SWOON

Anfang der 90er war der Film an mir vorbeigegangen, umso mehr freute ich mich, als ich jetzt auf ihn aufmerksam wurde. Aus dem Frühwerk des „Savage Grace“-Regisseurs Tom Kalin, erzählt „Swoon“ die Geschichte eines amerikanischen Verbrechens, das nicht nur Geschichte machte, sondern auch nachhaltig kulturelle Inspiration lieferte – Hitchcocks „Rope“ basiert lose auf den Geschehnissen im Chicago des Jahres 1924.
Zwei attraktive Studenten, Leopold und Loeb (ja, ich weiß, klingt eher wie ein Broadway-Team), beweisen sich ihre Liebe und ihren Zusammenhalt, indem sie kleinere Verbrechen begehen. Zum katastrophalen Höhepunkt ihrer Liaison beschließen sie, einen Menschen umzubringen. Und tun es. Opfer ist der 14jährige Bobby Franks. Während den Elter ein Kidnapping vorgespielt wird, ist der Leichnam des Kindes bereits beseitigt. Es dauert nicht lange, bis die Täter ermittelt werden – soviel zum Erfolg des geplanten „perfekten“ Verbrechens. Vor Gericht wird nicht nur der Tathergang an die Öffentlichkeit gebracht, sondern auch das skandalöse Verhältnis der jungen Männer. (Bei den Details über ihr Liebesleben, werden die Frauen gebeten den Gerichtssaal zu verlassen.)

Kalin hat mit dem Opfer der Mörder soviel Mitleid wie die Mörder selbst. Keines. Die Tat dient ihm nur als Illustration der Beziehung der Männer. Auch die bleiben seltsam weit weg. So wirken sie wie Pornopostkarten einer fernen Ära, ihre Gefühle werden an keiner Stelle nachvollziehbar. Vordergründig wirken die Filmbilder elegant, was jedoch allein an der gekonnten Schwarzweiß-Fotografie liegt. In Farbe würde das bescheidene Budget und die Sparmaßnahmen in der Ausstattung nur allzu deutlich ins Auge stechen. Zwischen der Bilderwelt von „Swoon“ und „Savage Grace“ klaffen Welten (liegen aber auch immerhin 15 Jahre). „Savage Grace“ ist allerdings auch nur, was die Bilder angeht, bemerkenswert. Wenn man die Vorlage kennt, weiß man dass Kalin sie in den Sand gesetzt hat. Rückblickend auf „Swoon“ hat das allerdings Tradition. Vielleicht ist es sein Markenzeichen, historische Mordfälle mit einer vermeintlichen Ästhetik zu bepinseln. Das zwischenmenschliche Grauen, das in solchen Fällen steckt, berührt in seinen Filmen kaum. Die Filme lassen einen kalt. Auch irgendwie bemerkenswert, aber nicht meins.

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