünscht man niemandem. Ihre Mikro-Karriere, anderthalb Jahre Factory-Star, blieb immer unterschattet und umwölkt von den Ausmaßen des Erlebnisweges, Kind einer American Horror Family zu sein. Schande ist, wie Warhol und später das „Ciao“-Filmteam das ausnutzte. Ich liebe Edie. Bekannterweise kann Glam ja gut mit schwierigen Menschen und hat Sympathien against better knowledge. Es sind nicht die schwierigen Menschen, die einem das Leben schwer machen. (Wenn man es nicht zulässt.) Ich hätte mit Edie keinen Film gedreht, sondern wäre mit ihr zum Arzt gegangen, immer und immer wieder.

Wie Iris sagt – uns bleibt die Stimme.

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