DAS STINKEN DER LÄMMER

Infernalisch. Schon bevor ich die Wohnungstür aufschließe, schlägt mir der Gestank entgegen. Als habe man Meeresfrüchte und eine Knoblauchzehe verbrannt und das ganze dann mit einer Flasche Pril gelöscht. Vor ca 2 Stunden. Was den fischigrauchigen Gestank mit der Chemiezitronennote noch schlimmer macht, ist dass er kalt ist. Ich würge kurz, hole noch einmal tief Luft, rase in die Wohnung und reiße all verfügbaren Fenster auf. Ich halte mich auf der Terrasse auf, bis der schlimmst Gestank verflogen ist, dann gehe ich in die Küche. Wenig später erscheint auch die noch-2-Wochen-Mitbewohnerin, die Waechtersbach-Nemesis. Sie schaut fasziniert auf das Küchenfenster.
„Ach SOOO geht das Fenster auf!“

Ja. Dafür hat es ja den FensterGRIFF. Aber was nützt der Versuch einer Erklärung bei jemandem, der annimmt, dass Wäsche am Besten in der Waschmaschine trocknet, weil sie es da so kuschlig hat und die den Staubsauger auf minimale Saugkraft einstellt, weil sie das mit dem Energiesparen nicht so recht verstanden hat, oder weil sie dann den Stimmen im Skype besser folgen kann, man weiß es nicht. Immerhin hat sie begriffen, wofür so ein Fenster da ist, dass es sich nicht einfach um ein Loch in der Wand handelt, das man in Ermangelung anderer Materialien mit Glas abgedeckt hat.

Wenig später lese ich im Internet.

„Liebes Gesichtsbuch,

dafür dass ich nicht kochen kann, tue ich dies in letzter Zeit immer häufiger und immer erfolgreicher. Heute gab es einen delikaten Lammbraten mit Rosmarin.“

Ich rechne heute damit, in der Wohung überall kleine Gewöllbällchen zu finden, denn dem Gestank nach zu urteilen trieb sie das Lamm lebend und ungehäutet in die Mikrowelle, mit einem Rosmarinstengel im Schnäuzchen, zwei Knoblauchzehen unter den Lamm-Achseln und Tränen in den Äuglein.

Ich hoffe, dass sie in den nächsten zwei Wochen nicht noch das Kandieren für sich entdeckt.

11 Gedanken zu „DAS STINKEN DER LÄMMER

  1. brittbee

    germany’s best mitbewohner? ich würde sehr gern in der jury sitzen. und reisse auch gern die kulinarische abteilung an mich. wer nicht aus kühlschrankresten drei gänge zaubern kann darf die schwelle kein zweites mal übertreten. das trampel macht aber echt alles falsch.

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  2. timanfaya

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    … hilft nix. auf einmal lernt die ’nen tollen tüpen kennen, muß aus familiären gründen konvertieren und schon wird am nächsten wochenende im wohnzimmer geschächtet, was das zeug hält.

    das leben gibt immer einen mehr aus …

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  3. kittykoma

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    früher gab es wirtinnen, die ihren untermietern (der herr student) gerade mal das erwärmen von rasierwasser erlaubt haben.
    sitten sind das! wenn sie erstmal richtig was anbrennen läßt und der topf hinterher entsorgt werden muß. (möglichst noch brennend aus dem fenster geworfen wird…)

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  4. brittbee

    REPLY:
    die wirklich so unglaublich reizende begleitung hat auch noch mal nach deinem namen gefragt und hat so ähnliches von dir gesagt. ein ganz toller. mehr dazu mal offline.

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  5. walküre

    Kandieren ginge noch, Karamelisieren wäre definitiv schlimmer.

    Sie haben doch sonst ein gutes Gespür für Menschen, wie mir scheint – wie sind Sie denn überhaupt zu dieser wandelnden Katastrophe, die darauf wartet, sich zu ereignen, gekommen ?

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  6. glamourdick

    REPLY:
    das hat nichts mit dem alter zu tun. (remember the mitbewohner with the lovely dog?)

    vielleicht mach ich ne bewerberunde, wo alle ihre basic living skills unter beweis stellen müssen. flasche mit dem feuerzeug öffnen. klospülung ziehen. solche sachen.

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