18 Gedanken zu „DON´T STOP BELIEVING or PAST LIVES

  1. frankburkhard

    Sie reibt sich gedankenverloren die schmalen Hände warm. Es ist kalt in dem großen, leeren Anwesen, dessen spärlich möblierte Räume schnell im brutalen Dunkel des frühen Winterabends versinken.

    Im letzten Licht des Tages toben draußen vor den pseudoviktorianischen Fenstern des 8,25-Millionen-Euro-Landhauses ihre zwei Weimeraner durch den brandenburgischen Schnee…“ The hounds of love are hunting“, setzt sie leise zu summen an und kämpft weiter gegen ein leichtes Frösteln.
    Der Ohrwurm hat einen naheliegenden Grund, denn nicht nur sind die beiden Hunde draußen ein Geschenk ihrer Geschäftspartnerin Kate Bush, die mit der Komposition der Musicals zu jedem der Mega-Seller der Erfolgsautorin, die da am Fenster fröstelt, mehr Geld verdient hat als mit all ihren eigenen Alben, – es raschelt in der Innentasche des Autorinnen-Oberteils auch der jüngste Brief der fernen musikalischen Freundin, mit Fragen und Anregungen zu weiteren gemeinsamen Projekten, UND verbunden mit der Bitte, dem Bush´schen Sohn einige Zeit Unterschlupf zu gewähren, weil der sich wegen einer Entziehungskur vor der berüchtigten englischen Klatschpresse versteckt halten soll…
    „Entziehungskur…“ murmelt sie unhörbar und ein mürrisches Kräuseln umspielt für einen Moment die weltberühmte Autorinnen-Stupsnase, während sie mit dem Handrücken beiläufig ein, zwei weiße Stäubchen vom Ärmel fegt, bei denen es sich wohl um Schnee von draußen handelt, worum schließlich sonst.

    Dem strengen ostdeutschen Winter ist das champagnerweiße Material ihres Vintage-Woll-Blazers nicht gewachsen, denn konzipiert wurde er für kühle kalifornische Abende, nicht für den sibirischen Hauch, der sich hin und wieder über DIESEN Teil von Europa legt.
    Es ist DAS liebste Bekleidungsstück der erfolgreichen Krimi-Autorin, erstanden aus dem Fundus-Verkauf einer längst verstorbenen Hollywood-Legende, deren überirdisch leuchtendes Blond sich auch die Schriftstellerin schon vor Jahren zum Markenzeichen gemacht hat und das in beiden Fällen eine entrückte, fast schmerzhaft schöne Harmonie mit dem altmodischen Wollweiß des Damenoberbekleidungs-Teils eingeht.
    Der blasse Teint der makellosen Haut der scheinbar alterslosen Schriftstellerin tut sein Übriges zu dem rätselhaften, ätherischen Gesamtbild – ein Gesamtbild, das die internationale Fach-Presse nach dem lawinenartigen Erfolg des Spätwerks der Schriftstellerin mit der üblichen Besessenheit zu enträtseln versucht hatte.
    „Versucht.“ denkt sie und der Anflug eines mitleidlosen, harten Lächelns setzt sich für einen Moment auf ihre Wangen, leicht und kurzlebig wie eine der Schneeflocken, die sich von draußen aufs Fenster setzen, nur um dort umgehend zu schmelzen…
    Sie greift nach der hauchdünnen Versace-Porzellantasse mit Lapsang-Souchong-Tee, der am Fenster neben ihr auf einem Service-Wägelchen wartet, – der Tee ein Geschenk ihrer Freundin und Kollegin Joanne K., die sie seit Jahren regelmäßig in England besucht und die einzige Person, mit der sie ernsthaft den Segen und Fluch des Superstar-Autorinnen-Daseins bereden kann, – das Wägelchen ein „Souvenir“ aus der Präsidenten-Suite des Berliner Adlon Hotels… verknüpft mit sehr undamenhaften und dafür umso hochgeschätzteren Erinnerungen an die damalige Nacht mit den beiden jungen Brasilianern vom Zimmerservice…
    Im Gegensatz zu den zwei temperamentvollen Hotelangestellten aber ist der Tee, nach dem die fröstelnde Schriftstellerin jetzt greift, kalt. Sie setzt die Tasse auf dem frivolen und – nennen wir die Dinge doch ruhig beim Namen- gestohlenen Wägelchen ab und zieht den Polarfuchs heran, um ihn sich in einer Bewegung von vollendeter Eleganz um die Schultern zu legen. JETZT ist das Bild perfekt, das Kostüm vollständig, die Uniform angelegt, das Werkzeug gerüstet. Sie schließt kurz die Augen, atmet tief aus und dann hört man das gedämpfte Klicken einer digitalen High-End-Kamera, als der vom Verlag beauftragte Portraitfotograf sein Bild macht.

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  2. Casino

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    wird es denn das titelbild? das bild scheint einen tick mehr buch als glam zu sein, es gibt dich im- und durch das buch wieder, aber du als autor bist doch auch noch jemand anderes, so aus dem bauch raus würde ich ein anderes autorenbild nehmen. diese stilisierungen sind ja immer ein hervorgehobener aspekt eines menschen, mehr star als film, mehr ereignis als geschichte, auch wenn sie eine geschichte erzählen wie dein bild hier. würdest du es denn als autorinnenfoto auch fürs nächste buch behalten wollen?

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  3. glamourdick

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    das bild ist ein stunt für das buch. eigentlich wollten wir es als titelbild anbieten – das entscheidet letztlich der verlag (meine eitelkeit wird schon durch meinen namen auf dem cover bedient, ich muss nicht noch als bild drauf 😉 für´s nächste buch wird es einen neuen stunt geben, denke ich.

    bis dahin ist noch viel zeit und ich werd meine meinung vermutlich noch paar mal ändern. nun ist das bild gepostet, in der welt, und ich kann mich mit den nächsten dingen befassen. eine neue frisur und ein neuer mann, dachte ich.

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